Kurz vor der Entscheidung im Gemeinderat gibt es auch Stimmen für den Bergbau von Bewohnern des Christophstals. Foto: Möller

Abstimmung über Vorhaben am 26. Januar im Gemeinderat. Fraktionen sind sich noch uneins. Mit Kommentar.

Freudenstadt - Zieht ins Christophstal wieder der Bergbau ein? Diese heiß diskutierte Frage soll der Gemeinderat am 26. Januar beantworten. Noch ist die Entscheidungsfindung in den Fraktionen wohl nicht abgeschlossen.

Seit dem 16. Juli vergangenen Jahres, als die Firma Sachtleben zum ersten Mal im Freudenstädter Stadthaus über ihr Bergbauvorhaben informierte, hat sich im Christophstal erbitterter Widerstand entwickelt. "Nein zu Lärm, Dreck und Lastwagen, Nein zum Bergbau", sagt die Bürgerinitiative. Dies hat sie in etlichen Bürgerforen und mit einer Unterschriftensammlung gegen den Bergbau deutlich gemacht (wir berichteten).

Doch kurz vor der Entscheidung im Gemeinderat gibt es auch Stimmen für den Bergbau von Bewohnern des Christophstals. Der Stadtverwaltung und den Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat wurden kürzlich 53 Unterschriften von Befürwortern der Alternativplanung, die am 10. Dezember von der Firma Sachtleben vorgestellt wurde, vorgelegt. Diese alternative Planung sieht nur in der Erkundungsphase in den Jahren 2017 bis 2019 den Abtransport von Material mit Lastwagen durch die enge Talstraße vor. Der eventuelle Abbau von Schwerspat (unser Bild oben zeigt einen Stollen in der Grube Clara in Oberwolfach) soll später über einen neuen Zugangsstollen vom alten Steinbruch am Finkenberg erfolgen. Der Abtransport ist über Waldwege entlang des Finkenbergs am Wildgehege vorbei bis zur Bundesstraße 28 am Langenwaldsee vorgesehen.

CDU-Fraktionschef will zustimmen

Die Bürgerinitiative konnte auch diesem alternativen Vorschlag nichts abgewinnen. Im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt (AIU) will sie am kommenden Dienstag in nicht öffentlicher Sitzung nochmals ihre Positionen verdeutlichen.

In den Gemeinderatsfraktionen gibt es noch kein eindeutiges Meinungsbild. Andreas Bombel, Fraktionschef der CDU, macht keinen Hehl daraus, dass er für den Bergbau stimmen wird. Am morgigen Samstag trifft sich die CDU mit der Bürgerinitiative vor Ort, um den unteren und den Standort des alternativen Stolleneingangs zu besichtigen. "Auch Vertreter anderer Fraktionen sind dazu eingeladen", sagt Bombel. Wie die übrigen CDU-Stadträte entscheiden, weiß Bombel nicht, aber er hat den Eindruck, dass ein Teil von ihnen seiner Meinung ist.

Durch die alternative Lösung der Firma Sachtleben müsse der Bergbau im Christophstal für die Bürger eigentlich erträglich sein, meint Bombel. Die Siedlung im Christophstal existiere nur durch den früheren Bergbau, der somit auch geschichtlich verankert sein, argumentiert er.

Die Freie Wählervereinigung (FWV) wird am kommenden Montag in einer Fraktionssitzung das Thema Bergbau ebenfalls diskutieren. Durch den Alternativvorschlag seien neue Aspekte vorhanden, meint Fraktionsvorsitzender Wolfgang Tzschupke. "Ich gehe davon aus, dass nicht alle Stadträte die gleiche Meinung haben", sagt er und ergänzt, dass es ihm selbst schwer fallen werde, nein zu sagen. Von Seiten der Firma Sachtleben habe sich einiges getan. Außerdem habe das Unternehmen nach dem Bergrecht einen Anspruch auf den Schwerspatabbau.

Die SPD tagt erst am 25. Januar und beschäftigt sich nochmals mit dem Bergbau. Auch in seiner Fraktion gebe es unterschiedliche Meinungen, betont Fraktionschef Eberhard Haug. Man wolle zunächst auch noch bewerten, was die Bürgerinitiative am Dienstag im AIU vorträgt. Außerdem wolle seine Fraktion von der Verwaltung noch erfahren, was die Stadt vom Bergbau hat. Er selbst werde "mit Bauchgrimmen" zustimmen, erklärt Haug, doch der Bergbau gehöre zum Christophstal.

Bürgeraktion hält Kompromiss für tragfähig

Auch die Bürgeraktion wird wohl den Bergbau nicht geschlossen ablehnen. Das geht aus der Stellungnahme von Fraktionssprecherin Bärbel Altendorf-Jehle hervor. Die Würfel seien noch nicht gefallen, sagt sie. Am Montag würden Gespräche mit Gegnern und Befürwortern geführt. Wichtig ist für Altendorf-Jehle, dass die Bergbaufirma überhaupt den Dialog sucht. Es sei ein tragfähiger Kompromiss gefunden worden, der den Lastwagenverkehr reduziere und umleite und damit die Beeinträchtigungen minimiere. "Mir fällt es schwer, den Bergbau im Christophstal abzulehnen und damit ja zu sagen zu den unmenschlichen Bedingungen, gerade für Frauen, die in Chinas Bergwerken schuften", so die Stadträtin.

Oberbürgermeister Julian Osswald sagt vor der nicht öffentlichen Sitzung nichts über den Beschlussvorschlag der Stadt an den Gemeinderat. Ob es von der Firma Sachtleben einen in den bisherigen Diskussionen immer mal wieder angedeuteten "Infrastrukturbeitrag" für die Stadt gibt, darüber schweigt Osswald ebenfalls. "Ich werde einen Teufel tun, Ihnen das jetzt zu sagen, bevor es der Gemeinderat weiß", sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Positiv findet Osswald es indessen, dass sich jetzt auch Befürworter aus dem Christophstal artikuliert haben.

Kommentar: Spannend

Von Hartmut Breitenreuter

Nichts gegen den Willen der Bürger zu unternehmen, hatte die Bergbaufirma Sachtleben aus Hausach zugesichert, als die Diskussion um die mögliche Wiederaufnahme des Schwerspatabbaus in Christophstal begann. Diesen Bürgerwillen repräsentiert der Gemeinderat Freudenstadt, der am 26. Januar darüber entscheidet, ob in der Grube Dorothea wieder Bergbau betrieben wird oder nicht. Emotional wurde das Thema im Vorfeld vor allem von Bewohnern des Tals diskutiert. Eine Bürgerinitiative lehnt den Bergbau klar ab und hat über 500 Unterschriften gesammelt. Wie der Gemeinderat entscheidet, ist zwar noch offen, doch aus den Äußerungen der Fraktionsvorsitzenden wird deutlich, dass es eine Entscheidung für den Bergbau geben könnte. Das wäre vor allem für die Bürgerinitiative eine herbe Enttäuschung. Aber spannend wird es allemal.