Der traditionelle Tanz der "Blätzlesbuba" gehörte natürlich auch dieses Jahr zum Programm des Brauchtumsabends. Foto: Ranft

Brauchtum und Spaß auf der "Gass", erlebten die Narren und zahlreichen Besucher am Samstagabend auf dem Marktplatz in Ergenzingen.

Rottenburg-Ergenzingen - Offiziell zwar nur eineinhalb Stunden lang, aber das reichte infolge der kalten Temperaturen völlig aus, zumal die Narren und ihre Gäste zwangsläufig das ganze Prozedere stehend verfolgen mussten.

Alles in allem war es ein gelungenes Narrenspektakel, das mit dem Einmarsch der Zunft unter den Klängen der Narrenkapelle "Fleckahuper" begann. Dann wurde es zunächst einmal still im weiten Rund des Marktplatzes. Oberbürgermeister Stephan Neher, Ortsvorsteherin Daniela Quintana Leiva und Zunftmeister Lukas Schäfer entzündeten das Licht der Friedenslaterne und man gedachte der Menschen in der Ukraine, die über Nacht in Kriegswirren geraten waren.

Bewusster humorvoller Versprecher

Der Übergang zum lustig sein, war dann nicht ganz so einfach und so sorgte zunächst einmal Ergenzingens Zunftboss Lukas Schäfer bewusst für einen humorvollen Versprecher. Er begrüßte Rottenburgs OB Stephan Neher als den "Ortsvorsteher" des größten Rottenburger Stadtteiles und Ortsvorsteherin Daniela Quintana Leiva als "Oberbürgermeisterin" der großen Kreisstadt. Wenn man so will war das ein kleiner Akt der Wiedergutmachung gegenüber der Ortsvorsteherin, die aus dringlichen dienstlichen Gründen bei der Schlüsselübergabe am "Schmotzigen Donnerstag" nicht anwesend sein konnte, was von den Narren angeprangert worden war.

"I mach’s heit kurz", meinte Schäfer dann und übergab an Conferenciere Stephanie Dambacher, die gewohnt kurzweilig durch das Programm führte und sich zunächst einmal als "Deutsche Micheline" outete. Sie streifte die große Politik und betitelte den Einzug Söders in den Kanzlerwahlkampf mit einem Gleichnis aus der Bibel. Letzterer sei wie einst Jesus in Nazareth auf seinem Esel (Laschet) unter Hosianna-Rufen eingeritten und meinte: "Wie das ausging kennt man ja, es endete auf Golgatha."

"Micheline" widmet sich dem neuen Baugebiet "Öchsner II"

Zum aufgeblähten Bundestag mit nunmehr 736 Abgeordneten sagte sie: "Da fragt man sich im Fall der Fälle, ja was machet die dort Älle." Die "Micheline" wagte sich aber auch in die Niederungen der Kommunalpolitik und widmete sich dem neuen Baugebiet "Öchsner II". Es habe dieser Zwickel einen ganzen Haufen Bückel, meinte sie. Und zum geplanten Pflegeheim: "En’s tiefschte Loch von ›Öchsner II‹, kommt des Pflegeheim dann nei." Auch die steile Treppe in diesem Baugebiet war ihr ein Dorn im Auge. Wer völlig außer Atem dann oben ankomme, werde gleich von Petrus mit den Worten empfangen: "Ja du bisch jo halba hei, du kommscht bestimmt vom ›Öchsner II‹."

Die in‘s Schwabenalter gekommene Gruppe der Stricker hätten in diesem Jahr eigentlich ihren 40. Geburtstag feiern können. Daraus wurde aber nichts, und so erfreuten sie die Besucher mit ihrem Maskentanz.

"Halag und Naze" müssen wegen Erkrankung pausieren

Natürlich kamen auch die "Blätzlesbuba" zu ihrem Recht, zumal deren Tanz schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Brauchtumsabends ist. Schade war, dass die Lausbühlhexen in diesem Jahr nur um das Feuer tanzen konnten, das traditionelle Hexengericht aber ausfiel. So wurde deren vielbeklatschte Pyramide dieses Jahr zum Höhepunkt.

Nicht viel besser erging es den beiden Akteuren, die traditionell die beiden Figuren "Halag und Naze" verkörpern. Sie hatten sich den Coronavirus eingefangen und mussten daher pausieren.

"Kathree" und das "Mariele" laufen zur Hochform auf

Dafür liefen dann die "Kathree" und das "Mariele" (Gabi Schall und Nadine Schweinbenz) zur Hochform auf. Die beiden Ulknudeln kamen auf einem Moped angefahren, mit dem sie nach eigenen Angaben in Urlaub nach "Bella Italia" fuhren. Auf der Terrasse ihres Hotels angekommen, erwiesen sich die Beiden als äußerst neugierig. Mit ihrem Fernglas suchten sie die Umgebung ab und wurden prompt fündig.

Da maß der Ergenzinger Arzt Lothar Scheidig am Strand Urlaubern den Blutdruck. Rolf und Petra Digeser machten, nachdem die Ochsenbrauerei die Bierherstellung eingestellt hatte, Strandurlaub infolge Arbeitsmange. Und da die Bäckerei Bulach im vergangenen Jahr auch aufgehört hatte zu existieren, vergnüge sich das Ehepaar jetzt ebenfalls am "Teutonen-Grill", da dieses mit der vielen zur Verfügung stehenden Freizeit sonst nichts anzufangen wisse. Nach einem abschließenden Tanz der Junioren-Tanzgarde war dann Schluss mit lustig, aber mit Musik aus der Konserve wurde noch lange weitergefeiert.