Foto: Marc Eich/Eibner

Oberliga: Arash Yahyaijan glaubt nicht, dass im Friedengrund vor Mitte April die Türen wieder geöffnet werden.

Der Sportvorsitzende des FC Villingen glaubt nicht, dass im Friedengrund vor Mitte April die Türen wieder öffnen.

Eigentlich hätte sich Arash Yahyaijan am Sonntag ein Testspiel des FC 08 angeschaut, stattdessen machte sich der Sport-Vorsitzende des Fußball-Oberligisten zu einem Spaziergang mit seiner Frau und der dreijährigen Tochter auf. "Das ist natürlich schön, doch der Fußball fehlt mir sehr", sagt der Villinger. Genügend Arbeit hat der Nullachter in diesen Tagen dennoch. Immerhin wurden zuletzt mit Mittelfeldspieler Erich Sautner (FC Denzlingen), Defensivspezialist Frederick Bruno (1. FC Rielasingen-Arlen) und Sechser Anthony Mbem-Som Nyamsi (Freiburger FC) drei Spieler verpflichtet, die den Nullachtern weiterhelfen sollen. Wann aber werden die Neuzugänge erstmals in der Runde 2020/2021 das Villinger Trikot überstreifen? "Vor Mitte April nicht", vermutet Arash Yahyaijan.

Herr Yahyaijan, wie sieht denn derzeit ein Wochenende bei Ihnen aus?

(lacht) Ich unternehme natürlich viel mit meiner Familie, besonders mit meiner Frau und unserer drei Jahre alten Tochter. Wir gehen viel spazieren, sind viel an der frischen Luft. Das ist natürlich schön, doch der Fußball fehlt mir sehr. Ich liebe eben auch den Fußball.

Wann – Ihrer Meinung nach – könnten Ihre Sams- und Sonntage wieder auch in der Villinger MS-Technologie-Arena stattfinden?

Das ist eine gute Frage, die aber nur die Politik beantworten kann. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Amateurfußball schnell wieder das Okay bekommt. Falls demnächst aufgrund der zum Glück sinkenden Infektionszahlen erste Lockerungen kommen sollten, dann werden diese – so vermute ich – wichtige Dinge wie die Kita, die Schule oder die Wirtschaft betreffen. Ich glaube, dass es noch einige Zeit dauert, bis wir an der Reihe sind. Frühestens Ende März könnte dies der Fall sein.

Dann würde also das Mannschaftstraining starten. Wie lange soll danach eine Vorbereitung dauern, bis es erstmals wieder um Punkte geht?

Drei Wochen sind dafür vorgesehen.

In diesem Fall würde es so Mitte April weitergehen. Dann könnte aber nur noch die Vorrunde zu Ende gespielt werden. Oder?

Alles andere ist meiner Meinung nach völlig unrealistisch. Wir müssten in diesem Fall noch acht Oberliga-Spiele absolvieren. Das wird schwierig genug. Es wird ja auch im April, Mai oder Juni noch Corona-Fälle bei Mannschaften geben, davon ist zumindest auszugehen. Deshalb werden Teams in Quarantäne gehen müssen, Spiele ausfallen. Es wird also schwer genug, bis zum Sommer mit einer absolvierten Vorrunde die Saison 2020/21 zu beenden.

Und falls dies nicht klappt?

Dann gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Man könnte die bisherige Runde 2020/21 annullieren, im kommenden August also wieder bei Null beginnen. Weiter wäre es eine Option, einfach die Runde 2020/21 im kommenden August weiterzuspielen. Eben solange, bis sie regulär beendet ist. Dies hätte den Vorteil, dass man zeitlich flexibler wäre. Die Bayern hatten ja die Saison auch bis ins neue Jahr verlängert. Warum nicht auch in Baden-Württemberg?

Davon wollen die baden-württembergischen Verbände aber (noch) nichts wissen. Der FC 08 Villingen belegt nach zwölf von 20 Vorrundenspielen mit 17 Punkten den zehnten Rang. Es könnte am Ende der Saison bis zu sieben Absteiger geben. Der Klassenerhalt ist also sicher das erste Ziel in einer Restsaison?

Ja, das wird eine brutale Restsaison, sollte es nach der Beendigung der Vorrunde zur Wertung kommen. Vor der Runde war ein gesicherter Mittelfeldplatz unser Ziel. Diesen würden wir weiter anstreben. Wir wissen aber auch, dass wir nur sechs Punkte Vorsprung auf den ersten möglichen Abstiegsplatz haben. Wir müssen also von Beginn an aufpassen. Es wird ein Hauen und Stechen in Sachen Auf- und Abstieg geben. Da wird sehr viel Feuer drin sein. Ich kann es kaum erwarten.

Dies gilt auch für den Cup-Wettbewerb. Immerhin steht der FC 08 ja im Viertelfinale des SBFV-Pokals.

(lacht) Natürlich. Wir haben uns ja nicht umsonst den Ruf einer echten Pokalmannschaft erworben. Deshalb sage ich klar, dass wir den Cup wieder nach Villingen holen wollen. Ich weiß aber auch, dass zuvor drei schwere Spiele auf uns warten. Man kann nicht jedes Jahr den Cup in die Höhe halten.

Das Viertelfinale gegen Oberliga-Kontrahent Rielasingen soll am 31. März stattfinden. Ist dies realistisch?

Wie gesagt – ich glaube nicht, dass der Amateurfußball in Baden-Württemberg vor Mitte April beginnt.

Wie ist denn derzeit die Stimmung bei den Verbänden, bei den Kontrahenten? Zuletzt gab es ja auch eine Videokonferenz der Oberligisten.

Alle warten auf ein Zeichen der Politik, warten gespannt, was nach dem 14. Februar, dann endet ja der derzeitige Lockdown erst einmal offiziell, passiert. Wir alle wollen endlich wieder spielen, wissen aber auch, dass eben erst einmal andere Dinge für die Politik Priorität haben.

Die Pandemie ist also auch in diesem Interview das Hauptthema. Wie schätzen Sie denn derzeit die Bedeutung des Sports, der Fußball-Oberliga, ja des FC 08 Villingen ein?

Darüber macht man sich in diesen Zeiten schon Gedanken. Es ist klar, dass Dinge wie die Gesundheit, die Familie oder der Job einfach am wichtigsten sind. Der Sport ist da erst einmal eine Nebensache, aber eben die schönste Nebensache der Welt. Und diese möchten wir bald wieder erleben und ausleben.

Wie sehr hat bisher die Pandemie den FC 08 finanziell getroffen?

Es war wichtig, dass wir es in der jüngsten Vergangenheit geschafft haben, finanziell in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Zudem haben wir ja mit den Spielern eine gemeinsame Lösung in Sachen Gehaltsverzicht gefunden. Da hat man wieder einmal gesehen, dass wir eine echte 08-Familie sind. Wir ordnen übrigens jeden Monat die Situation zusammen mit dem Spielerrat neu ein, finden dabei stets schnell einen gemeinsamen Nenner.

Vom Gehaltsverzicht betroffen sind sicher auch die Neuzugänge Erich Sautner, Frederick Bruno und Anthony Mbem-Som Nyamsi. Was erwarten Sie von diesen Spielern kurz- und mittelfristig?

Fredi ist ja ein echter Nullachter, dazu kann er auf vielen Positionen eingesetzt werden. Mit Erich Sautner haben wir einen echten Zehner verpflichtet, der immer für mindestens zehn Saisontore gut ist. Anthony Mbem-Som Nyamsi ist ein großer Sechser, so ein Typ hat uns noch gefehlt. Das sind drei Spieler, die uns sofort helfen können, die aber auch mittelfristig, alle haben langfristige Verträge unterschrieben, sehr wichtig für uns sind.

Apropos mittelfristig. Zahlreiche Leistungsträger haben schon vor Weihnachten ihre Verträge verlängert. Wie aber sieht es bei Stjepan Geng und Damian Kaminski aus?

Es war sehr erfreulich für uns, dass unsere Leistungsträger ihre Verträge vorzeitig verlängert haben. Die Gespräche haben auch nicht lange gedauert. Da hat man gemerkt, dass die Spieler aktuell sehr glücklich bei uns sind. Wie es bei Damian Kaminski und Stjepan Geng im Sommer weitergeht, dies ist derzeit noch offen. Aber auch da werden wir zeitnah Entscheidungen treffen.

Und was sind die mittelfristigen Ziele des FC 08 Villingen? Möchte der Verein in der kommenden Saison 2021/22, sollte diese normal beginnen, noch weiter oben angreifen?

Wir haben ja einen Dreijahresplan. In dieser Oberliga-Runde wollten Coach Marcel Yahyaijan und Co. das Team umgestalten, am Ende der Saison einen sicheren Mittelfeldplatz erreichen. Bisher sind wir also im Soll. Im zweiten Jahr wollen wir mit attraktiverem Fußball, wir müssen einfach mehr Tore schießen, oben in der Tabelle mitmischen. Und im dritten Jahr wollen wir ganz vorne angreifen. Das sind die Ziele des Trainers – und die des FC 08 Villingen.