Richtig zuzupacken und den Gegner auszuhebeln heißt es im Training auch für Juliane Schmidt, ein e der beiden in der Wrestling-Schule aktiven Frauen. Fotos: Schwark Foto: Schwarzwälder-Bote

Hintergrund: In Baiersbronn einzige Wrestling-Schule im Land / Kampf gegen schlechtes Image

Von Arno Schade

Die Kämpfe sind spektakulär, aber umstritten. Auch wenn die Schläge und Tritte Zentimeter vor dem Körper gestoppt werden oder bewusst am vermeintlichen Ziel vorbei gehen, gilt das Wrestling als all zu brutal, dazu mit Showelementen überfrachtet. Vor allem bei der Jugend sind die Fernsehübertragungen aber sehr populär.

Gerade das Spektakuläre beim vor allem in den USA verbreiteten Wrestling reizt auch den Besenfelder Manuel Klumpp und Daniel Gauss aus Enzklösterle. In Baiersbronn betreiben beide seit 2009 die im gleichen Jahr von Markus Seuthe gegründete Sportschule, in der Anfänger und Fortschritte in die Grundlagen und Feinheiten der Disziplin eingeführt werden. "Die nächste Schule ist in Nürnberg und wird von Alex Wright betrieben; dem einziger Profi, der bisher in den USA Fuß fassen konnte", so der 24-jährige Manuel Klumpp zur noch geringen Verbreitung seines Kampfsports in Deutschland.

So haben die bisher knapp in Baiersbronn trainierenden 15 Wrestling-Enthusiasten den Weg in Ring im Bildstöckleweg in erster Linie durch Mund-zu-Mund-Propaganda gefunden. Wie auch der 11-jährige Denis Nickel aus Freudenstadt, der seit einigen Monaten "mit viel Spaß" bei der Sache ist hofft, vielleicht Ende dieses Jahres seinen ersten Auftritt im Ring zu bekommen.

"Zunächst lernt bei uns das richtige Fallen, wie auch im Judo", erläutert der 29-jährige Daniel Gauss die ersten Schritte der Wrestling-Anfänger. Erst wenn die drei Falltechniken in Fleisch und Blut übergegangen sind, geht es mit der, in erster Linie ringerischen Ausbildung weiter. "Aus dieser Sportart stammen viele Elemente", so Manuel Klumpp, denn beim europäischen Wrestling legt man im Vergleich zur amerikanischen Variante deutlich mehr Wert auf die sportliche Komponente. Die großen, im US-Fernsehen gezeigten Veranstaltungen sind dagegen auch außerhalb des Rings mit gespielten Geschichten umrahmt, betonen die Charaktere des jeweiligen "Guten" und Bösen" "fast wie TV-Seifenopern", meint Manuel Klumpp.

In Ansätzen geben auch die beiden Baiersbronner Trainer solche "Storylines" ihren Kämpfern vor. "Emotionen zeigen, mit dem Publikum arbeiten" rufen sie bei den Einheiten öfter in den Ring, aber auch "Körperspannung bei den Würfen halten". Dann gehen auch die scheinbar schmerzhaften Würfe für den jeweils Unterlegenen glimpflich aus, wenngleich kleinere Blessuren nicht ausbleiben. "Man darf zwar beim Wrestling nicht zimperlich sein, aber wenn Körperbeherrschung und Fitness stimmen, sind Verletzungen beim Fußball oder Skifahren deutlich häufiger", betont Daniel Gauss. Dazu treffe man oft auf das Vorurteil, dass es sich beim Wrestling um eine brutale Schlägerei ohne Regeln handele. "Davon kann aber keine Rede sein", meint Manuel Klumpp entschieden, der daher hofft, dass vor allem in Schulen vorhandene Vorurteile langsam abgebaut werden können.

Dazu dienen auch ein Tag der offenen Tor am 16. April und jährlich drei bis vier Shows mit jeweils vier Kämpfen in der Sportschule. Zu den den bisherigen drei Veranstaltungen kamen über 100 Zuschauer. Sollte das Interesse weiter steigen, wäre nach Meinung von Manuel Klumpp auch denkbar, den Ring in einer größeren Halle der Umgebung zu installieren und Kämpfe mit Wrestlern aus ganz Deutschland zu organisieren. Derzeit werden dazu von der Baiersbronner "Outlaw Wrestling Germany" die ersten Kontakte geknüpft. u In der Wrestling-Sportschule in Baiersbronn, Bildstöckleweg 38, wird dreimal in der Woche trainiert. Dienstag, ab 18 Uhr (Anfänger); Freitag, ab 18 Uhr (Fortgeschrittene); Samstag, ab 13 Uhr (freies Training).

Weitere Informationen bei Manuel Klumpp, Telefon 0162/4901268.