Einkaufen macht in Freudenstadt in der Regel Spaß. Doch auf diesen Spaß muss in der nächsten Zeit verzichtet werden. Auch der verkaufsoffene Sonntag wurde abgesagt. (Archiv) Foto: Schwarzwälder Bote

Bis Dienstag keine Schließungen in Freudenstadt. Informationsfluss vom Land kritisiert.

Freudenstadt - In der allgegenwärtigen Corona-Krise sollen jetzt auch die Geschäfte geschlossen werden. Die Freudenstädter Einzelhändler hatten am Dienstag noch allesamt geöffnet. Es herrschte aber Verunsicherung, weil es keinen Termin für die Schließung gab.

Kim Ruland von der Geschäftsstelle des Vereins Freudenstadt-Marketing: "Wir haben noch keine Empfehlung oder Verordnung." Man wisse lediglich, dass einige Einzelhändler und Gastronomen sich schon auf eine Schließung eingestellt haben und einen Lieferservice anbieten. Eine diesbezügliche Abfrage des Vereins bei den Mitgliedern laufe gerade, um einen Überblick zu bekommen.

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Vereinsvorsitzender Thomas Aurich ergänzt auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Geschäftsstelle von Freudenstadt-Marketing ständig mit dem Ordnungsamt der Stadt in Verbindung stehe. Sobald es eine offizielle Mitteilung gebe, werde der Verein alle Mitglieder informieren. Von Geschäften, die bereits geschlossen haben, wusste er am Dienstag nichts.

Informationsfluss vom Land kritisiert

Durch die Nachrichten aus Berlin stellen sich die Geschäftsleute zwar auf eine Schließung ein, kritisieren aber den Informationsfluss vom Land, das für die Umsetzung einer Ladenschließung zuständig ist.

"Es ist eine diffuse Situation", schildert Bernd Peters, Geschäftsführer des Kaufhauses Peters, das größte Bekleidungshaus in Freudenstadt. Klar ist für ihn, dass bei einer entsprechenden Anordnung nicht nur das Haus in Freudenstadt, sondern auch die übrigen Standorte in Bühl, Achern und Oberkirch geschlossen werden. "Alles andere wäre unverantwortlich", so Peters.

Er hätte sich aber eine klare Ansage gewünscht. Wenn es soweit sei, werde er sofort handeln. Man bereite sich auf die Schließung und deren Konsequenzen vor und werde für die Mitarbeiter dann wohl Kurzarbeit beantragen. "Wir tun alles, um danach wieder gut rauszukommen", betont Bernd Peters.

"Wir hängen in der Luft", sagt auch Stephanie Glaser von Intersport Glaser. Man werde aber einer entsprechenden Aufforderung selbstverständlich folgen. Die Kundenfrequenz sei derzeit zwar geringer, aber Kunden seien schon noch da. Für die 25 bis 30 Mitarbeiter werde man Kurzarbeit beantragen, oder sie müssten Resturlaub abbauen. "Wir halten das Geschäft so lange offen, wie es geht", betont Stephanie Glaser.

Firmen melden Kurzarbeit an

Für Matthias Kätel, Inhaber der Schuhgeschäfte Confus und Schuhhaus Kappler, ist es ebenfalls klar, dass er einer Schließung sofort nachkommt, wenn sie angeordnet wird. Mit der Agentur für Arbeit habe er schon über Kurzarbeit für seine Mitarbeiter gesprochen. Die Corona-Krise ist für ihn eine "gruselige Situation". Teilweise stoppten bereits Lieferanten die Warenanlieferung.

Auch Kätel hat festgestellt, dass derzeit nur noch wenige Kunden kommen, meist Eltern mit Kindern, die fürs Frühjahr noch neue Schuhe brauchen. Trotz der beklemmenden Lage ist Kätel dafür, konsequent zu sein. Die größere Ansteckungsgefahr mit dem Virus sieht er allerdings in den Lebensmittelmärkten, die derzeit einen Ansturm erleben. Dort sollte man über einen begrenzten Einlass nachdenken, schlägt er vor.

"Wir müssen von Tag zu Tag denken", sagt Nadine Rothfritz vom Fachgeschäft Euronics XXL Haug. Im Moment sei im Geschäft mehr los als sonst. Wenn es zur Schließung komme, bleibe auf jeden Fall der Service telefonisch erreichbar, außerdem gebe es noch den Online-Shop. Im Einkaufszentrum Schwarzwald-Center werden am heutigen Mittwoch die ersten Geschäfte schließen, berichtet Center-Managerin Christina Krause.

Der Lebensmittelmarkt Rewe-Center, der Drogeriemarkt Müller, die Poststelle und die Bäckereien seien davon ausgenommen. Die Gastronomiebetriebe seien noch bis Samstag geöffnet und dann ebenfalls geschlossen. Alle Geschäfte hätten intern die Schließung diskutiert und zum Teil Maßnahmenkataloge erarbeitet. "Wenn es nötig ist, ist es eben nötig", so die Meinung von Christina Krause. Das sei zwar nicht schön, doch es müsse schließlich etwas getan werden.