...warum Janus Nowak überhaupt zum Festakt am 6. Juni in Hailfingen und Tailfingen eingeladen wurde. Janus Nowak ist Kreisrat in Böblingen. Und Kreisräte werden nun mal zu allen möglichen Festakten eingeladen. Das Heikle an der Situation: Bei diesem Festakt handelt es sich um die Eröffnung einer KZ-Gedenkstätte und Nowak vertritt im Kreistag die NPD. Er sei nicht persönlich eingeladen worden, sondern eben zusammen mit allen anderen Kreisräten, entschuldigen sich die gastgebenden Bürgermeister. Der unerwünschte Gast hat sein Kommen bereits angekündigt. Das ärgert die Initiatoren der Gedenkstätte. Verständlich. Andererseits: Wer, wenn nicht ein NPD-Mann hat etwas Anschauungsunterricht in Sachen Nazi-Verbrechen nötig. Den falschen Gast... Foto: dpa

Zur Eröffnung der KZ-Gedenkstätte in Hailfingen und Tailfingen ist auch ein NPD-Politiker eingeladen.

Gäufelden - Die KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen wird am 6. Juni eröffnet. Zu dem Festakt sind alle Böblinger Kreisräte eingeladen, auch der Vertreter der NPD. Auf der Homepage der Partei hat er sein Kommen angekündigt - zum Ärger von Initiatoren der Erinnerungsstätte.

Das Dokumentationszentrum über das KZ-Außenlager auf dem Nachtjägerflughafen in den Ortsteilen von Gäufelden und Rottenburg ist fertig. Johannes Buchter, Bürgermeister von Gäufelden (Kreis Böblingen), und sein Rottenburger Kollege Stephan Neher stellten es am Donnerstag der Presse vor. Thema bei der Vorabführung war die Gästeliste des Festaktes am Sonntag, 6. Juni. Buchter hatte in Absprache mit dem Rottenburger OB alle Böblinger Kreisräte eingeladen und damit auch Janus Nowak, der seit der Kommunalwahl 2009 für die NPD in dem Gremium sitzt.

"Für uns als Kommunalverwaltung besteht keine Möglichkeit, bestimmte Vertreter auszuladen", verteidigt der Rottenburger Rathauschef Neher die Entscheidung. Nowak sei nicht persönlich eingeladen worden, betont sein Kollege Buchter. Die Einladungen hätten mit dem Hinweis "Neonazis nicht erwünscht" versehen werden können, wirft Volker Mall vom Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie" in die Runde. Der Verein hat maßgeblichen Anteil daran, dass das Dokumentationszentrum eingerichtet wurde. Die ehemalige Landtagsabgeordnete Birgit Kipfer (SPD), Koordinatorin der Sektion Böblingen-Herrenberg-Tübingen des Vereins, macht sich Sorgen darüber, wie die fünf Zeitzeugen, die zu der Einweihung der KZ-Gedenkstätte kommen wollen, auf den NPD-Gast reagieren werden.

Eintauchen in die Geschichte des Dritten Reichs

Isreal Arbeiter und Mordechai Ciechanower haben die Torturen in dem Außenlager zwischen Gäufelden-Tailfingen und Rottenburg-Hailfingen überlebt. Im Herbst 1944 waren sie mit rund 600 anderen jüdischen Häftlingen ins Gäu gekommen. Sie sollten dabei helfen, die Rollbahn des Militärflughafens zu verlängern, Flugzeugboxen und Unterkünfte zu bauen - und das unter unmenschlichen Bedingungen.

Mehr über die katastrophalen Zustände in dem Konzentrationslager können Besucher in dem etwa 60 Quadratmeter großen Raum im Tailfinger Rathaus erfahren. Ein Luftbild zeigt die Ausmaße des Nachtjägerflughafens, auf der gegenüberliegenden Wand werden auf einer Zeitleiste nationale, regionale und lokale Ereignisse von 1933 an, als die Nationalsozialisten an die Macht gelangten, und der Umgang mit der Diktatur bis in die Gegenwart thematisiert. Dem Besucher bleibt es überlassen, wie tief er über Zeitzeugeninterviews und digitalisierte Dokumente in die Geschichte des Dritten Reichs einsteigen will.

Das Nazi-Regime habe nur funktionieren können, weil es auch auf dem Land Leute gegeben habe, die das System unterstützten, sagt Rottenburgs OB Neher. Mit dem Mahnmal auf Hailfinger Seite und dem Dokumentationszentrum in Tailfingen soll vor allem von Schülern das Bewusstsein geschärft werden, dass so etwas wie das Dritte Reich nie wieder passiert. Rund 350.000 Euro kostet die Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen.