Viele Frauen sind von häuslicher Gewalt betroffen. Zuflucht suchen können sie unter anderem im Frauenhaus. Foto: ©Tiko-stock.adobe.com

Das Frauenhaus im Zollernalbkreis besteht seit 40 Jahren. Am Freitag findet ein Benefizabend mit den "AcaBellas" und Käthe Kächele statt.

Balingen - Jenny (Name geändert) steht zitternd auf dem Polizeirevier in einem Nachbarlandkreis. Ihr Körper ist übersäht mit blauen Flecken. Ihre rechte Hand ist gebrochen. Der Täter: ihr Mann, Vater ihrer beiden Kinder. In einer Nacht- und Nebelaktion kommt sie nach Balingen. Ihr Zufluchtsort: das Frauenhaus.

Schläge, Tritte, Beschimpfungen: Gewalt gegen Frauen hat es immer gegeben. Seit vier Jahrzehnten können sie Zuflucht suchen im Frauenhaus Zollernalbkreis. Das Jubiläum wird mit einem Benefizabend an diesem Freitag, 20. Mai, ab 19.30 Uhr in der Balinger Stadthalle gefeiert. Die CDU-Landtagsabgeordnete und Wirtschaftsministerin Nicole Hofmeister-Kraut wird die Festrede halten. Dann gehört die Bühne den "AcaBellas" und Käthe Kächele. Sie unterstützen den Verein "Frauen helfen Frauen", der vor 40 Jahren gegründet wurde mit dem Ziel, Frauen und deren Kindern, die physische, psychische oder sexuelle Gewalt erfahren haben, einen Ort der Zuflucht zu schaffen und ihnen den Weg in ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben zu zeigen.

Jenny ist eine von ihnen. Immer wieder lauerte ihr Mann ihr auf, prügelte sie ins Krankenhaus. Die körperlichen Wunden sind verheilt. Die Seele leidet weiter. Sie lebt mittlerweile an einem geheimen Ort. Wir haben mit Ute Landenberger alias Käthe Kächele über Gewalt gegen Frauen gesprochen.

Sie sind die Käthe Kächele, schwäbisch untrennbar verheiratet mit Karl-Eugen. Was bedeutet der sichere Zufluchtsort Frauenhaus für Sie?

Für die Käthe bedeutet der Zufluchtsort Frauenhaus eine wertvolle Einrichtung für alle von physischer und psychischer Gewalt betroffenen Frauen. Es findet leider sehr viel mehr häuslich Gewalt statt, als uns bekannt ist. Viele Frauen versuchen, das Gesicht nach außen zu wahren. Gerade deshalb ist es wichtig zu wissen, dass Frauen sich, wenn es wirklich nicht mehr geht, vertrauensvoll dorthin wenden können.

Als Ute Landenberger stehen Sie mitten im Leben, sind berufstätig, haben Enkelkinder. Was würden Sie Frauen gerne mit auf den Weg geben?

Wichtig ist es, den eigenen Weg einzuschlagen um finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Darum ist es in jedem Fall gut, eine Ausbildung zu machen oder, wenn es machbar ist, den Beruf auch wegen der Kinder nicht aufzugeben. Den Vater, egal in welchem Verhältnis man zu ihm steht, mit in die Verantwortung zu nehmen. Wenn man Gewalt in einer Beziehung ertragen muss, auf jeden Fall ein Ende suchen. Auch wenn es aussichtslos erscheint und man denkt, es sei alleine nicht zu schaffen. Es gibt immer einen Weg! Nichts ist schlimmer, als Angst ertragen zu müssen und gedemütigt zu werden.

Was würden Sie sich von der Gesellschaft im Hinblick auf Frauenrechte wünschen?

Das ist relativ einfach: Respekt. Mir nützt das ganze Gendern nichts, wenn es nur Schein und Alibi-Aktionismus ist. Es ist völlig egal, ob es Arbeiter oder Arbeiter*innen heißt – wenn ich als Frau für die gleiche Arbeit weniger verdiene. Dann sollten wir akzeptieren, dass es einfach einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt. Gott sei Dank. Wir sollten Frauen Frauen sein lassen und Männer Männer. Gleichzeitig aber einen gemeinsamen Nenner finden, um in unseren Rollen respektvoll durch das Leben zu kommen. Um dies zu schaffen, muss eine kostenlose Betreuung für Kinder geschaffen werden. So hat jede Frau die Möglichkeit, einen Job auszuüben. Für Männer muss es selbstverständlich werden, Erziehungsurlaub zu nehmen. Wenn dies gewährleistet wäre, würde es für Frauen leichter werden und manche Diskussionen würden sich erübrigen.