Tevfik Ceylan zapft ein Bier im Donaueschinger Black Pearl. Das ist einer von drei Jobs des 08-Kapitäns. Foto:  

Mittwoch, 16 Uhr, Donaueschingen. Tevfik Ceylan schließt die Tür auf. Ein kurzes Nicken – alles ist so, wie es sich der Kapitän des FC Villingen vorstellt. Die Stühle sind auf den Stehtischen gelagert, der Boden blitzt, schnell knistert auch das „künstliche“ Kaminfeuer. Ein Arbeitsbesuch im Black Pearl, der Bar des Nullachters.

„Hier ist viel aus Holz, das passt zum Namen Black Pearl“, hat der 30-Jährige nicht nur am „Ankerplatz“ einen urgemütlichen, aber modernen Platz für Donaueschinger Nachtschwärmer geschaffen.

 

Ins Schwärmen kommt der Spielführer des Oberliga-Titelkandidaten vom Friedengrund auch, wenn er auf die bisherigen 20 Spieltage des Tabellenzweiten zurückblickt. „Es ist Wahnsinn, was die ganze Mannschaft bisher geleistet hat“, lobt der zehnfache Torschütze seine Teamkollegen, Sportvorstand Denis Stogiannidis, Co-Trainer Alois Ribeiro und das ganze „Team hinter dem Team“.

Der 08-Cocktail

Gut 90 Minuten und einem schwarzen Kaffee später – inklusive Nachspielzeit – hat Tevfik Ceylan nicht nur verraten, wie sich die Villinger den Regionalliga-Traum erfüllen wollen, sondern auch, dass er in diesem Fall einen ganz besonderen Cocktail in den schwarz-weißen Vereinsfarben kreieren will.

Der Kapitän erzählt zudem, wie es das Team ohne Cheftrainer geschafft hat, ganz oben in der Tabelle mitzumischen und den heimischen Friedengrund zu einer echten Festung auszubauen. Schließlich gibt der Spielführer preis, wie er drei Jobs unter einen Hut bekommt.

Tevfik Ceylan, weshalb heißt Ihre Bar Black Pearl?

Der Name musste einfach zur Bar passen. Wenn man die Bar anschaut, ist ja alles sehr rustikal. Sehr viel ist aus Holz. So habe ich es dann auch bei der Dekoration gehalten. Der Name ist zudem einfach zu behalten. Viele kürzen Black Pearl auch ab. Die meisten Leute sagen einfach, dass sie heute Abend ins Pearl gehen. Ich habe die Bar nun übrigens seit 2,5 Jahren.

Der Gastwirt

Und weshalb wird man Gastwirt?

Ich habe im Alter von 18 Jahren in Donaueschingen mit dem Kellnerjob angefangen. Das hat mir großen Spaß gemacht. Schnell war der Traum da, irgendwann da etwas Eigenes zu machen. Ich habe also einige Jahre geschaut, auf die richtige Location gewartet. Das war das Black Pearl. Dann habe ich es einfach riskiert. Bisher bin ich echt zufrieden, wie es läuft. Und es macht mir weiter großen Spaß.

Sollte sich der FC 08 den Aufstiegstraum erfüllen, wäre am 1. Juni 2024 das Black Pearl die ideale Location für die Party?

(lacht) Das ist schwierig. Ich glaube schon, dass ich die ganze Mannschaft dann einladen werde. Wenn es aber so kommen sollte, dann werden wir sicher erst einmal in Villingen bleiben. Dort spielen wir ja, dort feiern wir auch.

Mit welchem Getränk aus Ihrem umfangreichen Bar-Repertoire würden Sie auf die Regionalliga Südwest anstoßen?

(lacht) Gute Frage. Ich würde mir etwas einfallen lassen. Natürlich wäre es ein Cocktail in den schwarz-weißen Vereinsfarben des FC 08. Da gibt es bestimmt Möglichkeiten.

Sie stehen ja nicht nur im Black Pearl – vor allem am Wochenende – hinter der Theke und führen den FC 08 als Spielführer auf den Platz, sondern Sie arbeiten auch noch im Büro. Wie sieht denn zum Beispiel ein typischer Freitag für Sie aus?

Nach dem Aufstehen geht es so um 8 Uhr mit meinem Bürojob, ich bin ja gelernter Industriekaufmann, los. Da bin ich für den Online-Shop (Magnete, Anm. d. Red.) zuständig. Gegen 16 Uhr ist Feierabend. Dann geht es in die Bar. Im Black Pearl schaue ich, dass alles für den Abend bereit ist.

Tevfik Ceylan liebt das rustikale Ambiente im Black Pearl. Foto: Marc Eich

Ich gehe dann zum Abschlusstraining, esse anschließend mit der Mannschaft. Danach arbeite ich bis so um 3, 4 Uhr im Black Pearl. Wenn am Samstag ein Auswärtsspiel ist, hole ich den Schlaf im Bus nach. Bei Heimspielen ist es etwas entspannter. Und dann geht es eben nach dem Spiel am Samstagabend in der Bar weiter. Alle drei Jobs machen mir einfach viel Spaß.

Keinen Spaß hatten Sie und der FC 08 2018, als der Regionalliga-Traum in der Aufstiegsrelegation in Pirmasens platzte. Weshalb klappt es nun sechs Jahre später?

Das war schon ein Schlag. Auch damals gab es übrigens in der Oberliga kein Überteam, die TSG Balingen lag aber am Ende eben vor uns. Und dann kam die Relegation. Nun ist auf jeden Fall die Chance wieder da. Es kommt darauf an, was wir daraus machen.

Der Aufstiegstraum

Also ist es am Ende entscheidend, dass der FC 08 sein Potenzial komplett abruft?

Das ist definitiv so. Die Chance ist auf jeden Fall groß. Um uns zu besiegen, muss der Gegner einen sehr guten Tag haben. Und wir einen schlechten. Wir sind extrem gereift.

Neben der Reife sind der Teamgeist, die individuelle Qualität und die Offensivpower weitere Erfolgsfaktoren. Was macht die Mannschaft aus Ihrer Sicht aus?

Vor allem diese extreme Homogenität, die Mannschaft hält einfach fest zusammen. Es gibt keine Spieler, die aus der Reihe tanzen. Alle stellen sich in den Dienst der Mannschaft, in den Dienst des Vereins. Sie können sich in bestimmten Bereichen auch unterordnen, was ganz wichtig ist. Dazu kommt das Selbstvertrauen durch die Erfolge.

Wichtig ist aber vor allem, wie ein Team reagiert, wenn es einmal nicht so läuft. Auch darüber haben wir gesprochen. Nach dem enttäuschenden 2:3 in Ravensburg haben wir zum Beispiel Offenburg mit 7:0 geschlagen. So muss eine Antwort aussehen.

Mit zehn Toren haben Sie großen Anteil am zweiten Tabellenplatz.

In dieser Saison läuft es echt gut. Ich habe meinen bisherigen Rekord von neun Toren schon übertroffen. Dies liegt aber auch an der Mannschaft. Jeder gibt für den Mitspieler Vollgas. Dann habe ich mich – auch durch die leider nur kurze Zusammenarbeit mit Ryszard Komornicki – weiterentwickelt. Dazu kommt die Erfahrung. Mit 30 Jahren gehöre ich ja eher zu den „alten“ Spielern.

Der nach dem Rücktritt von Ryszard Komornicki seine Trainererfahrung beim FC Bräunlingen und in der 08-Jugend für das Oberliga-Team eingebracht hat. Waren Sie ein spielender Co-Trainer?

Das war auf jeden Fall keine einfache Zeit. Das war etwas Neues. Ich habe mich aber nie als spielender Co-Trainer gesehen. Ich habe einfach das eingebracht, was ich konnte. Also auch meine Trainererfahrung.

Der Kamin ist einer der Lieblingsplätze von Tevfik Ceylan im Black Pearl. Foto: Marc Eich

Für mich war seit diesem Tag die gesamte Mannschaft der Trainer. Wir haben als Team Verantwortung übernommen, auch die jüngsten Spieler. Natürlich hatten Sportvorstand Denis Stogiannidis und Co-Trainer Alois Ribeiro ihren Anteil am großen Erfolg, die das Team ja auch aufstellen. Sie machen es hervorragend. Das darf man nicht vergessen. Am Ende geht es nur über das Kollektiv. Ich muss noch einmal betonen, wie extrem stolz ich auf diese Mannschaft bin. Was wir gerade als Team leisten, das ist sensationell. Ich bin stolz, dass ich ein Teil dieses Teams sein darf.

Daniel Miletic

Dennoch wäre in „echter“ Trainer enorm wichtig, der auch die Vorbereitung ab dem 22. Januar übernimmt. Oder?

Das wäre natürlich wünschenswert. Die Frage ist aber, welcher Coach in der aktuellen Situation wirklich dazustoßen will?

Was macht ein Trainer bei einer bisher so erfolgeichen Mannschaft, wenn es dann nicht läuft? Es ist sehr wichtig, dass der Trainer zwischenmenschlich zum Team passt, die Homogenität nicht durcheinanderbringt, weil er „seinen“ Fußball sehen will.

Was spricht gegen Daniel Miletic, den erfolgreichen U21-Verbandsliga-Trainer?

Gegen ihn spricht gar nichts. Ich kenne „Mile“ seit einer gefühlten Ewigkeit, habe mit ihm schon zusammengespielt. Seine Arbeit in der U21 ist herausragend. Daniel Miletic kennt uns, ist eine 08-Identifikationsfigur und hat Talente in die Oberliga-Elf gebracht. „Mile“ wäre schon ein guter Kandidat für uns.