Standesamtliche Trauungen im ehemaligen Hotel Waldlust will die Stadt nicht zulassen. Foto: Breitenreuter

Gemeinderat lehnt Antrag ab: Größere Gesellschaften haben genügend Platz im Kurhaus.

Freudenstadt - Es bleibt dabei: Standesamtliche Trauungen wird es im ehemaligen Hotel Waldlust nicht geben. Ein entsprechender Antrag der Bürgeraktion im Gemeinderat fand keine Mehrheit.

Immer mehr Menschen wollten ihre standesamtliche Trauung im größeren Rahmen feiern. Dafür eigne sich das Trauzimmer im Rathaus nicht. Es gebe zwar noch die Möglichkeiten im Kurhaus, doch das ehemaligen Hotel würde sich auch sehr gut für Trauungen eignen, begründete die Gemeinderatsfraktion ihren Antrag. Bereits im Januar hatte der Denkmalverein beim Standesamt angefragt und Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion hatte im April eine diesbezügliche Anfrage im Gemeinderat gestellt. In beiden Fällen wurden Trauungen im ehemaligen Hotel von Oberbürgermeister Julian Osswald abgelehnt.

"Wir bleiben dabei", sagte der Oberbürgermeister kurz und bündig in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die Verwaltung könne das personell nicht bewältigen. Freitags gebe es stündlich Trauungen in Freudenstadt, da sei dann manchmal richtig "Halligalli" im Rathaus. Die Standesbeamten könnten bei dieser engen Taktung nicht noch ständig den Ort für die Trauungen wechseln.

Genau dieses "Halligalli" könne man vermeiden, wenn man Trauungen auch in dem ehemaligen Hotel ermögliche, argumentierte Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle. Es gebe immer weniger kirchliche Trauungen, deshalb brauche man auch Räume für größere Gesellschaften. "Wir sehen nicht ein, warum wir dem Zeitgeist nicht folgen", schilderte sie die Meinung ihrer Fraktion.

"Wir werden es nicht tun", blieb der OB hartnäckig. Es gebe Vorschriften für den formalen Akt der Trauung. Wenn man sie in der "Waldlust" zulasse, müsse man sie auch in anderen Räumen in privatem Eigentum zulassen, beispielsweise im Bärenschlössle. Doch auch gegen das zeitliche Problem hatte die Stadträtin einen Lösungsvorschlag: Man könne ja an einem Freitag die Trauungen in der "Waldlust" und am anderen im Rathaus machen.

Auch das Kurhaus steht für Hochzeiten zur Verfügung

"Das geht nicht", entgegnete der OB. Man könne den Paaren schließlich nicht vorschreiben, wo sie sich trauen lassen müssen. Er wies darauf hin, dass es für größere Gesellschaften auch die Möglichkeit der Trauung im großen Ratssaal des Rathauses oder im Kurhaus sowie im Kurgarten gibt. Ferner seien auch Trauungen im Rathaus Dietersweiler und im Sitzungssaal Wittlensweiler möglich.

Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wähler) bemängelte, dass seit der Fertigstellung des Rathauses im Jahr 1954 kein Schwerbehinderter im Rollstuhl bei einer Trauung dabei sein konnte, weil der Aufzug im Rathaus zu klein ist. Man habe daher Trauungen auch schon im Technischen Rathaus abgehalten, entgegnete Julian Osswald. Außerdem habe sich das mit dem zu engen Aufzug bald erledigt, weil ein neuer gebaut werde.

Noch eine ganz andere Idee hatte Stadtrat Michael Kaltenbach (Freie Wähler). "Prüfen Sie doch mal, ob man nicht online heiraten kann". Dann könne jeder heiraten wo er will. Doch diesem Vorschlag gab der OB keine große Chance. In Estland beispielsweise werde fast alles digital erledigt – außer dem Heiraten. Außer den Stadträten der Bürgeraktion stimmte der Gemeinderat gegen den Antrag, das alte Hotel Waldlust zu einem Ort für Trauungen zu machen.