Geschäftsführerin Gudrun Krüper (Zweite von links) mit Wolfgang Schmid, Steffen Dix, Axel Clesle und Andrea Lautenschlager (von links) vom Verein Bohnenviertel Stuttgart. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Inklusion: Die "Rapsoden" stellen ihre Arbeitsweise vor

Freudenstadt. Wie arbeitet eine inklusive Theatergruppe wie die erfolgreichen "Rapsoden" der Stuttgarter Kulturinitiative Bohnenviertel? Um dies zu erfahren, hatte sich eine bunt gemischte Besucherschar im Veranstaltungsraum der Thalia-Buchhandlung in Freudenstadt eingefunden. Geschäftsführerin Gudrun Krüper freute sich, sowohl kulturelle als auch "musikalische Prominenz" begrüßen zu können.

Die Vorstellung des inklusiven Theaterprojekts oblag Axel Clesle. Der ehemalige Freudenstädter ist als Künstler, Autor und Motor der "Rapsoden" bekannt. Mitgekommen waren neben der künstlerischen Leiterin Andrea Lautenschlager auch der musikalische Leiter der Kulturinitiative, Wolfgang Schmid, der gemeinsam mit Steffen Dix für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte. Hauptpersonen waren jedoch die mehr als 30 hoch motivierten Theaterspieler. Die "Rapsoden" hatten bereits einen Stadtrundgang in Freudenstadt und eine Besichtigung der Burg Hohenzollern hinter sich und ihren großen Auftritt im Freudenstädter Theater im Kurhaus vor sich.

Clesel ging auf die Geschichte der Kulturinitiative Bohnenviertel ein. Diese wurde 2004 gegründet, um die Situation der im sozialen Brennpunkt Stuttgart-Mitte lebenden Kinder und Jugendlichen verbessern zu helfen. Bis zum heutigen Tag arbeitet die Initiative mit den Mitteln der Kunst, vor allem mit Musik und Theater. Im Laufe der Jahre hat sich jedoch die Zielgruppe erweitert. Heute machen Menschen mit Beeinträchtigungen körperlicher, seelischer und geistiger Art den größten Teil der Teilnehmer aus.

Mit ihren Theaterproduktionen sind die "Rapsoden" mittlerweile nicht nur in großen Theaterhäusern, sondern hin und wieder auch international unterwegs. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen belegen ihren Erfolg. Clesle erläuterte die Fundamente dieser inklusiven Theaterarbeit, die sich zum Ziel gesetzt hat, den allen Menschen inne wohnenden Spieltrieb mit den Mitteln der darstellenden Kunst, der Musik und des Tanzes zu fördern.

Clesle bedient sich der Methode des aktiven Lernens. Das im Entstehungsprozess eines Theaterstücks notwendige behutsame und sensible- Korrigieren definiert Clesle als "ihre Fantasie anstubsen". Von großer Bedeutung ist im inklusiven Theater die Themenauswahl. "Die Teilnehmer müssen sich mit den Inhalten des Stücks auseinandersetzen können", so der Theatermacher. Daher mache es keinen Sinn, fertige Theaterstücke aus der Literatur auszuwählen, denn diese seien sowohl zu abstrakt und böten zudem zu wenig Bezug zum eigenen Leben. Daher erfolgt bei den "Rapsoden" die Themenauswahl gemeinsam mit den Teilnehmern.

Wie das konkret aussieht, konnte man den Äußerungen einzelner Mitwirkender entnehmen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der inklusiven Theaterproduktionen ist die Musik. Einerseits weil Musik das Durchhaltevermögen steigert, andererseits weil die professionelle Vorbereitung der Musiker den Laienschauspielern als Vorbild und Ansporn dient. Genauso wichtig aber sind für die inklusive Theatergruppe professionelle Vorbereitungen und Spielorte. So finden die Aufführungen der Gruppe in großen Theatern statt, wie in Stuttgart, in Esslingen, in Russland, Griechenland oder eben im Freudenstädter Theater.

Der wichtigste Erfolgsgarant eines inklusiven Theaters ist für Clesle allerdings die Gruppe. Die Teilnehmer identifizierten sich in hohem Maß mit ihrer Theatergruppe, erfreuten sich am eigenen Können und erzielten mit ihrem Theaterspiel eine hohe Akzeptanz in der Öffentlichkeit.