Die Jurymitglieder gemeinsam mit der Berthold-Auerbach-Literaturpreisträgerin Tina Stroheker. Foto: Baum

Tina Stroheker wurde im Rahmen eines Fesakts im Nordstetter Schloss der diesjährige Berthold-Auerbach-Preis verliehen.

Horb-Nordstetten - Vom Festsaal des Nordstetter Schlosses aus sieht man das Geburtshaus Berthold Auerbachs. Ihm, dem großen Horber Literaten, ist der Berthold-Auerbach-Literaturpreis gewidmet, der am Mittwochabend zum siebten Mal verliehen wurde.

Sieben Jurymitglieder

Eine siebenköpfige Jury verlieh heuer den mit 2500 Euro dotierten Literaturpreis an die Schriftstellerin Tina Stroheker und dies explizit für ihr 2021 erschienenes Werk "Hana oder das böhmische Geschenk". In ihrer Laudatio betonte die Autorin Sibylle Knauss, dass es Preisträgerin Tina Stroheker in ihrem Buch gelungen sei, aus vielen "Lebensschnitzeln" ein Porträt von Hana Jüptnerova zu formen, welches durch große Intensität besticht. Hana Jüptnerova sei "Mutter, Liebende, Christin, Lehrerin und Dissidentin" gewesen, und dazu noch Brückenbauerin zwischen Tschechen und Deutschen, umreißt Stroheker das Wesen der Protagonistin ihres Buches.

Textminiaturen zu unsortierten Fotos – vielleicht in einem Pappkarton gesammelt, wer weiß – und die Fotos ergaben das Buch über Jüptnerova. Die Preisträgerin berichtete bei der Preisverleihung, dass sie selbst E-Mails mit Hana Jüptnerova getauscht hat. "Wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich ein Buch über sie geschrieben habe, und dieses mit dem Berthold-Auerbach-Preis ausgezeichnet wurde, würde es sie sicherlich freuen", sagte Stroheker. Die Laudatio zur Preisträgerin hielt Sibylle Knauss, die einige markante Passagen des Buches nachzeichnete. Das Buch sei "dem Wesen der Hana Jüptnerova auf der Spur" – die tschechische Germanistin werde einfühlsam porträtiert. Es ist ein Album, ein "poetisches Porträt", sagte Knauss.

Jüptnerova wurde 67 Jahre alt

Es seien 67 Bilder aus dem Leben von Jüptnerova, die 67 Jahre alt geworden ist – 67 Texte, die eine Erinnerung beschwören. "Große Intensität, die auf den Betrachter und Leser wirkt, eine seltsame Ambivalenz von Distanz und Nähe", sagt Knauss in ihrer Laudatio. Und weiter: "Die Fülle, die dieses Menschenleben umfasst, ist überwältigend." Ganz konkret zu verstehen – eine Mutter zweier Söhne, die sie alleine erzieht, und später dreier Pflegetöchter aus Roma. Dazu der Lehrerberuf von Hana Jüptnerova. Arbeit – vom frühen Morgen bis zum späten Abend, ein kräftezehrendes Leben, betont Sybille Knauss.

Berthold Auerbach immer noch präsent

Eine siebenköpfige Jury vergab den Berthold-Auerbach-Literaturpreis, bestehend aus Irene Vogel, der Vorsitzenden der Jury, Walle Sayer, der selbst bereits mit dem Berthold-Auerbach-Literaturpreis ausgezeichnet wurde, Helmuth Mojem, der Verlegerin Barbara Staudacher, Christine Dietz, Ralph Zimmermann und Karin Fuhrer.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger erklärte beim Festakt, dass Berthold Auerbach in Nordstetten sehr präsent sei – so gibt es eine Grundschule, die nach ihm benannt worden ist und auch eine Berthold-Auerbach-Straße. Bruno Springmann stiftete gar eine Berthold-Auerbach-Porträtbüste. Der Auerbach-Literaturkreis organisiert Lesungen, zudem gibt es Spaziergänge auf den Spuren des Dichters. Zum 100. Todestag des Dichters sei der Berthold-Auerbach-Literaturpreis zum ersten Mal verliehen worden, so der OB.

Viel Aufwand

Irene Vogel erklärte in ihrer Festrede, dass die Jurymitglieder ihr Amt ehrenamtlich ausüben - "es funktioniert nur, wenn viele Menschen mitmachen und die Arbeit der Jury auch geschätzt wird". Irene Vogel dankte Agnes Maier vom Stadtarchiv, die Zusammenarbeit sei "ganz toll". Vogel berichtete aus der Arbeit der Jury und dem Prozess, der zur Einigung auf einen Autor oder eine Autorin führt, was sehr spannend sei. Es gehöre bei den Jurymitgliedern aber auch Fleiß beim Lesen der vielen Werke dazu. "Ich freue mich, dass die Wahl auf ein derart berührendes Frauenporträt gefallen ist", sagte Vogel.

Umrahmt wurde der Festakt von Gitarrenmusik mit Christoph Schmitz, der tschechische und böhmische Gitarrenwerke vorstellte, etwa "sechs böhmische Tänze" von Jarmil Burghauser.