Rita Wöhr lässt ihre Wettkampftauben fliegen. Foto: Hoffmann

Eine außergewöhnliche internationale Meisterschaft hat am Wochenende in Obernheim stattgefunden. Die Hauptakteure waren nämlich Tauben, die kunstvoll in die Lüfte fliegen.

Obernheim - Taubenfans aus ganz Deutschland und Teilen der Schweiz sind nach Obernheim gekommen, um die internationale internationale Flugkastenmeisterschaft des DFC (Deutscher-Flugroller-Club) zu verfolgen.

Heuberggemeinde recht klein ist, sei der Platz bestens für ein solches Event geeignet sagt der Spaichinger Schriftführer des Vereins, Uwe Seeger.

Doch wie kommt ein nationales und europäisches Event in eine 1500-Seelen-Gemeinde? Möglich gemacht hat das der Obernheimer Neubürger Alessandro Ruckaberle zusammen mit seinem Spaichinger Kollegen Uwe Seeger in Zusammenarbeit mit dem TSV Obernheim.

Start aus Flugkästen

In transportablen Kleinsttaubenschläge – in der Fachsprache "Flugkasten" genannt – wurden die Vögel zum großzügigen abgezäunten Festplatz in unmittelbarer Nähe zum Sportheim gebracht. Aus diesen Flugkästen starteten die Kunstflugtauben dann in die Lüfte.

Diese Tauben gehören zu den Haustaubenrassen, die ihrer Flugspiele wegen gehalten und gezüchtet werden. Rita Wöhr war ganz aufgeregt und ließ ihren Dreierstich, so heißen die Taubengruppen mit französischen Purzler (Culbutant Francaise Tauben), von der Platzmitte sofort fliegen. Eine halbe Stunde haben die Tauben Zeit, um ihre Schrauben, Sturzflüge und Loopings zu zeigen.

Wertungsrichter vergeben Punkte

Zwei unabhängige Wertungsrichter zählen die "Roller" und vergaben Punkte. Nach einer halben Stunde lockte Rita Wöhr ihre Purzler mit ihren Droppertauben und Pfeiftönen zurück zur Startkiste. Doch das war nicht ganz einfach,. Die Tauben flogen immer weiter in die Höhe. Laut Züchterin hatten sie Angst wegen den kreisenden Raubvögeln. Besonders hoch flog ihre schwarze Taube namens Chaki, die am Himmel kaum mehr zu sehen war. Nach einer Stunde – gewertet wurde lediglich eine halbe – kam sie dann schließlich zum Ausgangspunkt zurück. "Es ist nochmals gut gegangen", sagte Rita Wöhr nach kurzem Standortwechsel und gab das Flugfeld an Elly Mollenkopf aus Pfullingen und ihre Tauben frei. Sie ließ die "Broder Purzler“" aus dem Taubenschlag und hoffte, dass ihre Luftakrobaten wieder in dem aufgestellten Kasten landen.

Die Zuschauer am Platzrand waren begeistert, wie die Rassetauben die Formationen wie mehrfache Überschläge, geradliniger Sturz und schnelle Rückwärtsüberschläge in der Luft geräuschlos bewältigten. Die Flugakrobaten der Rasse "Broder Purzler" und andere, darf man nicht mit den Straßen- und Ringeltauben verwechseln, die gerne in Wohngebieten zu Hause sind und gerne wegen ihres Kots verachtet werden.

Nichts mit Haustauben zu tun

Ein Gast, der zufällig sein Wohnmobil übers Wochenende in Obernheim geparkt hatte, scherzte: "Die Tauben finden schneller den Weg zur Sportanlage in Obernheim als die mobilen Camper".

Die Zucht und das Training von Tauben für die Kunstflüge kommen aus dem Orient und kam erst im 19. Jahrhundert nach Deutschland. Anders als Haustauben halten sie die Kunstflugtauben fast ausschließlich im Schlag auf und kommen nur an die Luft, wenn der Züchter sie fliegen lässt. Nach dem Flug suchen sie sofort wieder den Schlag auf. Ihre Flugfiguren sind ihnen angeboren und wahrscheinlich aus dem Balzverhalten heraus gezüchtet. Organisiert sind die Kunstflugtaubenzüchter im DFC.