Die 22-Jährige ist Landwirtin aus Leidenschaft. Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Michaela Heim aus Winzeln hat ihren Traumberuf als Landwirtin gefunden / Milchpreise und heiße Sommer fordern die Frau

Von Karin Schmidtke

Fluorn-Winzeln. "Anfangs weiß man nie, wie man das Kälbchen aus der Kuh bekommt. Man zieht und hilft – und plötzlich ist das Kleine da und lebt. Man legt das Kälbchen zur Kuh. Die ist zwar platt, aber freut sich auch irgendwie", schwärmt Michaela Heim aus Winzeln.

Die junge Frau ist Landwirtin aus Leidenschaft. Auf dem Hof sind die Arbeiten fest aufgeteilt. Jeder trifft für seinen Bereich die Entscheidungen. "Der Vater hat das Baugeschäft. Mein Bruder Markus die Biogasanlage. Ich kümmere mich um die Kühe. Ackerbau und Grünland bewirtschaften mein Bruder und ich zusammen. Meine Mutter versorgt die Kälbchen", erklärt die verantwortungsvolle Frau.

"Direkt nach der Hauptschule ging ich in die Bauernschule nach Villingen", erinnert sich Michaela. Die Landwirtslehre bedeutet ein Jahr Vollzeitschule. Es folgen zwei Jahre Blockunterricht und die Arbeit im Betrieb. Michaelas Bewerbungen für andere Höfe waren wenig erfolgreich. "Als Mädchen und noch keine 18 Jahre alt? Da nehmen einen die Bauern ungern", erklärte sie und absolvierte daher das zweite Lehrjahr zu Hause.

Im dritten Jahr bewarb sie sich nochmals, kassierte erneut fast nur Absagen aufgrund ihres Geschlechts. "Aber dann kam ich nach Calw in einen Milchviehbetrieb. Das war super und lehrreich", schwärmt die junge Bäuerin noch heute. Später absolvierte sie die zweijährige Technikerschule in Sigmaringen. "Ich könnte noch studieren. Aber ich habe gefunden, was ich will", stellt die 22-Jährige klar. Vertreten war die junge Frau übrigens schon im Bäuerinnenkalender von 2014, wo sie den Dezember zierte.

Im Alltag klingelt Michaelas Wecker "spät" – um halb sieben. Zum Silieren um fünf. Im Frühjahr klingelt der Wecker schon mal um zwei, beispielsweise wenn die Gülle auf das Gefrorene gefahren werden muss.

Im Stall stehen 75 Kühe, das ist Michaelas Bereich und sie erklärt: "Mit dem Melkroboter wurde es leichter. Jetzt muss noch gefüttert und gemistet werden. Und die Kälbchen sollen trinken". Die Kühe laufen in den Roboter. Der reinigt die Zitzen und melkt, während die Kuh futtert. Doch Hightech im Stall ist manchem Vieh schnuppe. Die eine tierische Madame stellt sich nicht an die Melkmaschine, die andere gibt keine Milch und so ist die Landwirtin ständig gefordert. Mutter Angelika versorgt derweil den Kindergarten, die Kälbchen.

Wie sieht Michaela den Milchpreis? "Wir bekommen den Biopreis zu 46 Cent pro Liter. Konventionellen Milchbauern geht es nicht so gut. Bestimmt macht da ein Bauer nach dem anderen die Stalltür zu", bedauert die Unternehmerin.

Auch ihr Partner ist Landwirt

Ihr Beruf ist abwechslungsreich. Nicht nur das Vieh, der Ackerbau und das Schrauben fordern, auch die Büroarbeit gehört dazu – Wochenende inklusive. Für ihre Arbeitszeiten haben nicht alle Partner Verständnis. Irgendwann will sie ein Kind. Partner Markus Heß ist auch Landwirt, allerdings in Balgheim beim Spaichingen. Seit eineinhalb Jahren sind die beiden ein Paar.

Was macht am meisten Spaß? "Morgens, wenn ich Futter hole, fahre ich mit dem Bulldog los. Da ist die Arbeit schon cool. Oder wenn wir das Vieh auf die Weide lassen und alle rennen los. Wie sogar alte Kühe in einem Affenzahn lebenslustig auf die Weide rennen. Das ist super", strahlt die Bäuerin.

Im Stall ist viel Platz. "Zum Laufen, zum Umdrehen, die Tiere untersuchen alles und irgendwie machen die Kühe auch Quatsch. Hat man ausgemistet, dann sieht man richtig, wie es dem Vieh gefällt. Am nächsten Tag beginnt dann alles von vorne", sagt Michaela mit einem Lächeln. Auf dem Beifahrersitz des Bulldogs sitzt Hund Flocke. Kühe bekommen auf dem Hof von Michaela Heim Namen und Nummern, sobald die gekalbt haben. Bacardi, Lucy oder Vivi heißen sie. "Wir haben schon unsere eigenen Namen ausprobiert, aber die Kühe wurden nie etwas. Das machen wir seither nicht mehr", grinst Michaela und beobachtet den Freilaufstall. In Boxen und auf großen Liegeflächen machen es sich die Kühe bequem.

Heiße Periode ist schlimm für die Tiere

"Kühe sind gehörnte Tiere, die brauchen ihren Platz", erklärt Michaela. Die weiblichen Kälber zieht sie selbst auf. Bullenkälber transportiert der Viehhändler zum Mäster, wo die Tiere aufgezogen werden.

Wie war der Sommer? Heiß, trocken und bescheiden, kontert die Bäuerin nicht ganz zufrieden. "Für das Vieh war die heiße Periode arg schlimm. Grünfutter holen war eine Katastrophe. Ich wusste bald nicht mehr wo." In der Getreideernte sind zu viele kleine Körner und Bruchkörner. Zumindest hat es die Strohernte nicht verregnet.

"Nächstes Jahr soll ein Jahrhundertwetter kommen. Aber ob so weite Prognosen möglich sind?", schaudert die Landwirtin und schüttelt den Kopf über die diesjährigen Wetterkapriolen. Wichtig ist, dass der Milchviehsilo voll wird. Dann erst ist das Biogas dran.

Wobei sich die Stromerzeugung mehr rentiert, als die Milchwirtschaft.