Die Calwer Löwen (in Orange) setzten sich beim Relegationsturnier in Stammheim durch. Foto: Reutter

Faustball: Löwen dominieren Bundesliga-Relegation in der Stammheimer Gemeindehalle.

Stehende Ovationen genossen die Faustballer des TSV Calw nach drei Siegen beim Aufstiegsturnier in Stammheim – und kurze Zeit später stimmten sie ihr Lied an: "Nie mehr zweite Liga!" Die Löwen spielen damit in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga.

Knapp 250 Zuschauer auf der Tribüne der Gemeindehalle in Calw-Stammheim feuerten die vier Aufstiegskandidaten für die Faustball-Bundesliga der Männer lautstark an: Gastgeber TSV Calw und der TV Augsburg als beste Mannschaften der Südstaffel der 2.  Bundesliga, der TB Oppau und TSV Karlsdorf aus dem Westen. Spannung herrschte gleich in der ersten Begegnung des Tages, denn mit den Süd-Vertretern trafen die Favoriten direkt aufeinander. Und es entwickelte sich ein echtes Spitzenspiel, gewissermaßen der vorgezogene Höhepunkt dieses Jeder-gegen-Jeden-Turniers.

TSV Calw – TV Augsburg 3:1 (11:7, 12:10, 6:11, 11:8). In der regulären Saison hatten beide Mannschaften einmal den anderen besiegt und für die Calwer war dies die einzige Niederlage. Sie waren also gewarnt – und gingen hochkonzentriert in die Partie. Raphael Schlattinger und Dennis Gruber (Angriff), Lukas Gruner (Mitte), Marco Stoll und Mathias Zierer hatten sich zuletzt in der Runde als Top-Formation herauskristallisiert. Bei den Fuggerstädtern stand ebenfalls die erste Fünf mit Steffen Sellmann, David Färber (Angriff), Michael Schäfer, Felix Schulz und Felix Färber auf der Platte. Die Löwen legten los wie die Feuerwehr, führten 6:0, ehe der TVA ins Spiel und bis auf 7:5 herankam, aber den Kürzeren zogen. Im zweiten Durchgang kamen die Gäste schneller auf Touren (1:4), doch mit einem knallharten Ass und einem Urschrei löste der einmal mehr überragende Raphael Schlattinger die Handbremse der Calwer, die auf 8:5 überholten. Nach der fälligen Auszeit wurde Augsburgs Michael Schäfer, der schon aus der Mitte heraus stark schlug, nach vorn beordert. Ein guter Schachzug, der die Calwer reichlich forderte. 9:10 – Satzball für Augsburg und Auszeit Calw, dann schlug der nervenstarke Schlattinger drei Mal in Serie zu.

"Wenn wir zwei Sätze gewonnen haben, sind wir oftmals nicht mehr so wach. Das war auch heute so", begründete der Schweizer Nationalspieler Schlattinger später, wieso die Augsburger plötzlich wieder ins Rennen kamen und nach starken Kombinationen auf 2:1 Sätze verkürzten. In der Folge entwickelte sich ein hitziges, ja hektisches Match. Bei 1:3 gelang Schlattinger nach langem, umkämpften ein ganz wichtiger Punkt – ein Signal. Die Calwer kämpften sich auch mit großartigen Abwehraktionen wieder heran – und in der entscheidenden Phase des vierten Durchgangs demonstrierte Dennis Gruber ganz großen Faustball: zwei Diagonalpunkte aus dem Spiel heraus zogen den Augsburgern den Zahn.

TB Oppau – TSV Karlsdorf 2:3 (11:3, 11:4, 10:12, 10:12, 6:11). Das Westduell war ein seltsames Spiel mit einem glücklichen Sieger – allerdings stellten sich die favorisierten Männer aus dem Ludwigshafener Stadtteil selbst ein Bein. Zuerst brachten die Karlsdorfer, die als West-Dritter für den Zweiten TSG Tiefenthal nach dessen Verzicht nachrückten, überhaupt kein Bein auf den Boden. Fehler reihten sich an Fehler, der TBO hatte leichtes Spiel. Bei 10:8 und zwei Matchballen im dritten Satz schien das Spiel gelaufen, doch von diesem Moment an lief gar nichts mehr: Oppau gelang es nicht den Sack zuzuschnüren, wurde immer nervöser und baute die Karlsdorfer auf. So gelang den Badenern die Wende gegen die Pfälzer.

TSV Calw – TSV Karlsdorf 3:0 (11:9, 11:8, 11:6). Mit dem unerwarteten Sieg im Rücken gingen die Gäste beschwingt in das Spiel gegen den Favoriten aus Calw. Die Formation mit Schlattinger, Zierer, Marco Stoll und den nun eingesetzten Nico Stoll (Angriff) und Nick Stoll (Abwehr) tat sich schwer gegen unkonventionell agierende Karlsdorfer. "Wir haben alle zu viele Fehler fabriziert", so Schlattinger später selbstkritisch. Doch es ist gutgegangen. Nach dem knappen 11:9 (nach 8:9-Rückstand) musste der TSV Calw auch im zweiten Satz kämpfen. Erst nach 8:7-Zwischenstand gegen die tapferen Karlsdorfer war der Widerstand gebrochen und der dritte Satz wurde zur standesgemäßen Angelegenheit.

TB Oppau – TV Augsburg 0:3 (4:11, 5:11, 10:12). Der West-Meister Oppau konnte den Zuschauern schon leidtun, es war einfach nicht ihr Tag. Sie produzierten weiter Eigenfehler in Serie und an der Körpersprache der Angreifer war schon abzulesen, dass sie selbst nicht mehr an die Wende glaubten. Im zweiten Satz lagen sich bereits 0:8 zurück, ehe etwas Ergebniskosmetik gelang. Erst im letzten Spielabschnitt kamen sie fast auf Augenhöhe, da auch die Augsburger nun schwächelten – aber einen 9:10-Rückstand noch abwenden konnten.

TV Augsburg – TSV Karlsdorf 3:1 (11:7, 11:5, 9:11, 11:9). Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass der TSV Calw aufsteigt – und der Sieger dieser Partie den Löwen folgen würde. Bis 5:5 hielt Karlsdorf mit, dann drehten die Augsburger auf und gewannen zwei Sätze klar. Vor allem Steffen Sellmann überzeugte einmal mehr mit guten Blockaktionen und Angriffen. Doch eine 9:5-Führung, den Sieg vor Augen, brachten die Schwaben nicht durch. So wurde es noch mal spannend, doch am Ende jubelte der TVA.

TSV Calw – TB Oppau 3:1 (11:9, 11:2, 7:11, 11:7). Nach der Pflicht folgte die Kür: Leandro Schmidberger und Nick Stoll durften Zuspieler Lukas Gruner in der Abwehr assistieren. Im Angriff das Parade-Duo Schlattinger/Gruber. Die Calwer benötigten eine Weile, um auf Touren zu kommen, wandelten den 8:9-Rückstand aber in einen Satzsieg. Dann gab es Sonderbeifall für Mathias Zierer, der nach zwei bärenstarken Jahren beim TSV Calw sein vorerst letztes Spiel bestritt und die Armbinde des Spielführers übernehmen durfte. Leandro Schmidberger rückte in die Zentralposition, auch Marco Stoll kam ins Spiel. Calw hängte die bedauernswerten Oppauer förmlich ab. Dann wieder ein Bruch, denn eine wahre Spielerrotation des Gegners zeigte Wirkung. Nach 7:7-Zwischenstand punktete nur noch der Außenseiter. Ähnlich verlief der vierte Satz – nur umgekehrt: 6:6 stand es, dann fanden die Calwer in ihr Spiel zurück und gewannen sicher.

Stimmen

Mathias Zierer (TSV Calw):

"Das war eine tolle Überraschung mit der Kapitänsbinde zum Abschied aus Calw. Jetzt lasse ich mein Knie operieren, konzentriere mich auf meine Techniker-Ausbildung und in der nächsten Hallenrunde kehre ich zu meinem Heimatverein TSV Grafenau zurück. Ich hatte eine großartige Zeit in Calw, die mich sportlich weiterbrachte und viel Spaß gemacht hat. Vielen Dank an den TSV Calw!"

Felix Färber (TV Augsburg):

"Geil – Aufstieg in die Bundesliga in der Halle! Aber wir haben uns schwerer getan als gedacht. Dass der TSV Calw ein starkes Kaliber ist, war uns schon klar. Gegen die Westvereine, das waren echte Arbeitssiege."

Raphael Schlattinger (TSV Calw):

"Der Sieg gegen den TV Augsburg brachte schon die Vorentscheidung. Wir sind vielleicht zu gut reingekommen, denn nach 6:0-Führung haben wir Eigenfehler gemacht, aber uns gut zurückgekämpft. Auch im vierten Satz haben wir uns mit starken Bällen wieder ins Spiel gebracht. In dieser Phase hat uns Dennis Gruber gerettet."