Leben ist wieder eingekehrt in der Falkensteinschule, seit die Homeschoolingzeit vorbei ist. Foto: Gegenheimer

Was war anders als sonst in den vergangenen zweieinhalb Schuljahren und gibt es mittlerweile wieder Normalität? Wir haben nachgefragt bei Patricia Fischer, Rektorin der Falkensteinschule.

Bad Herrenalb - Erstmals wieder ein klassenübergreifendes Weihnachtsbasteln und gemeinsames Weihnachtssingen für alle, wieder einmal eine Schülervollversammlung und zum Schuljahresende im Sommer der vorsichtig-optimistische Blick auf einen mögliche Abschlussfeier – die Falkensteinschule findet Schritt für Schritt zur Normalität zurück.

Zwei Jahre "Homeschooling", also Unterricht zu Hause, im Wechsel mit Präsenzunterricht und immer wieder sich ändernde Vorschriften und umzusetzende Regelungen haben die gesamte Schulgemeinschaft an Grenzen gebracht. Die Kinder, deretwegen die Rektorin die Zeiten des Unterrichts zu Hause stets am meisten bedauert hat, hätten definitiv große Defizite. Zum ersten was die Sozialkompetenz betrifft. "Manche mussten unsere grundlegenden Schulregeln erst wieder neu lernen. Rücksichtnahme auf andere, Freundlichkeit, Sorgfalt. Andere Kinder", so Fischer, "wurden teils erst in der Coronazeit eingeschult und kannten diese Grundsätze noch gar nicht." Aber auch bei den kognitiven Fähigkeiten hätten manche Kinder nicht die notwendigen Fortschritte gemacht: "Beim Lesen wird das deutlich. Vielfach bei den Schülern, die sowieso mehr Unterstützung bräuchten und diese zu Hause weniger geleistet werden konnte."

Lehrer an Belastungsgrenze

Und das Lehrerkollegium? Auch sie alle, so Fischer, seien an eine Belastungsgrenze gelangt: "Immer neue Dinge umsetzen, ein Wust an Aufgabe, der oft wöchentlich anders aussah. Zu Beginn der Pandemie hatten wir zum Glück nur eine Lehrkraft, die aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht unterrichten durfte. Manche Kolleginnen und Kollegen haben zeitweise extra ihre Deputate erhöht." Eine große Krankheitsreserve habe man – trotz insgesamt guter Personalausstattung – aber nicht. Gerade jetzt im Spätjahr, wo auch wieder grippale Infekte vermehrt zuschlügen. Da heißt es dann kurzfristig jonglieren, Klassen zusammenlegen oder aufteilen.

Aus der Homeschoolingzeit ist das Phänomen zurückgeblieben, dass Lehrer für die Eltern via PC leicht erreichbar sind: "Die Erwartung, dass Kolleginnen und Kollegen abends nach 20 Uhr noch antworten – das kann bei normalem Präsenzunterricht nicht mehr geleistet werden. Wir müssen zu den Vor-Corona-Abläufen mit Telefonkontakt übers Sekretariat zurückkehren."

Viele Herausforderungen

Denn auch in diesem Schuljahr, das von Corona nur noch wenig beeinträchtigt ist, gibt es Herausforderungen neben der zentralen Aufgabe, eben dem Lehren und Lernen. Die Energiekrise hatte bisher glücklicherweise wenig Auswirkungen. So sei der Schule versichert worden, dass die bisherigen Raumtemperaturen mit Priorität gehalten würden. Und was das Infektionsrisiko betrifft, steht für die kalte Jahreszeit kein Dauerlüften an, sondern Luftreinigungsgeräte in ausreichender Zahl zur Verfügung. Aber es gibt immer Außerplanmäßiges. Seien es Schul-Besuche von Zahnarzt oder Optiker. "Bei bis zu einem Drittel der Kinder gibt es tatsächlich Seheinschränkungen, die sich herausstellen und teilweise auf die schulische Leistung auswirken", weiß die Rektorin.

Weiterhin gibt es neben den Regelklassen in Klassenstufe zwei eine Inklusionsklasse mit fünf Kindern mit Anspruch auf sonderpädagogische Förderung in Kooperation mit der Förderschule in Calmbach, die für zehn Stunden eine Lehrkraft stellt. Diese Kinder sind wo immer möglich in den Regelunterricht integriert. Ebenso sieht es mit den beiden Vorbereitungsklassen aus. In diesen werden Grundschüler mit fehlenden oder mangelhaften Deutschkenntnissen schrittweise an ihre Regelklasse herangeführt. "Wir haben fast ein Drittel Kinder mit Migrationshintergrund", beschreibt Fischer, "dieses Schuljahr kamen auf einen Schlag zehn ukrainische Kinder hinzu, die wir in einer Vorbereitungsklasse zusammengefasst haben." Was zwar für die Kinder untereinander zunächst ein Vorteil sei, aber nicht fürs Erlernen der deutschen Sprache. "In der weiteren Vorbereitungsklasse", erklärt Fischer, "sind Kinder verschiedenster Nationalitäten. Für sie ist Deutsch die Sprache der gemeinsamen Kommunikation." Kein einfaches Unterfangen in beiden Fällen, sich alleine nur mit den Kindern zu verständigen.

Fluktuation gewöhnt

"Wir sind Schülerfluktuationen gewöhnt", erklärt Rektorin Fischer weiter, "aber sie machen die Organisation des Schulalltags natürlich schwierig." Von den ukrainischen Kindern sind vier bereits wieder weggezogen. Um die Einbindung der Vorbereitungskinder in die Regelklassen zu verbessern, erarbeitet das Kollegium derzeit sprachsensiblen Unterricht, bei dem die Kernfächer Deutsch und Rechnen stets zur selben Zeit in dem Fortschritt entsprechenden Gruppen, Fächer wie Sport oder auch Musik aber gemeinsam um diesen Kernblock herum stattfinden.

Ganz langsam arbeitet sich die Schule sozusagen aus Corona heraus. Weniger die Infektionen selbst als vielmehr die Auswirkungen wie die Lernrückstände machen zu schaffen. Zumal, so Fischer, die Konzentrationsfähigkeit der Kinder insgesamt abnehme: "Vielfach durch hohen Medienkonsum und die ständige Reizüberflutung." Ihr ist bewusst, dass auch die wirtschaftliche Situation der Eltern schwieriger wird, dass oft beide Elternteile arbeiten gehen müssen, nicht jeder seine Kinder optimal fördern kann. In der Schule treffen die Kinder dann alle aufeinander, jene ohne Deutschkenntnisse und die mit sehr guter Sprachkompetenz, die Lernschwachen und die Hochbegabten. Ein echter Spagat für die Lehrerschaft, auch wenn Rektorin Fischer nicht mehr so schnell zu erschüttern ist: "Ich bin jetzt fast zehn Jahre hier. Es kommen einfach immer wieder Dinge, die man sich so nie vorgestellt hätte."

Info: 205 Kinder

Die Falkensteinschule ist eine zweizügige Grundschule. Die Klassenstufe zwei hat derzeit sogar drei Klassen. Patricia Fischer ist im zehnten Jahr Rektorin, anfangs noch für die damalige Grund- und Werkrealschule, die 2018 zur reinen Grundschule wurde. Derzeit gehen dort 205 Kinder zur Schule. Zum Vergleich: in Werkrealschulzeiten waren es knapp 180 über alle Klassenstufen.