Armin Jöchle (von links), Diana Wally, Christoph Raible, Tina von Villeneuve, Horst Niessner, Svenja Gluth, Joachim Gölz und David Brittan (Egbert Badey und Daniel Graf fehlen auf dem Bild) Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: 25-Jährige von Gremium einstimmig vorgeschlagen / Bisherige Mitglieder verabschiedet

Die einen sagen "Hello", die anderen "Goodbye". Im Göttelfingen Ortschaftsrat war am Montagabend Wachwechsel. Bis auf Joachim Gölz verabschiedete sich das bisherige Gremium von seinen Aufgaben und machte Platz für die Nachfolger.

Eutingen-Göttelfingen. Diese für den Ort so wichtigen und zukunftsweisenden Schritte sind in ein enges Korsett an Vorschriften gepresst. Man kann da nicht einfach Tschüss und guten Tag sagen, sondern muss einige verwaltungsrechtliche Schritte beachten.

Noch-Ortsvorsteherin Diana Wally stellte deshalb im ersten Teil der Neuverpflichtung fest, dass bei den neuen Ortschaftsratsmitgliedern weder Hinderungs- noch Ablehnungsgründe vorliegen, die eine Amtszeit unmöglich machen. Danach gab es noch ein paar Tipps, vor allem zu den Dingen, die ein Ortschaftsrat nicht tun sollte.

Im nächsten Schritt galt es, den alten Ortschaftsrat zu verabschieden. Mit Horst Niessner und Diana Wally verlassen zwei kommunalpolitische Giganten das Gremium, die zusammen satte 50 Jahre Erfahrung – Niessner 35 Jahre, Wally 15 Jahre – auf dem Buckel haben. In ihre Amtszeiten fallen unter anderem Neubaugebiete, die Ansiedlung des Postfrachtzentrums, die Mammut-Projekte Flurneuordnung, Korntalhalle und Kindergartenneubau aber auch die Umsiedlung der Feuerwehr, das Mittwochsmärktle und vieles mehr. Was noch immer fehlt ist die Aussegnungshalle auf dem Friedhof. So der Wermutstropfen in ihrer Erfolgsbilanz.

Dazu musste Wally mit Daniel Graf und Christoph Raible zwei junge Männer, die bereits nach der ersten Wahlperiode das Handtuch warfen, verabschieden.

Per Handschlag im Amt verpflichtet

Der große Abschied von Niessner folgt zwar in der Gemeinderatssitzung nächste Woche, doch seine langjährige Weggefährtin ließ es sich nicht nehmen, einige Highlights aus der langen Karriere von Niessner, der 1984 die Sensation schaffte, als "Rei’gschmeckter" und evangelischer SPD-Jungspund in den bislang tiefschwarzen Ortschaftsrat von Göttelfingen gewählt zu werden, anzusprechen. Und dort blieb er 35 Jahre sitzen. Als Mahner, Querdenker, Kritiker, Motivator und als Mann, dem es die ganzen Jahre nur um eines ging – ein Dienstleister für die Bürger zu sein. In seiner letzten offiziellen Rede als Ortschaftsrat lüftete er ein Geheimnis, das anscheinend bislang niemand kannte. "Ich trinke keinen Rotwein", sagte er lachend, als er sah, dass in seinem Geschenkkorb, den man ihm in die Hand drückte, wieder eine Rotweinflasche zu finden war. Für Raible gab es zwei Taschen voll Erinnerungen und Graf sparte sich die ganze Verabschiedung, er war im Urlaub.

Der nächste Schritt in diesem Übergabe-Prozedere war dann relativ leicht. Jeder der neuen Ortschaftsräte wurde mit Handschlag im Amt verpflichtet. Und – falls der Gemeinderat nichts dagegen hat – sind Svenja Gluth, Tina von Villeneuve, Egbert Badey (nicht anwesend) und David Brittan von den Freien Wählern, sowie Joachim Gölz ab kommende Woche die neuen Räte von Göttelfingen.

Als Nachfolgerin von Diana Wally hat das neue Gremium einstimmig, per Akklamation, die 25-jährige Verwaltungsfachangestellte Svenja Gluth, die wegen einer muskulären Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen ist, vorgeschlagen. Im Hauptberuf ist sie in der Sindelfinger Stadtverwaltung Beauftragte für Chancengleichheit und Barrierefreiheit. Als ihr Stellvertreter wurde der "Rei’gschmeckte und ehemalige Ausländer" wie er sich selbst bezeichnete, David Brittan, bestimmt.

Joachim Gölz, der zehn Jahre lang das Stellvertreteramt innehatte, ging leer aus. Er, der sich um jedes Amt, dass er kriegen kann, bewirbt, wurde weder für einen Posten vorgeschlagen, noch gefragt, ob er ein Amt übernehmen möchte. Etwas geknickt gab er nach der Wahl seinen Rathausschlüssel ab. "Das war ein wohldurchdachter, gut vorbereiteter Schachzug", wertete dies ein Insider.

Wally wird noch bis zur offiziellen Bestellung des neuen Gremiums die Amtsgeschäfte kommissarisch weiterführen. In einer sehr persönlich gehaltenen Rede wurde sie von Bürgermeister Armin Jöchle für ihr kommunalpolitisches Engagement ausführlich gelobt. Für ihre Verdienste erhielt die Ortsvorsteherin die Ehrennadel des Gemeindetags Baden-Württemberg aus den Händen von Jöchle. "I steck die dir aber net a", so der Schultes, und die Geehrte konterte locker: "Die Nodel passt farblich au net uff mei Blus." Wally selbst zog ebenfalls ein durchaus positives Fazit ihrer Amtszeit.

Auch die Vertreter der Vereine fanden an diesem Abend den Weg in das Göttelfinger Sportheim um sich von der allseits beliebten Kommunalpolitikerin, einem "Mädle vom Flecken" zumindest als Ortsvorsteherin und Ansprechpartnerin für alle Belange zu verabschieden.

Das neue Gremium steht, die Karten sind verteilt und nun kann eine neue Ära im Göttelfingen Ortschaftsrat beginnen. Der neue Rat nahm auch gleich seine Arbeit auf.