Handwerk: Kammer legt Jahreszahlen für 2018 vor / Zahl der Neuverträge geht leicht zurück

1996 neue Lehrverträge haben die Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen im vergangenen Jahr abgeschlossen.

Region. Die Bilanz zum 31. Dezember 2018 verzeichnet einen Rückgang von 2,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilt die Kammer mit. In den fünf Landkreisen des Kammerbezirks würden aktuell insgesamt 4822 junge Menschen ausgebildet.

Schwankungen bei den Ausbildungszahlen seien nicht ungewöhnlich. Im Unterschied zu den Vorjahren weise die Kammerstatistik für 2018 jedoch rund elf Prozent mehr Vertragsauflösungen innerhalb der Probezeit aus: 189 Auszubildende haben ihre Lehre in den ersten Monaten wieder hingeschmissen.

"Abbrüche können viele Ursachen haben", sagt Hauptgeschäftsführer Joachim Eisert. Eine davon könnte in der demografischen Entwicklung liegen. "Wie selten zuvor haben Jugendliche die Wahl zwischen verschiedenen Ausbildungswegen. Dies führt möglicherweise auch zu einer erhöhten Bereitschaft, eine Ausbildung schon in der Probezeit abzubrechen, wenn die Erwartungen sich nicht mit der Realität decken, den Betrieb zu wechseln oder sich neu zu orientieren."

Die Quote im Kreis Freudenstadt liegt auf Durchschnittsniveau

Der veränderte Markt verlange deshalb von den Betrieben ein hohes Engagement – einerseits um Nachwuchs zu gewinnen, andererseits die Lehrlinge langfristig zu binden, so Eisert. "Potenzielle Auszubildende wollen umworben, Lehrlinge wollen überzeugt werden."

Die Bilanz für 2018 weise erhebliche Unterschiede in den einzelnen Landkreisen aus. Während der Rückgang in den Kreisen Zollernalb (minus 2,1 Prozent, 413 Neuverträge), Tübingen (minus 2,5 Prozent, 395 Neuverträge) und Freudenstadt (minus 3,3 Prozent, 237 Neuverträge) auf dem Durchschnittsniveau des Kammerbezirks liege, verzeichne der Kreis Sigmaringen ein Minus von 17,6 Prozent (271 Neuverträge). Der einzige Kreis mit einer Steigerung sei Reutlingen, in dem gleichzeitig die meisten Betriebe des Kammerbezirks ansässig sind. Das Plus betrage 6,9 Prozent (680 Neuverträge), heißt es in der Mitteilung weiter.

Nochmals zugenommen hat der Anteil von Flüchtlingen. 2018 hätten 136 Menschen aus Afghanistan, Eritrea, Gambia, Irak, Iran, Nigeria, Syrien, Pakistan und Somalia eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb begonnen. Das entspricht 6,8 Prozent aller Neuabschlüsse (Vorjahr: 5,4 Prozent). Insgesamt seien 253 Flüchtlinge in der Lehrlingsrolle eingetragen (Vorjahr: 155).

Eine wichtige Adresse für Bewerber sei die Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer. "Wir schreiben viermal im Jahr alle Betriebe an und fragen die offenen Lehrstellen ab, um das Angebot aktuell zu halten", erklärt Eisert.  Die Angebote für die Jahre 2019 und 2020 sind unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung abrufbar. Dort sind auch Informationen zu den mehr als 130 Ausbildungsberufen im Handwerk und Tipps zur Berufswahl zu finden.