So gut wie aus der Vogelperspektive wird die Burg Zavelstein auch nach den Rodungsmaßnahmen nicht zu sehen sein. Dennoch sollen die Waldarbeiten die Sicht aus dem Tal verbessern. Foto: Fritsch

Der Forsthaushalt für das Jahr 2022 brachte der Stadt Bad Teinach-Zavelstein ein überraschendes Projekt zum Vorschein. Geplant werden Waldkulturarbeiten am Hang unterhalb der Burg. Durch die Rodung vor allem vieler Fichten, würde die Burg aus dem Tal plötzlich sichtbar.

Bad Teinach-Zavelstein - Ob sich die Bad Teinacher bald über eine freie Sicht auf die Burg Zavelstein freuen können? Das ist zumindest der Plan des Bad Teinach-Zavelsteiner Revierleiters Frank Lindenberger für das kommende Jahr.

Während der Vorstellung der Haushaltsplanungen für das Jahr 2022 hatte er folgende Nachricht: "Ich wollte die Gemeinderäte schon mal warnen – das Landschaftsbild wird sich ändern", offenbarte der Förster seinen Plan. Um den alten Wald einerseits zu verjüngen und andererseits den Hang in Zukunft sicherer zu machen, soll der Wald unterhalb der Burg von etlichen Fichten befreit werden.

Erderwärmung ausbremsen

Mit einer Verjüngung des Waldes und der Pflanzung von anderen Baumarten soll zudem der Erderwärmung entgegengewirkt werden. Wie das gehen soll, stellte Marcel Püls. Er ist neu in der Abteilung Forstbetrieb des Landratsamtes. Püls präsentierte einen Rückblick des Jahres 2021 und die Vorstellungen für das kommende Jahr.

"Die Erderwärmung ist omnipräsent", meinte Püls. Und sie zeige sich auch in Zukunft weiterhin. Eigentlich liegt Bad Teinach-Zavelstein auf einer ungefähren Höhe von 400 Höhenmetern. Durch die Erderwärmung würde sich das Klima in Zukunft ändern – sodass die Stadt klimatechnisch um 400 Meter in die Tiefe wandern könnte. Gerade Fichte und Tanne könnten dann die größten Probleme hervorrufen, weil es zu warm für sie werden könnte. Man müsse jetzt eingreifen und den Wald durch andere Baumarten – wie Eiche, Hainbuche, Douglasie – verjüngen und resistenter machen, forderte Püls.

Alte Fichten sollen weichen

Deswegen dann auch die Entscheidung für den Stadtwald unterhalb der Burg Zavelstein. Dort sollen die alten Fichten anderen Baumarten weichen und den Hang in Zukunft sicherer machen. Da es sich aber um einen sehr steilen Hang handelt, werde der Aufwand für die Arbeiten als recht hoch eingeschätzt.

Es gäbe keine Sicherungsmöglichkeiten für einen Seilkran, weswegen gefällte Bäume abgeschleppt werden müssten, erklärte Revierleiter Lindenberger. Dafür werde im Oktober bis November 2022 die Straße am Hang gesperrt. Auf dieser würde sich dann ein Container an den nächsten reihen, in denen die Bäume abtransportiert werden sollen.

Rodung freilich nicht zufällig

Und die Rodung sei keinesfalls zufällig gewählt: Wie auch entlang der Waldstraßen müsse für den nötigen Schutz vor maroden und alten Bäumen gewahrt werden. Bürgermeister Markus Wendel höre immer wieder, wie schade es sei, so viele Bäume fallen zu sehen. "Ich sag’ dann immer: Wir können sie auch stehen lassen – wenn sie die Verantwortung für die Bäume übernehmen."

Verantwortung für die Bäume? Falls ein Spaziergänger oder Autofahrer von einem verfaulten Ast getroffen werden würde, könnte der Revierförster im schlimmsten Fall verklagt werden, verriet Lindenberger dem Gemeiderat. Stichwort Verkehrssicherungspflicht. So manche Rodung sei also aus Sicherheitsgründen nötig.

So auch am Burghang, weswegen gleich mehrere Punkte für die Rodung sprechen: Erderwärmung, Waldverjüngung und Hangsicherung. "Und sicherlich keine Bedrohung für die Zavelsteiner", wie Bürgermeister Wendel betont, sei die bald freie Sicht auf das alte Gemäuer der Burg. In Zukunft könnte man diese "auch vom Freibad in Bad Teinach" aus sehen.