Das Gruppenfoto, aufgenommen im Stadion Baiersbronn, schickten die Baiersbronner Fans postwendend an Manuel Faißt nach China. Quelle: Unbekannt

Olympia-Silber für die Mannschaft in Peking – Jubel in Baiersbronn. Im Sportheim des SVB verfolgten am Donnerstag viele gebannt den Teamwettbewerb in der Nordischen Kombination – mit Manuel Faißt.

Baiersbronn - "Das Leben schreibt seine eigene Geschichten." Diesem Satz kann Manuel Faißt, Nordischer Kombinierer vom SV Baiersbronn, wohl nur beipflichten. Ursprünglich nicht im deutschen Aufgebot für Peking berücksichtigt, schien die Olympia-Tür für ihn zu. Doch nachdem die Teamkollegen Eric Frenzel und Terence Weber in China positiv auf das Coronavirus getestet worden waren und ihr Start lange fraglich war, wurde Faißt im letzten Moment von Bundestrainer Hermann Weinbuch nach Peking gerufen – und dort schließlich nachnominiert.

Fast schon zum Märchen wurde für Faißt sein vierter Platz im Einzelwettbewerb von der Großschanze und über die Zehn-Kilometer-Langlaufstrecke. Mit dieser Leistung empfahl sich Faißt für den Teamwettbewerb von der Großschanze und über fünf Kilometer.

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Gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen Julian Schmid, Eric Frenzel und Vinzenz Geiger gewann der Kombinierer vom SV Baiersbronn nun die Silbermedaille. Diesen großen Erfolg des SVB-Mitglieds verfolgten viele Baiersbronner im Vereinsheim der Fußballer vor dem Fernseher. Unter diesem hing ein großes Spruchband mit den Worten "Viel Glück Manuel Faißt, Team Deutschland, dein Fanclub".

Punkt 12 Uhr stand die Entscheidung an. Als erster deutscher Starter ging Manuel Faißt in die Loipe. Und auch wenn er es nicht hören konnte: Sein Fanclub feuerte ihn lautstark an. Gebannt verfolgte Vater Klaus Faißt, wie sein Sohn das Rennen seines Lebens lief und als Zweitplatzierter an seinen Teamkollegen Schmid übergab. Der schickte als Drittplatzierter dann Frenzel auf die Reise. Doch bei dem wirkten zehn Tage im Corona-Isolations-Hotel nach: Mit den Kräften am Ende übergab Frenzel auf Rang vier liegend an Vinzenz Geiger. Hoffen und Bangen im Sportheim, mal lautstark, mal in sich gekehrt.

Anfänge im Bergergrund

Unbändige Freude, als das deutsche Team mit Schlussläufer Geiger doch noch Silber holte. Mit einem Jubelschrei befreite sich Vater Klaus von der großen Anspannung. Früher selbst Kombinierer, lag seine Stärke im Langlauf, beim Junior ist es gerade umgekehrt. Er fühlt sich auf der Schanze wohl. "Mein Talent wurde mir in die Wiege gelegt", schreibt Manuel Faißt in seiner Vita. "Mein Vater war früher selbst Nordischer Kombinierer und Trainer beim SV Baiersbronn. So kam es dann auch, dass ich mit vier Jahren zum ersten Mal im Bergergrund in Baiersbronn den Auslauf der Zehn-Meter-Schanze hinuntergefahren bin."

Soldat und Student

Mit fünf Jahren wagte er seinen ersten Sprung. Im Alter von 15 wechselte er nach der mittleren Reife vom Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium in Baiersbronn ans Skiinternat in Furtwangen, um den nächsten Schritt Richtung Profisport zu machen. Dort absolvierte er das Berufskolleg Wirtschaft I und II an der Robert-Gerwig-Schule und trainierte in Furtwangen und Hinterzarten. Danach zog es ihn in den Breisgau, wo er 2011 im BSZ Waldkirch noch sein Wirtschaftsabitur absolvierte. Der 29-jährige Sportsoldat studiert Jura an der Fern-Uni Hagen.

Mit Manuel Faißt hat der SV Baiersbronn, Sparte Ski, nun seinen ersten Medaillengewinner bei Olympischen Spielen. "Die letzten Tage waren für uns alle aufregend", berichtet Mutter Andrea, die mit Tochter Melanie ebenso gebannt den Wettbewerb verfolgte. Gut geschlafen hatte Andrea Faißt in der Nacht zuvor nicht, auch Klaus Faißt war aufgeregt. Für den langjährigen Trainer des SV Baiersbronn ging nun ebenfalls ein Traum in Erfüllung.

Auch die Gemeinde macht mit dem Gewinn der Mannschaftssilbermedaille wieder einmal sportlich von sich reden: Nach Jens Gaiser vom SV Mitteltal-Obertal (Olympia-Silber mit der Mannschaft im Jahr 2006 in Turin) hat Manuel Faißt mit der Silbermedaille nun die Erfolgsgeschichte für Baiersbronn fortgeschrieben.