Der TSV Calw überzeugte gegen das Team des TV Vaihingen/Enz mit einer tollen und geschlossenen Mannschaftsleistung und ist nun Tabellenzweiter. Foto: Kraushaar

Faustball: Bundesliga-Aufsteiger glänzt gegen den TV Vaihingen/Enz und hat Chancen auf DM-Endrunde.

TSV Calw – TV Vaihingen/Enz 5:0 (11:8, 11:9, 11:6, 12:10, 11:7). Was die Zuschauer auf dem Faustballplatz am Aischbachweg am Samstag erlebten, war eine Demonstration der Calwer Stärke: Nach dem 5:0-Erfolg gegen den TV Vaihingen/Enz schwärmten manche vom besten TSV-Auftritt des Jahres.

Spannung lag in der Luft, und das nicht nur aufgrund des vorbeigezogenen Gewitters. Vierter gegen Zweiter – diese Konstellation elektrisierte am vorletzten Spieltag der Hinrunde in der 1. Bundesliga. Es war eine Begegnung von hoher Bedeutung, denn wer nach dem folgenden Spieltag (16. Juni) noch immer in den Top 4 steht, gehört der oberen Tabellenhälfte an, die dann von den Plätzen fünf bis acht getrennt wird. Anders gesagt: Als Vierter kann man nicht mehr absteigen, und das war das Saisonziel des Aufsteigers aus Calw. Nun ist plötzlich sogar die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft in Ahlhorn im August greifbar.

Von dieser Entwicklung weniger überrascht ist, wer die jüngsten Heimspiele des TSV Calw erlebte. In ihrer "Aischbach-Arena" kommen die Männer von Trainer Thomas Stoll richtig auf Touren, wenn auch manchmal erst nach zwei, drei Sätzen. "Dieses Mal wollten wir von Anfang an zeigen, wer Herr im Haus ist", sagte Raphael Schlattinger, der Hauptangreifer auf Calwer Seite. Der Schweizer Nationalspieler, der in der Hessestadt auch privat eine neue Heimat gefunden hat, setzte seinen Höhenflug der vergangenen Wochen nahtlos fort und machte ein herausragendes Spiel.

"Er wird immer sicherer, immer nervenstärker", stellt Thomas Stoll fest. Der Eidgenossen könnte sich im August bei der Europameisterschaft in Adelmannsfelden (Ostalb) zu einem der Hauptdarsteller aufschwingen.

Dieses Mal passte alles auf Calwer Seite. Nach einem gelungenen Start gegen die Vaihinger, deren Neuzugang und Ex-Nationalspieler Michael Krauß zuletzt auch die ganz Großen der Szene das Fürchten lehrte, waren die Fronten schnell geklärt. Krauß‘ Finten verpufften an der Spielfreude und am unbändigen Einsatz der Calwer.

Vaihingens Zweitangreifer Jakob Kilpper blieb ebenso wirkungslos. Was Mathias Zierer und Nick Stoll in der TSV-Abwehr parierten, sorgte für Begeisterung und Sonderapplaus. "Oldie" Bernd Bodler (34) warf sich wie ein junger Wilder in die kurzen Bälle rein und punktete eiskalt im Rückschlag – auch gegen die starken Marco Lochmahr und Tobias Rommel in der TVV-Abwehr. Die Rettungsaktionen und Zuspiele des souveränen U21-Nationalspielers Philipp Kübler verliehen der gesamten Mannschaft spürbar Sicherheit.

Die vielleicht entscheidende Szene spielte sich im vierten Satz ab. Der TSV Calw führte bereits 10:6, dann punktete Tobias Knodel doppelt für den TV Vaihingen/Enz, ehe eine Fehlangabe und ein Übertritt Schlattingers für ungewünschte Spannung sorgten. Der Schweizer aber behielt beim 10:10 die Nerven, traf erst per Angaben-As und dann mit einem krachenden Rückschlag. Der Rest war Formsache – das wusste auch der Vaihinger Spielertrainer Kolja Meyer, der auch mit mehreren Spielerwechseln kein Rezept mehr fand.

"Jetzt wollen wir natürlich noch mehr. Aber zu allererst müssen wir in Wünschmichelbach bestehen. Die sind nicht ohne Grund in der Bundesliga", warnt Raphael Schlattinger seine jungen Kameraden vor zu viel Übermut.

Die Calwer fahren am Samstag als klarer Favorit in den Weinheimer Stadtteil. Fahren die Calwer auch von dort die Punkte ein, dann geht es mit den bislang gewonnenen Zählern in die Platzierungsrunde der besten Vier (Spieltage am 23. Juni, 30. Juni und 20. Juli).

Wer danach auf den Plätzen eins bis drei steht, hat das Ticket für Ahlhorn gezogen. Wäre der TSV Calw dabei, dann würde das nach dem jüngsten Auftritt niemanden mehr wundern.