Charlotte Orzschig Foto: Schwarzwälder Bote

Familien: Landratsamt sieht Nachholbedarf bei Ganztagsbetreuung / Ausschuss legt neue Quoten fest

Kreis Freudenstadt. Der Kreis Freudenstadt hat Nachholbedarf bei Angeboten zur Ganztagsbetreuung von Kindern. Zu dieser Einschätzung kommt Charlotte Orzschig, Leiterin des Kreisjugendamts. Ihre Empfehlung in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag: "Ausbauen, was geht."

Vor dem Hintergrund der düsteren demografischen Prognosen (wir berichteten) empfahl sie den Städten und Gemeinden "dringend zum Ausbau" der Angebote. "Wir liegen hier an der unteren Grenze im Landkreis", so Orzschig. Zusätzliches Angebot werde Nachfrage erzeugen. Dies werde von Eltern gefordert. Ansonsten seien sie "weg". Die Lage stufte sie als "ernst" ein. Den wahren Bedarf herauszufinden, sei "spannend". Skepsis äußerte Landrat Klaus Michael Rückert, ob die Kommunen in der Lage seien, das Angebot zu schaffen und dann zu hoffen, dass es in ein paar Jahren auch genutzt werde. "Die Gemeinden sind finanziell nicht so auf Rosen gebettet", so Rückert.

Vom Ausschuss beschlossen wurden die neuen Ausbauquoten. Demnach sollen die Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren in den Jahren 2019 bis 2021 von 31 auf 31,9 Prozent aufgestockt werden, gemessen an der Kinderzahl im entsprechenden Alter, die im Landkreis lebt. Die Quote in der Ganztagsbetreuung für drei- bis sechsjährige Kinder soll im gleichen Zeitraum von 18,6 auf 18,8 Prozent gesteigert werden. Eine Quote für Schulkinder von sieben bis 14 Jahren legt der Kreis nicht fest. Rund 9000 Kinder in diesem Altersraster leben im Kreis, die Schulen bieten rund 4000 Plätze (Quote 44,6 Prozent) für sie, in unterschiedlichen Angeboten, von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Ganztagsschule. Von den Familien tatsächlich genutzt werden aktuell rund 3120 Plätze. Nach Einschätzung des Jugendamts sei das Angebot der Schulen "hochflexibel" und könne "täglich" auf Änderungen im Bedarf reagieren.

Ausbaubedarf sieht das Jugendamt bei der Ganztagsbetreuung der Drei- bis Sechsjährigen. Einerseits steige die Zahl der Kinder in dieser Altersgruppe im Kreis. Außerdem bräuchten Eltern, die bislang schon ihre Kleinkinder betreuen lassen, Anschlussangebote, wenn ihre Kinder das dritte Lebensjahr erreicht haben. Aktuell stehen im Landkreis 719 Ganztagesplätze zur Verfügung (plus zehn), etwa 100 davon beigesteuert von Tageseltern. Für die 3267 Kinder im Alter bis drei Jahren gibt es aktuell 1070 Plätze (plus 40). Sie seien "nachgefragt und gut belegt". Die Städte und Gemeinden gehen davon aus, dass die Platzzahl für Kleinkinder bis März 2019 ausreicht. Sie rechnen allerdings damit, dass der Bedarf an Ganztagesbetreuung für drei- bis sechsjährige Kinder steigt, obwohl es zum Stichtag März einen "Überhang" von 484 Betreuungsplätzen gebe. Im U3-Bereich seien weitere 284 Plätze unbesetzt.

Bis September würden jedoch "viele freien Plätze" wieder besetzt, und dann seien die Kapazitäten voll ausgelastet. Das Jugendamt empfiehlt außerdem, Angebote zu flexibilisieren, also so zu gestalten, dass sie auf den Bedarf der Familien zugeschnitten sind. Dazu zählen etwa flexible Buchungszeiten oder Plätze, die sich Familien teilen können.