Prominenz bei der Vernissage zur Gemeinschaftsausstellung von Katrin Kinsler und Walle Sayer (Vierte und Fünfter von links) im Landratsamt (von links): Kunsthistoriker Clemens Ottnad, Kreisvolkshochschuldirektor Sascha Falk, Landrat Klaus Michael Rückert, Komponist Uli Johannes Kickbusch und SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Katrin Kinsler und Walle Sayer zeigen im Landratsamt ungewöhnliche Exponate / Sperrige Bildsprache

Katrin Kinsler, bildende Künstlerin, und Walle Sayer, Schriftsteller, beide in Horb beheimatet, präsentieren im Landratsamt eine außergewöhnliche Zusammenstellung dessen, was aus ihrem künstlerischem Zusammenrücken entstanden ist.

Freudenstadt. Prominenz zeigte sich bei der Ausstellungseröffnung, darunter die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken. Die Vernissage ließ allerdings manch ratloses Gesicht zurück.

Hausherr Landrat Klaus Michael Rückert gab sich in seiner Begrüßung einmal mehr erfreut, dass seine Behörde als "politisches Herz des Landkreises" den Bürgern immer wieder neben dem Funktionalen auch Erquicklich-Künstlerisches biete. Nach seiner Überzeugung wird dies auch von den Besuchern mit Aufmerksamkeit honoriert.

Katrin Kinsler und Walle Sayer sind weit über die Region hinaus bekannt. Das belegen eindrücklich unter anderem die zahlreichen Auszeichnungen, die ihnen zuteil geworden sind. "Nirgendwann" lautet der Titel ihrer jetzigen gemeinsamen Präsentation aus großformatigen Drucken und kleineren Metallgussarbeiten mit überwiegend englischen Bezeichnungen.

Neben viel Verklausuliertem bieten originell bearbeitete Wahlplakate von CDU, SPD, FDP und Grünen unter dem Titel "Eine alte Leier kündigt Neues an" Bodenständig-Verständliches. So auch im Textbeitrag "Hinterm Haus" von Walle Sayer aus seinem neuen Buch "Mitbringsel": "Regloser steht der Gartentisch, seitdem die Mauereidechse sich sonnt auf ihm." Sayer als Meister der Anschauung.

Einführung erweist sich als wenig hilfreich

Der Ausstellung haftet etwas Elitäres an, das sich dem Kunstverständnis des Durchschnittbetrachters entzieht. Das Aha-Erlebnis angesichts des künstlerischen Anspruchs der Ausstellung mag sich nicht recht einstellen.

Wer sich von der Einführung in die Kinsler-Sayer’sche Gemeinschaftsproduktion deutlich Erhellendes erhofft hatte, wurde enttäuscht. Kunsthistoriker Clemens Ottnad aus Stuttgart, Geschäftsführer des Künstlerbunds Baden-Württemberg, nahm das Publikum mit auf eine Kunstreise, die seine Fachkompetenz in metaphernreicher Diktion eindrücklich demonstrierte. Indes: Für die Interpretation des vorliegenden Gegenstands waren die blumigen Formulierungen wenig hilfreich. Da entschwand Pegasus in lichte Höhen. Was soll man halten von Aussagen wie "Aus dem Miteinander… von Sprache, Text, Schrift und bildlicher Darstellung hat sich offensichtlich eine wirkmächtige Essenz ergeben, die kulminiert im Nirwana des Banalbingo der Begrifflichkeiten und gleichzeitig einem milchstraßenschimmernden Versprechen"?

Gewöhnungsbedürftige Improvisationen

Clemens Ottnad wusste ferner die "berückende Schönheit alles Ungefähren" als "Mutation von nirgendwo und irgendwann" anzusiedeln. So weit zum Zustandekommen jenes "wunderreichen Nirgendwann".

Zu diesem Wortgeklingel passte die musikalische Untermalung. Wo ansonsten öfters vertraute oder auch überraschend-ansprechende Klänge beim Publikum Wohlwollen und Dankbarkeit auslösen, fuhr der Balinger Komponist Uli Johannes Kickbusch ganz anderes Geschütz mit Organetta, Toy Piano, Mundharmonika und Stimme auf. Seine in der Musikwelt anerkannt kursierenden, allerdings gewöhnungs-bedürftigen Improvisationen riefen im Foyer das Landratsamts nicht nur Zustimmung hervor, was im Seufzer eines Besuchers zum Ausdruck kam: "Was soll ich davon bloß halten?"

Von der Möglichkeit, sich über die Ausstellung auszutauschen, wurde im Anschluss jedenfalls mit Hilfe der Bewirtung des Freudenstädter Weltladens reichlich Gebrauch gemacht.

Weitere Informationen: Die Ausstellung "Nirgendwann" von Katrin Kinsler und Walle Sayer im Landratsamt Freudenstadt, Herrenfelder Straße 14, ist bis 10. Januar zu den üblichen Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit zugänglich.