Im großen Kursaal standen über 50 Firmen für erste Gespräche mit Schülern zur Verfügung. Fotos: Breitenreuter Foto: Schwarzwälder Bote

Ausbildung: Azubi-Speed-Dating findet große Resonanz / Kontakte ohne Zeugnis oder Bewerbungsmappe

Speed-Dating ist eine Methode, um Flirt- oder Beziehungspartner zu finden. Eine Partnersuche war auch das Azubi-Speed-Dating im Freudenstädter Kurhaus, nur dass es dabei um ganz andere Flirts ging. Schüler knüpften erste Kontakte zu Firmen im Landkreis.

Kreis Freudenstadt. Im vergangenen Jahr standen in Baden-Württemberg 82 000 Ausbildungsstellen lediglich 66 000 Bewerbern gegenüber. Dieser Trend zeigte sich auch im Kreis Freudenstadt. Mit dem Azubi-Speed-Dating sollte deshalb erreicht werden, dass sich potenzielle Nachwuchskräfte und Ausbilder kennenlernen.

Die Stadt Horb hatte es im vergangenen Jahr vorgemacht – jetzt soll das Azubi-Speed-Dating zu einer jährlichen Veranstaltung werden, die im Wechsel in Horb und Freudenstadt stattfindet. Im Freudenstädter Kurhaus waren am Freitag rund 50 Unternehmen vertreten. Der große Kursaal glich einer Messehalle. Die Vertreter der Firmen hatten sich an Tischen positioniert und ihre Werbebanner aufgestellt, damit die Gesprächspartner sie schnell finden konnten. Über 300 Schüler waren gekommen, um unabhängig von Noten, Zeugnissen und Bewerbungsmappen Kontakte zu knüpfen.

Angesprochen waren Schüler der Abschlussjahrgänge 2020 und 2021 aller Bildungseinrichtungen. Auch über Studiengänge konnte man sich informieren. Bereits im Vorfeld hatte es Gespräche und Informationen an den Schulen gegeben. Bei diesen Coachings wurde den interessierten Schülern vermittelt, was bei einem Gespräch mit einem Unternehmen wichtig ist. Dazu gehörte zum Beispiel ein offenes und selbstsicheres Auftreten, um im Gespräch gut gerüstet zu sein und mit den jeweiligen persönlichen Stärken zu punkten. Die Organisation und Moderation des Azubi-Speed-Datings lag bei der Dialogmanufaktur Matthias Nowotny aus Rottenburg. Die Initiative dazu hatten die Wirtschaftsförderer der Großen Kreisstädte Freudenstadt und Horb sowie des Landkreises, Elka Latscha, Axel Blochwitz und Ralf Bohnet ergriffen. Vor der Veranstaltung konnten sich die Schüler über ein Online-Portal Gespräche bei bis zu vier Unternehmen reservieren. Die Teilnehmer wussten damit schon, bevor sich die Türen zum Kursaal öffneten, zu welcher Firma sie hingehen wollten. Außerdem bestand auch die Möglichkeit beim so genannten "Live-Matching" während der Veranstaltung weitere Termine zu vereinbaren.

Eine aufgeregte Schülerschar stand im Foyer des Kursaals, als pünktlich um 9 Uhr der Gong ertönte und die Gespräche eröffnete. Zehn Minuten hatten die Schüler Zeit, um mit den Vertretern der Firmen Kontakte zu knüpfen, danach wurde gewechselt. Im Foyer standen Mitarbeiter der Dialogmanufaktur bereit, um mit den Schülern, die soeben geführten Gespräche nachzubereiten. Insgesamt war das Rottenburger Unternehmen mit zehn Mitarbeitern vor Ort.

Eine Chance für die Unternehmen

Die Idee, die hinter der Veranstaltung steckt, sei, den persönlichen Kontakt zwischen den Unternehmen und den Schülern zu fördern. "Denn der erste Eindruck zählt", sagte Matthias Nowotny. Das Speed-Dating ersetze kein Bewerbungsverfahren, doch häufig könnten vor Ort bereits Praktika von interessierten Schülern vereinbart werden. Über 1200 Gespräche wurden im Verlauf des Freitags geführt.

Landrat Klaus Michael Rückert, der zur Eröffnung des Speed-Datings gekommen war, bezeichnete die Veranstaltung als Chance für die Unternehmen im Landkreis, sich bei den Schülern vorzustellen. Er zeigte sich dankbar, dass die Stadt Horb bereit war, das "Copyright" der ersten Veranstaltung vom vergangenen Jahr an den Landkreis weiterzugeben. Das sei ein gutes Signal für die Zusammenarbeit im Landkreis.

Bürgermeisterin Stephanie Hentschel aus Freudenstadt war ebenfalls dankbar für die interkommunale Zusammenarbeit und hoffte, "dass zusammenfindet, was zusammen passt". Drei Schülerinnen zeigten sich nach der ersten Runde bereits positiv überrascht. "Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt" sagte eine von ihnen, die sich über eine Ausbildung im Hotelfach informiert hatte. Ihre beiden Mitschülerinen hatten sich bei der AOK und bei der Bruderhaus-Diakonie umgehört. Alle drei hatten sich zudem für weitere Gespräche angemeldet. Als Ergebnis erwarteten sie Praktika und den Weg zum richtigen Beruf zu finden. Das Speed-Dating fanden sie insgesamt gut.