Steht das Gäu vor dem Internet-Gau?

Oliver Kalbacher aus Weitingen, Anwohner der Weinbergstraße, erklärte in der Bürgerfragestunde des Eutinger Gemeinderats am Dienstagabend: "Bei uns wird einem nach dem anderen der Telekom-Internet-Anschluss gekündigt." Bei einer angebotenen Vertragsänderung würde die Versorgung wohl weiter laufen, aber sonst nicht, wurde Kalbacher von Seiten der Telekom erklärt, "und dass, obwohl ich Funk-Internet habe, also hat das gar nichts mit dem Kabel, um das es der Telekom geht, zu tun. Wenn es so kommt, wie ich vermute, dann habe ich in vier Wochen kein Internet mehr." Nicht zuletzt deshalb, da er zwei Kinder in der Mittelstufe habe, die von der Schule aus oft auf Internet angewiesen sind, wollte Kalbacher wissen, was gegen das Vorgehen der Telekom getan werden könne?

Bürgermeister hält Verhalten der Telekom für rechtswidrig

Bürgermeister Armin Jöchle (CDU) dazu: "Man hört immer wieder auch von anderen Ortschaften, dass die Telekom ihrem Auftrag nicht mehr so genau nachkommt, wie sie es sollte. Ich glaube nicht nur, dass es eine Unverschämtheit sondern auch ein Rechtsverstoß der Telekom ist, den das Unternehmen derzeit begeht, denn es hat den Versorgungsvertrag!" Wenn die Telekom ihre Arbeit nicht mehr erledige, dann könne sich die Gemeinde auch überlegen ob sie sich überhaupt noch an das Telekommunikationsgesetz, das den Wettbewerb im Bereich der Telekommunikation reguliert, halten müsse: "Dann können wir jetzt einfach anfangen, Geld für die Nutzung unserer Straßen durch die Telekom zu verlangen."

Doch nicht nur die Telekom macht der Gemeinde Eutingen derzeit Ärger. Auch das Unternehmen Vodafone scheint für viel Frust zu sorgen, wie eine andere Bürgerin, Birgit Rapp, berichtet: "Seit Oktober habe ich kein Internet und Telefon mehr. Deshalb hab ich mich auch schon mehrfach mit Herrn Fischer (Wolfram Fischer, Leiter des Bauamtes der Gemeinde Eutingen, Anm. d. Red.) in Verbindung gesetzt und von Vodafone haben wir die Zusage bekommen, dass alles verkabelt und angeschlossen wird – bislang ist aber überhaupt nichts passiert. Ich hatte gehofft, dass es bis Jahresanfang erledigt ist." Auch die Gemeinde sei betroffen wie Bürgermeister Jöchle hinzufügte: "Wir streiten seit Ende vergangenen Jahres auch wegen des Anschlusses der Kläranlage rum." Dass bislang noch nicht geschehen ist, kann Jöchle nicht nachvollziehen: "Wir haben bereits Leerrohre verlegt und Vodafone hat den Auftrag dort Glasfaser zu verlegen. Man muss nicht mal graben – aber Vodafone bekommt es nicht gebacken, auch nur einen Anschluss zu legen. Wie sollen wir so einem Konzern vertrauen?" Die Möglichkeiten der Gemeinde seien allerdings schnell erschöpft, da sie selber keine Kabel reinlegen könne, sondern Vodafone dies tun müsse. Erschwerend komme hinzu, dass es wohl keinen klaren Ansprechpartner für die Verwaltung bei dem Unternehmen gebe: "So lange wir noch mit Unitymedia zu tun hatten, lief das besser. Aber seit Vodafone Unitymedia übernommen hat, wurde die Kommunikation und Erreichbarkeit schwieriger."

Kunden sollen sich solidarisch zeigen

Auch der Weitinger Oliver Kalbacher berichtet von Problemen mit dem Anbieter: "Ich bin auf Vodafone zugegangen, aber die meinten, man muss wegen eines Anschlusses, auf die Gemeinde zugehen, allerdings bestehen die Pläne und Verträge ja wohl bereits mit der Gemeinde, weshalb Vodafone tätig werden müsste." Bürgermeister Jöchle meinte, dass es hilfreich wäre, wenn sich jeder Vodafone-Kunde in Eutingen solidarisch zeigen würde und dem Unternehmen mit einer Kündigung drohen solle, sollte der Konzern nicht endlich tätig werden. "Wir fragen uns natürlich auch, warum es in einem ›Hochtechnologieland‹ wie bei uns nicht läuft. Aber wir sind an dem Thema dran und wir wollen uns nun an den Vodafone-Deutschland-Chef wenden."