Großes Bürgerinteresse: Zur Diskussion um die Festhalle sind viele Tennenbronner ins Rathaus gekommen. Foto: Riesterer

Eine heiße Diskussion lieferten sich die Räte im Ausschuss für Umwelt und Technik beim Thema neue Festhalle Tennenbronn.

Schramberg-Tennenbronn - Wie schon im Ortschaftsrat, wo satte 90 Personen vor Ort gewesen waren, zeugte am Donnerstag ein gefüllter großer Ratssaal von dem enormen Interesse der Tennenbronner Bürger und Vereinsvertreter, dass dieses ewige Thema einmal vorankommt. Zumindest vom Unterhaltungsfaktor her sollten sie nicht enttäuscht werden.

Gerhard Bosch vom begleiteten Architekturbüro stellte die Lösung (Variante 5) vor, mit der die Ortschaftsräte gern einen Knopf an die Sache machen, die Sachentscheidung fällen und damit überhaupt erst in die konkreten Planungen einsteigen würden: Wird die bestuhlte Maximal-Auslastung auf 500 Personen verringert, reduzieren sich Toilettenzahl, Lüftung und Parkplatzgröße, dass die Halle wohl netto unter die vorgegebenen zehn Millionen Euro kommen würde. Dies sei von der Größe ausreichend, die Nutzerwünsche berücksichtigt.

Zwei Varianten

Brutto käme man auf 11,5 Millionen Euro und weitere Kosten wie für eine Linksabbiegespur von der Straße (1 bis 1,2 Millionen Euro) oder noch nicht zu beziffernde Summen für den ökologischen Ausgleich oder Hochwasserschutz kämen ebenso noch dazu, ergänzte Hochbauleiter Andreas Krause.

Jedoch seien zwei Förderungen, ELR (750 000 Euro) und Sportstätten (108 000 Euro), bereits bewilligt. Für Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen seien dann Einzelgenehmigungen einzuholen, zusätzliche Toiletten müssten her und weiterer Parkraum ausgewiesen werden. Bei drei angenommenen Veranstaltungen dieser Art pro Jahr käme man in 15 Jahren auf Kosten von 70 000 Euro, hatte Krause errechnet.

Ärger über Vorlage

Keine solchen Extras wären nötig, baue man die größere Variante 6 mit einer Kapazität von knapp 1000 Personen. Die reine Hallenfläche, so Bosch, bleibe identisch, einzig genannte Bereiche seien entsprechend größer – das macht die Halle rund drei Meter länger und ändere die Kubatur, dann komme man grob bei 13 Millionen Euro brutto raus. Plane man heute die Waldmössinger Kastellhalle, gab Bosch als Vergleichszahl an, kostete sie 12,5 Millionen Euro.

Dann legte Jürgen Kaupp (CDU) los: Dass die Halle schnellstmöglich zu vernünftigen Preisen gebaut werden müsse, sei keine Frage. Ihn ärgere aber maßlos, dass er sich mit einer Beschlussvorlage auf die Sitzung vorbereitet habe, in der V5 oder V6 nicht erwähnt würden. Er komme mir veräppelt vor, wenn er so etwas zu einem 15-Millionen-Projekt sagen solle, rügte Kaupp.

Und wenn das nicht klappt?

Zudem habe er „höchste Bedenken“ nun mit „Tricks“ wie der Kapazitätsreduzierung an Stellschrauben wie den Parkplätzen zu drehen. Bei der „Szene 64“ oder dem Freibad habe man diese letztlich doch bauen müssen, erinnerte er. Bis zur Gemeinderatssitzung forderte Kaupp, nochmals die Genehmigungsfähigkeit des Konzepts zu prüfen, er wolle eine genaue Zahl von Veranstaltungen genannt haben, die über 500 Personen liegen, zudem ein Finanzierungskonzept, ein Konzept für die erforderliche Photovoltaik bei Großparkplätzen sowie eine Hausnummer für den Öko-Ausgleich sowie Hochwasserschutz. Auch Thomas Brugger (CDU) wollte die Folgekosten wegen der Einzelgenehmigungen mit den Gesamtkosten der größeren Hallenvariante besser verglichen haben.

Folgekosten vergleichen

Krause erklärte, dass nur größere Varianten als genehmigungsfähig angenommen wurden, als die Vorlage entstand. Nachdem sie für einen Sitzungsturnus versendet seien, würden sie nicht mehr aktualisiert, ergänzte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Dass die Unterlagen an die Räte per E-Mail hätten versendet werden können, sei möglich gewesen, räumten die städtischen Vertreter ein. Die PV-Anlage sei mit knapp 250 000 Euro einberechnet.

Ralf Rückert (Freie Liste) mahnte, dass die Kosten in der Gesamtbetrachtung mit anderen Großprojekten – Schulcampus, Halle Sulgen – im Blick behalten werden müssten. Er befürchtete, dass der V5-Einzelgenehmigungs-Trick im Falle neuer Verordnungen nicht mehr funktioniere und man dann bei einem 14-Millionen-Euro-Preisschild mit einer Halle für maximal 500 Personen dastehe. Bezüglich der zusätzlichen Parkplätze beruhigte Planer Bosch, dass diese in Schotterform auf dem Gelände neben den befestigten Pflicht-Plätzen einfach geschaffen werden könnten.

Die Zeit drängt

Dass es voran gehen muss, betonten die Tennenbronner Räte: Auf Nachfrage von Patrick Fleig (CDU) erläuterte Krause, dass die alte Halle derzeit eine Übergangsgenehmigung bis Ende 2024 habe und Fachbereichsleiter Uwe Weisser, dass das Ablaufen der ELR-Zuschüsse noch keine Sorgen bereite. „Die alte Halle ist am Ende“, sagte der Tennenbronner Reinhard Günter (SPD/Buntspecht) und erinnerte, dass man den Weg der Planung bis dato in den Gremien miteinander entschieden habe. Die Kuh müsse vom Eis, betonte Oskar Rapp (Freie Liste) und regte an, die nächste Gemeinderatssitzung in Tennenbronn abzuhalten, so dass der Bedarf nochmals allen klar werde. Fleig und Bosch erinnerten an die weiter steigenden Preis-Indizes in der Baubranche und die damit einhergehenden Kosten bei weiteren Verzögerungen. Die Situation diesbezüglich sei, sagte Eisenlohr, aber nicht mehr so alarmierend wie 2022.

Appell des Ortsvorstehers

Nachdem Gerharhd Bosch erläuterte, dass die Gesamtkosten von sieben Millionen, die „noch in manchen Köpfen rumspuken“, von Anfang an unrealistisch gewesen seien und die gewünschte Halle „das nun mal kosten wird“, appellierte Ortsvorsteher Manfred Moosmann aus Sicht der Tennenbronner: „V5 und V6 entsprechen dem Mindestmaß bei unserer Nutzung. Wir haben alles runtergeschraubt. Wie totes Leben aussieht, haben wir jetzt zwei Jahre lang gesehen. Wir – unsere Vereine, brauchen eine Halle. Sonst sind wir kulturell obdachlos.“