FußballBezirksligist Vollmaringen verpflichtet Ortsvorsteher Daniel Steinrode / "Spiele da, wo man mich aufstellt"
Von Tim Geideck
Ein Spielmacher war er bislang nur in der Politik, doch nach der Sommerpause will er auch in der Bezirksliga mitmischen: Am Wochenende gab der SV Vollmaringen die offizielle Verpflichtung von Daniel Steinrode bekannt – als Spieler für die erste Mannschaft.
Steinrode ist ein Vollmaringer durch und durch. Und dazu gehört es eben auch, leidenschaftlicher Fan des Sportvereins zu sein. Der Ortsvorsteher des Nagolder Stadtteils besitzt sogar eine Dauerkarte für die SVV-Heimspiele und ist auch auswärts so oft es geht dabei. Da wunderte es nicht, dass Steinrode, der für die SPD sowohl im Nagolder Gemeinderat als auch im Calwer Kreistag sitzt, vor einem Monat bei der ausgelassenen Vollmaringer Aufstiegsfeier mit an vorderster Front dabei war. Und genau dort entstand die Idee, sich in der kommenden Saison dem Bezirksliga-Kader anzuschließen. "Das konnte ich nicht ablehnen", grinst Steinrode.
Freilich: Seine Verpflichtung ist in erster Linie ein Gag. Dennoch hat sich der SV Vollmaringen für seinen Ortsvorsteher, der kommende Woche seinen 41. Geburtstag feiert, einen offiziellen Spielerpass vom Württembergischen Fußballverband ausstellen lassen, mit dem Steinrode ganz normal spielberechtigt ist.
Für den SV Vollmaringen gespielt hat Steinrode zuletzt in der C-Jugend. Seither ist er vereinslos und auf dem Transfermarkt zu haben. Zwar fehlt dadurch ein wenig Spielpraxis, aber taktisch kann das für den Bezirksliga-Aufsteiger durchaus ein Vorteil sein, denn Steinrode ist an keine Position gebunden. "Ich bin flexibel und spiele da, wo der Trainer mich aufstellt", lacht der Ortsvorsteher, der sich aber schon einmal vorsorglich für sämtliche Trainingsbesuche entschuldigen ließ: Steinrode ist der SPD-Kandidat des Landkreises Calw für die Landtagswahl im kommenden Jahr und wird die Saison über voll im Wahlkampf stecken. Und trotzdem sei es nicht ausgeschlossen, dass "der Bürgermeister", wie sie ihn in Vollmaringen nur nennen, tatsächlich auf ein paar Kurzeinsätze in der Bezirksliga kommen könnte: "Ich lasse mich in den Schlussminuten gerne einwechseln und werde dann alles für den SVV geben", betont Steinrode.
"Wenn wir kurz vor Schluss 5:0 führen oder 0:5 hinten liegen, ist das sicherlich mal drin", sagt auch Daniel Alber, Leiter der Fußball-Abteilung des SV Vollmaringen. Von der Steinrode-Verpflichtung verspricht er sich aber vor allem einen symbolischen Effekt, der die Aufstiegseuphorie ein wenig konservieren soll: "Was hier los war, war einfach unglaublich. Das war ein Aufstieg für ganz Vollmaringen und nicht nur für die Mannschaft und den Verein. Jeder gehört da dazu und natürlich auch unser Bürgermeister."
Offiziell gab der SV Vollmaringen Steinrodes Verpflichtung mit diesen Worten bekannt: "Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie man als Bürgermeister dafür sorgen kann, dass der örtliche Fußballverein erfolgreich ist. Man kann beispielsweise öffentliche Gelder in den Verein stecken oder einfach mal selbst die Kickschuhe schnüren.Willkommen beim SVV, Bürgermeister Daniel Steinrode."
Bei aller Euphorie und dem prominenten Neuzugang: Dass der Klassenerhalt nach dem direkten Durchmarsch von der Kreisliga B in die Bezirksliga schwer werden wird, ist Alber vollkommen klar: "Wir genießen jetzt erst einmal den Augenblick und der ist ja 65 Jahre nach der Rückkehr wirklich historisch. Wir werden die Saison genießen, wir werden die klangvollen Namen der Gegner genießen." Gleichzeitig räumt der Abteilungsleiter ein: "Eigentlich gehören wir ja in die Kreisliga A. Der Aufstieg dorthin war Pflicht. Wir nehmen das jetzt gerne mit und wenn wir uns zehn Jahre lang in der Bezirksliga halten können, ist das natürlich auch schön. Aber wir wissen, wo wir herkommen. Sollten wir sofort wieder absteigen, ist das kein Beinbruch."
Sollte der Bezirksliga-Klassenerhalt jedoch gelingen – wechselt dann auch der Nagolder Oberbürgermeister Jürgen Großmann zum SV Vollmaringen? Alber lacht in Kaiser-Franz-Manier: "Schau mer mal."