Das Bild zeigt die alte Kirche, wie sie heute aussieht.Foto: Moosmann Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Friedhof außerhalb des Dorfes 1810 eingeweiht / Kirche erhält neue Altäre, eine Kanzel und eine neue Orgel

Als Winzeln 1809 zur selbstständigen Kirche erhoben wurde, hatte es mit 774 Einwohnern die Mutterpfarrei Waldmössingen übertroffen. Es besaß nur die alte, fast ganz an der nördlichen Seite des Dorfes gegen Fluorn stehende, kleine und niedrige Kirche.

Fluorn-Winzeln. In dem viereckigen massiven 60 Schuh (18 Meter) hohen Turm mit einer Uhr hingen zwei Glocken. Eine dritte mit der Aufschrift "Laus deo filio anno 1779" kam am 4. Oktober als Geschenk von König Friedrich dazu.

Die Kirche steht am westlichen Ufer des Heimbaches über einer sehr stark fließenden Quelle, dem "Kirchenbrunnen". 1819 erhielt sie drei neue Altäre und eine Kanzel, welche in Bochingen um 25 Gulden angekauft wurden. Auch eine neue kleine Orgel wurde zu dieser Zeit angeschafft für 253 Gulden aus der Werkstatt von Anton Braun (Spaichingen), die 1821 noch um zwei Pedal-Register verstärkt wurde.

In Waldmössingen begraben

Die alte Mauer um die Kirche war bereits verfallen. Es gab hier keinen "Gottesacker". Es wurde auch behauptet, dass es einen Friedhof um die Kirche gab, und das Häuschen daneben sei das Gebeinehaus gewesen – dies entbehrt jedoch jeder Grundlage, wurden doch die Toten bis zur Erhebung von Winzeln zur eigenen Pfarrei in Waldmössingen als Mutterkirche begraben.

Es gibt heute noch in Winzeln Richtung Waldmössingen den Totenweg, auf dem die Toten nach Waldmössingen mit einem Handkarren gefahren wurden. Nach der Verselbstständigung wurde außerhalb des Dorfes, Waldmössingen zu, ein Friedhof angelegt, der am 26. Juli 1810 von Dekan Haßler eingeweiht wurde und für den Jüngling Andreas Stern sofort das erste Grab erhielt.

Bereits 1822 wurde er um mehr als die Hälfte erweitert, etwas vom Wege nach Waldmössingen zurückgerückt, mit einer Mauer aus den Steinen um die Kirche, am Eingang mit einem steinernen Kreuz samt Kruzifix (heute Kirchentannenkreuz) geziert und mit Erlaubnis des Bischofs an Allerheiligen 1822 durch den Ortspfarrer Johann Nepomuk Schwaibold eingeweiht.

Schon 1821/22 war es möglich, ein Pfarrhaus neu zu bauen. Die Baukosten von 2 211 Gulden konnten beinahe ganz von den Überschüssen der "Interkalargefälle" (Besoldung des Pfarrers) bestritten werden, weil von 1815 bis 1821 die Stelle vakant war.

Direkt neben dem neuen Pfarrhaus ist ein großes Bauernhaus zum Gemeindehaus (Rathaus) umgewandelt worden. Westlich daran wurde 1819 das neue Schulhaus mit zwei Klassenzimmern angebaut, an dessen Westseite sich noch ein Schulgarten befand. Ein drittes Klassenzimmer musste 1842 im Heuboden und oberen Teil der Scheuer des Gemeindehauses eingebaut werden. Das bis 1819 im Erdgeschoss des Gemeindehauses befindliche Schulzimmer wurde dann zum Industriezimmer zum Betrieb der Strohflechterei verwendet. Der untere Teil der Gemeindehausscheuer diente ab 1842 als Feuerspritzen-Remise.

An die 1 166 Morgen Ackerland lagen etwa brach. 400 Morgen Acker waren Allmend, und dazu kamen 853 Morgen Allmendwiesen, die unter den 160 Familien des Dorfes verteilt waren. Obwohl jede Familie im Schnitt 29 Morgen Allmend besaß, war der Wohlstand kärglich, denn Klima und Boden erbrachten nur einen geringen Ertrag des Feldes. 805 weitere Morgen waren Wiesen- und Wechselfelder, dazu kamen 88 Morgen Auswiesen und 1 272 Morgen Waldungen.