Die Lokalmatadoren der Musikkapelle Bochingen dürfen seit der Premiere des Biergartenfests den Abschlusstag gestalten. Foto: Holzer-Rohrer

"Nur wenn Spaß am Spielen und Begeisterung beim Zuhören zusammenwirken, kann eine solche Stimmung entstehen, wie wir sie zehn Tage lang erlebt haben", sagte Martin Karsten, bevor der Schlussakkord unter ein Fest der Superlative gesetzt wurde.

Oberndorf-Bochingen - Es sei wahnsinnig schön, vor so vielen Menschen aufspielen zu dürfen, sagte die Musikkapelle Römlinsdorf und sprach damit aus, was die anderen 13 Kapellen in dieser oder ähnlicher Weise ausgedrückt hatten. Sie teilt sich mit der Bochinger Musikkapelle seit der Premiere den Abschlusstag, an dem es gilt, nochmals die Spannung zu halten und dem Fest mit einem nachhaltigen Eindruck den Stempel aufzudrücken.

Gemessen an den Reaktionen überzeugten beide in dieser Herausforderung, denn sie verstanden es, ihre Zuhörer mitzunehmen auf ihrer musikalischen Reise durch einen sonnigen Tag.

Strömendem Regen zum Trotz

Einzig und allein am Samstag beeinträchtigte anhaltender strömender Regen das schöne Umfeld, und so spielte die Herrenzimmerner Rentnerband für die Gäste im Schafstall, die aber sofort wieder herauskamen, als Petrus Einsicht zeigte. Der Boden nass, die Bänke immer feucht, der Himmel eingetrübt, die Temperaturen gesunken – und so mochte man seinen Augen kaum trauen, als sich zum Auftritt von "Böhmisch‘s Feuer" der Festplatz ziemlich schnell wieder füllte.

Die überwiegend aus Harthausen und Trichtingen stammenden Musiker hatten bereits 2015 das Forum des Biergartenfestes genutzt, sich in die Herzen eines großen Publikums zu spielen und ihre Fangemeinde auszuweiten.

Zum fünften Mal zu Gast

Nun gastierten sie bereits zum fünften Mal an dem Ort, wo sie mit fetziger Blasmusik und jugendlicher Frische für Furore gesorgt hatten, feiern ihr zehntes Jubiläum und leben ihren Traum in fast unveränderter Besetzung weiter.

Dem musikalischen Leiter, Daniel Fischinger war es wichtig, an einem Alleinstellungsmerkmal zu arbeiten, was er einerseits durch seine Eigenkompositionen bedient, andererseits aus dem Riesenvermächtnis des unerreichten Ernst Mosch Stücke aussucht, die andere Kapellen nicht oder nur selten präsentieren.

Pflege des Kulturguts Blasmusik

Wenn Ortsvorsteher Karsten dann vom "Stellenwert des Biergartenfestes in der gesamten Raumschaft" spricht, dann verdeutlicht er damit die gelungene Umsetzung der Philosophie des Veranstalters, die Pflege des Kulturguts der Blasmusik. Deshalb sei es von Bedeutung, sowohl Profis als auch Hobbymusiker, Spitzenkapellen, gängige traditionelle Musikkapellen und spezielle Hobbykapellen aus dem regionalen und überregionalen Umfeld auf die Bühne zu holen. Nur von einer solchen Bandbreite würden alle profitieren, weil jede Kapelle die Chance habe, sich einem ganz breiten Publikum vorzustellen. Die sehr gute Frequentierung gab ihm recht.

Stetiger Zuwachs

Bis 2019 hatte der Bochinger Biergarten einen stetigen Zuwachs verzeichnet. Man sah das Limit erreicht bezüglich der Größe des Festplatzes, der organisatorischen Vorarbeiten, der Kapazitäten der Küche und des Personals. Dass ein so hohes Niveau aber nach der Pandemie wieder erreicht wurde, hätte man nicht erwarten können.

Deshalb hätte er beim Dankeschön auch nicht gewusst, wo anfangen und wo enden, meinte Karsten. Ob beim Organisationsteam, der Auf- und Abbau-Gruppe, der täglich tätigen vier- bis sechsköpfigen Aufräummannschaft oder den 420 Personen, die sich in den Schichtplan eingetragen hatten.

Namentlich hob er lediglich Siegfried Schöllhammer hervor, der die Küche organisiert hatte, Lothar Machmüller und Franz Rohrer, die zehn Tage lang das Backhaus in Betrieb gehalten hatten. Und natürlich die Familie Gaberle/Holzer die das Festgelände unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatten. Ein friedliches Fest sei es gewesen, ohne Polizei und Security, was ihn sehr freue.