Sollen das Team des Darmkrebszentrums bilden (von links): Klaus Fellermann, die fachübergreifende Zentrumskoordinatorin Sonja Geßner, Andrey Mitroshkin und René Hennig. Foto: KLF

Zertifizierung für nächstes oder übernächstes Jahr geplant. Patienten würden schon jetzt profitieren.

Freudenstadt - Im Klinikum Freudenstadt soll ein Darmkrebszentrum entstehen. Schon jetzt würden die Patienten davon profitieren, so die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt (KLF).

Begonnen hat das Ganze im Januar 2019 mit einem viszeralmedizinischen Zentrum. Auf hohem Niveau würden Diagnostik, Intervention und moderne Chirurgie angeboten. Das gemeinsame Ziel sei die Etablierung eines zertifizierten Darmkrebszentrums. Durch die Standardisierung der Prozesse, Teilnahme am Krebsregister und an Studien werde ein hohes Maß an Qualität in der Versorgung der Patienten gewährleistet. Gemeinsam würden Algorithmen zu Diagnostik und Therapie etabliert und nun eine eigene, interdisziplinäre Tumorkonferenz gestartet, um den Patienten alle Vorteile einer multimodalen und interdisziplinären Tumortherapie anbieten zu können.

"Nicht allein der Chirurg oder der Internist soll entscheiden, was gemacht wird", so René Hennig bei einer Konferenz im Hotel Teuchelwald. Bei der wöchentlichen Tumorkonferenz entscheide sich das Ärzteteam des Klinikums Freudenstadt in Kooperation mit dem Tübinger Pathologen Hans Bösmüller und dem Radioonkologen Axel Becker für eine Tumorboardempfehlung. Diese werde anschließend an den Hausarzt gesendet, um eine bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten.

Die Möglichkeiten entwickeln sich rasant weiter

Chefarzt Klaus Fellermann erwähnte unter anderem die Effektivität der Darmkrebsvorsorge sowie die notwendige Diagnostik bei Darmkrebs. Dieser sei bei Männern die dritthäufigste, bei Frauen sogar die zweithäufigste Krebsart. Laut Empfehlung des Ärzteteams sollten Männer über 50 Jahre und Frauen über 55 Jahre das Angebot an Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.

Besonderen Wert legte Fellermann auf die komplette Darmspiegelung. Dabei sei das Ziel, noch gutartige Vorstufen eines Karzinoms zu entdecken und zu entfernen. Im Klinikum Freudenstadt reichen die chirurgischen Optionen von der minimal-invasiven 3D/4K-Chirurgie bis zu einer Metastasenchirurgie an Leber, Lunge und Bauchfell. Gegenüber dem herkömmlichen zweidimensionalen Bild liefert die neue 3D/4K-Kameratechnik zusätzliche Informationen.

Wenn nicht allein die Operation zur Heilung ausreiche, komme als weiteres kombiniertes Therapieverfahren die Strahlen- und Chemotherapie zur Anwendung. Der radioonkologische Kooperationspartner Axel Becker bezeichnete die totale neoadjuvante Therapie als einen neuen Standard bei Rektumkarzinomen. Bei diesem Therapieverfahren werden Strahlen- und Chemotherapie sowie Operation nacheinander angewendet.

Laut Andrey Mitroshkin, Oberarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Freudenstadt, entwickeln sich die Möglichkeiten in der gastroenterologischen Onkologie mit rasanter Geschwindigkeit weiter. Fortschritte in der Diagnostik und Therapie, einschließlich der Molekularbiologie, brächten eine individuellere Einstellung der Chemotherapie auf den Tumor und die individuelle Erkrankungssituation des Patienten mit sich. Das erhöhe die Heilungschancen beziehungsweise verlängere das Leben der Patienten bei guter Lebensqualität selbst im metastasierenden Stadium.