Das Thema Windenergie erhitzt immer wieder die Gemüter. Foto: Michel

Kurt Winter ist ein ruhiger und besonnener Mann. Eigentlich. Aber nun ist dem Schömberger Ortsvorsteher der Kragen geplatzt. "Ich bin wütend, ich habe rot gesehen", sagte Winter in der jüngsten Sitzung des Loßburger Gemeinderats. Denn offenbar weht in Schömberg nun ein anderer Wind.

Loßburg - Das Thema "Flächennutzungsplan Windenergie" erhitzte – erwartungsgemäß – die Gemüter. Die Gemeinde hatte 2017 einen solchen Plan beschlossen, allerdings auf der Grundlage des Windatlas von 2011. Der wurde im Mai 2019 von der Landesregierung durch den neuen Windatlas ersetzt, alle bis dahin geplanten Vorhaben waren damit hinfällig.

Und während Schömberg im ersten Windatlas quasi nicht vorkam, hat sich das Ausweisungsgebiet nun in großen Teilen in den Westteil der Gemeinde Loßburg und damit nach Schömberg verlagert. Warum das so ist, das konnte Andre Leopold vom Ingenieurbüro ROIP aus Rottweil auch nicht sagen. Er vermutet, dass entweder die Kriterien für die Ausweisung von potenziellen Flächen oder die Parameter für die Berechnung der Winddichte verändert wurden.

Ähnliche Entwicklungen in anderen Kommunen

Er hatte ähnliche Entwicklungen schon in anderen Kommunen erlebt, aber auch dort war die Frage nach dem Grund dafür offen geblieben. Das Planungsbüro von Andre Leopold war auch von der Gemeinde Loßburg damit beauftragt worden, ein schlüssiges, gesamträumliches Konzept zu erarbeiten. "Diese Planung hat das Ziel, freie Flächen für Windkraft auf ein verträgliches Maß einzudämpfen", erklärte Leopold dem Gremium. Denn sonst wären alle Freiflächen grundsätzlich für Windkraft geeignet. In einer Trichtermethode werden die auszuweisenden Flächen herausgearbeitet. Im Windatlas 2019 sind für die Gesamtgemeinde 2679 Hektar mit einer Winddichte von mindestens 230 W/Quadratmeter ausgewiesen.

Werden die harten Tabuzonen, zum Beispiel Verkehrsflächen und Gewässer, und weiche Tabuzonen, beispielsweise Anbaubeschränkungen und Siedlungsabstände, berücksichtigt, dann verbleiben 951 Hektar in der weiteren Untersuchungskulisse. Nach der Einzelabwägung bleiben letztlich noch 513 Hektar, die als Konzentrationszonen zur Nutzung von Windenergie ausgewiesen werden.

Belange des Artenschutzes

Dabei sind die Belange des Artenschutzes ebenfalls berücksichtigt, die Frank Adorf vom Büro für Faunistik und Landschaftsökologie vorstellte. Unter besonderer Beobachtung stehen dabei die Vogelarten Rotmilan, Schwarzmilan und Wespenbussard. Die Raumnutzungsanalyse dieser relevanten Vogelarten umfasst eine Saison. Danach sind bisher als Dichtezentrum deklarierte Bereiche aus der Festsetzung herausgefallen, und die Kartierungen für die genannten Vogelarten mussten aktualisiert werden. Diese stellen nun eine wichtige Planungsgrundlage dar.

24-Höfe fällt fast komplett aus Zone

So ist nach dem entsprechenden Filter der Bereich 24-Höfe fast komplett aus der Konzentrationszone herausgefallen, wegen der hohen Dichte der relevanten Vogelarten.

Das abschließende Fazit von Andre Leopold lautete, dass mit den verbleibenden 513 Hektar Fläche ein akzeptabler Wert erreicht worden sei, der einer rechtlichen Prüfung relativ sicher standhalten würde. Die 513 Hektar entsprechen etwa 25 Prozent der ursprünglichen Untersuchungsfläche und knapp sieben Prozent der Gesamtfläche der Gemeinde. Eine Ausweitung der Siedlungsabstände auf mehr als 700 Meter sei "gefährlich", damit würde möglicherweise eine Quote von unter fünf Prozent der Ausweisungsfläche entstehen. Bürgermeister Enderle sagte: "Wir wollen steuern, nicht Ausweitung verhindern."

"Zäh und langwierig"

Gemeinderat Werner Faulhaber (FWV) bilanzierte, "das Verfahren ist teuer, anstrengend, zäh und langwierig". Die Verlagerung der Flächen in den Nordwesten in Richtung Schömberg mit seinen besonders wertvollen Waldgebieten sei kaum nachvollziehbar, dennoch lautet seine Empfehlung, den Flächennutzungsplan so auszulegen. Auch Kurt Winter fragte sich, wie er seinen Bürgern dieses Ergebnis erklären soll. Und ob nun mitten im Wald Windanlagen entstehen sollen.

Das sah Andre Leopold immer noch als hohe Hürde, denn dann müsste eine Waldumwandlung erklärt werden. Das wäre für einen Investor mit hohen Kosten verbunden, er würde sich also eher eine weniger problematische Fläche suchen. Ratsmitglied Stefan Burkhardt will die Schömberger Bürger schützen, sieht aber die Notwendigkeit, den Plan auch möglichst rechtssicher zu machen. Schlussendlich gab das Gremium einstimmig sein Einverständnis zur Auslage.