Firmenchef Uli Weißer (links) und sein Sohn Marcel vom Floraparadieses Weißer in Schabenhausen sorgen sich auch den Absatz ihrer im eigenen Gewächshaus herangezogenen Tomatensetzlinge. Foto: Bantle

Tief enttäuscht ist der Chef des Floraparadieses Weißer in Schabenhausen von allen Entscheidungsträgern mit Blick auf die Situation rund um die Corona-Pandemie. Uli Weißer bezeichnet die Lockdown-Regelungen für den Einzelhandel und damit auch seinen Betrieb als "verheerend" und in großen Teilen "praxisfremd".

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Niedereschach-Schabenhausen - Bei ihm, seiner Familie und dem Mitarbeitern, sitzt der Frust tief. "Pflanzen, die man normalerweise jetzt verkaufen müsste, müssen mit viel Aufwand und Kosten entsorgt werden. Das hält kein Betrieb lange durch", klagt Weißer. Das ganze "Hin und Her" und die damit verbundene fehlende Planungssicherheit koste nicht nur Geld, sondern auch Nerven.

"Nicht die Arbeit, sondern der permanente psychische Druck macht uns kaputt", so Weißer. Man gehe abends mit den quälenden Gedanken, was denn der nächste Tag wohl bringen werde, ins Bett und wache am anderen Morgen mit denselben Gedanken wieder auf. Das alles zehre an der Substanz und gehe auch auf die Mitarbeiter über. Während sich die politischen Entscheidungsträger, die meist am Ende des Monats ihr Gehalt auf dem Konto hätten, oft zwei Wochen und mehr Zeit lassen würden, um etwas zu entscheiden, müssten er und die vielen ebenfalls leidenden Einzelhändler das Beschlossene dann in kürzester Zeit umsetzen. "Planungssicherheit sieht anders aus", betont Weißer.

Er, seine Familie und die Mitarbeiter würden im Team alles tun, um die Hygienevorschriften einzuhalten, damit sich weder Mitarbeiter noch die Kunden auf seinem weit verzweigten und zu großen Teilen im Freien befindlichen Betriebsareal, auf dem Abstände problemlos eingehalten werden können, nicht mit Covid 19 infizieren können. Das alles sei jeden Morgen bei der Mitarbeiterbesprechung ein großes Thema.

Viel investiert und riskiert

Weißer betont, dass er in den vergangenen Jahren immense Summen in seinen Betrieb investiert und viel riskiert hat. Durch die für ihn, seine Familie und auch die Mitarbeiter längst nicht mehr nachvollziehbaren Lockdown-Regeln für den Einzelhandel, sehen er und seine Familie sich in ihrer Existenz bedroht. Sie fürchten um ihr Lebenswerk, sprich um ihr Floraparadies. Das in das Floraparadies integrierte Café Flora sei seit Monaten geschlossen. Die zugesagte und mit viel bürokratischem Aufwand verbundene Corona-Hilfe reiche bei weitem nicht aus, um die Ausfälle zu kompensieren. Hinzu komme der immense bürokratische Aufwand, der längst auch die Steuerberater an ihre Grenzen bringe.

Das "Click and Collect", mit dem die Politik während des Lockdowns den lokalen Einzelhandel unterstützen wolle, sei zwar gut gemeint, sei aber nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. "Da holen die Kunden ihre Bestellung am Eingang ab und sind wieder weg", schildert Weißer die Situation. Sein Floraparadies und die Gärtnerei sowie der Einzelhandel allgemein würden davon leben, dass die Kunden in das Geschäft kommen, dann dies und das noch sehen und es auch kaufen.

Um seine vielen selbst herangezogenen Pflanzen verkaufen zu können, brauche er Planungssicherheit und eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Monaten. Das gelte auch für die Waren, die er saisonal dazu kaufe und zwei bis drei Monate vorher bestellen und dann auch abnehmen müsse. Das gehe aber nur gut, wenn er dies alles verkaufen könne. Und das funktioniere nun einmal nicht, wenn er das Geschäft schließen müsse.

Gleich in die "rechte Ecke" gestellt?

Er habe auch viel in den Wohlfühlcharakter seines Betriebes investiert, als Stichworte nennt er den Streichelzoo, Spielmöglichkeiten, Rückzugsecken zum Verweilen und einiges mehr, was mit dazu beitrage, dass die Kunden entspannt sind, alles in Ruhe in Augenschein nehmen und so Lust zum Kaufen bekommen. Dass viele Einzelhändler gegen die aus ihrer Sicht überzogenen Schließungsverordnungen aufbegehren und dagegen demonstrieren, könne er gut verstehen. Was ihn dabei besonders störe, sei aber die Tatsache, dass man dann gleich in die "rechte Ecke" gestellt werde, anstatt sich der berechtigten Sorgen und der guten Vorschläge des Einzelhandels anzunehmen.

Seine beiden ebenfalls im Familienbetrieb mitarbeitenden Söhne hätten dies bei einer Demonstration des Handels in Kassel, an der sie teilnahmen, selbst hautnah erlebt. Nach deren Angaben habe das Fernsehen sogar Szenen gestellt, um einen Bezug zur rechten Szene herstellen zu können. Wenn seine Söhne dies nicht selbst gesehen hätten, würde er so etwas gar nicht glauben können, betont Uli Weißer.