Landrat Klaus Michael Rückert (von rechts), der technische Geschäftsführer der AVG Ascan Egerer, Kerstin Kästner von der DB Station und Service AG, Gerhard Jantoß von der DB Netz AG (Dritter von links) sowie weitere Vertreter der Firmen Emch und Berger sowie Reif heben gemeinsam mit Bürgermeister Armin Jöchle (Vierter von links) symbolisch die ersten Spaten voll Erde für den Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord aus. Foto: Spotts

Haltepunkt Eutingen-Nord soll noch in diesem Jahr fertig werden. Zum Fahrplanwechsel halten.

Eutingen - Bald hat Eutingen vier Bahnhöfe, denn nun erfolgte der Spatenstich für den Bahnhaltepunkt Nord. Noch dieses Jahr soll die Einweihung stattfinden, und zum Fahrplanwechsel sollen die Züge dann auch zwischen Eutingen und Göttelfingen halten.

Von einem Ereignis, "das in den vergangenen zwei Jahrhunderten jeweils nur einmal stattgefunden hat", sprach Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle bei dem offiziellen Spatenstich zum Bau des Bahnhaltepunkts Eutingen-Nord. Diese zwei anderen Ereignisse, auf die er sich bezieht, sind der Bau des Alten und des Neuen Bahnhofs Eutingen. Eine wichtige Infrastrukturmaßnahme stelle der neue Bahnhaltepunkt nicht nur für die Ortschaften Eutingen und Göttelfingen dar, sondern für die gesamte Gemeinde.

Die Kosten für den Bahnhaltepunkt Nord betragen voraussichtlich rund 766.000 Euro, dabei ist die Planung miteingerechnet. Abzüglich des Zuschusses nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz in Höhe von 460 000 Euro bleibt folglich ein Gemeindeanteil von 306.000 Euro. Dazu wird allerdings noch ein Ausgleichstockzuschuss im Wert von 62 800 Euro erwartet.

Die P&R-Anlagen werden in etwa 370.000 Euro kosten, welche die Gemeinde in den Haushaltsjahren 2019 und 2020 finanzieren will. Hier werden mit Zuschüssen aus dem Ausgleichsstock und Zuwendungen nach dem Landesverkehrsfinanzierungsgesetz in Höhe von insgesamt etwa 109.000 Euro gerechnet.

Das Projekt habe vielen Beteiligten eine Menge Arbeit und teilweise auch Verdruss beschert, erklärte der Bürgermeister, vor den geladenen Gästen, Vertretern und interessierten Bürgern, die zum Spatenstich gekommen waren: "Es war ein langer Weg, der durch viele Höhen und Tiefen und manche Umwege recht beschwerlich war." Zurück reicht der Weg bis ins Jahr 2002, als die Vereinbarung zur Elektrifizierung der Bahnstrecke von Freudenstadt nach Eutingen unterzeichnet wurde. In diesem Vertrag, wurde auch festgehalten, dass verschiedene Haltepunkte gebaut werden sollten. Zwei Jahre später, 2004, gab die Gemeinde die Vorplanung für den Bahnhaltepunkt, damals noch mit einer Unterführung der Kreisstraße, in Auftrag. 2008 vereinbarte die Gemeinde mit der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) den Bau des Haltepunkts. Doch bereits ein Jahr später erklärte die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), dass der Bahnhaltepunkt lediglich bedient werden soll, wenn die Kinzigtalbahn und die Kulturbahn dort halten, die Nagoldtalbahn hätte allerdings keine Zeitreserven für einen Stopp. Nur Monate später ruderte die NVBW auch schon wieder zurück und meinte, dass ein zusätzlicher Halt doch machbar sei.

Da die Kreisstraße nur mit einem schienengleichen Bahnübergang gebaut werden durfte, wurde 2010 eine neue Straßenplanung aufgestellt. 2011 kam dann wiederum die Nachricht, – dieses mal von NVBW und DB – dass der Bahnhaltepunkt, zumindest zu dieser Zeit, doch nicht umsetzbar sei. Nachdem der Finanzierungsantrag für alle Bahnhaltepunkte im Landkreis bewilligt wurde, wurde im selben Jahr noch der Bahnhaltepunkt im Horber Industriegebiet Heiligenfeld gebaut. Der Planung der AVG für den Bahnhaltepunkt in Eutingen konnte der Gemeinderat dann 2013 zustimmen, und die DB Netz stellte eine Umsetzung im Jahr 2016 in Aussicht.

Doch auch daraus wurde nichts, denn 2014 wollte die NVBW nicht bestätigen, dass der Haltepunkt auch bedient werden kann. Das nahm die DB Netz zum Anlass, der AVG keine Zustimmung zur Planung für die Vorlage beim Eisenbahnbundesamt (EBA) zu erteilen. Weiter ging es mit dem Hin und Her bereits später im selben Jahr, als der Amtschef des Verkehrsministers schrieb, dass die Bedienung des Haltepunkts weiterhin ab 2016 möglich sei.

Mit diesem Wissen stellte die Gemeinde 2015 den Bebauungsplan für die Zufahrt der Abbiegespur, die Bushaltestelle sowie einen P&R-Parkplatz auf und erwarb die benötigten Grundstücke, um das Projekt umzusetzen. Im selben Jahr reichte die AVG die Planunterlagen beim EBA ein, doch wie sich herausstellte, waren diese unzureichend, und erst Ende 2017 konnten sie erneut eingereicht werden. Auf diese Planunterlagen reagierte die DB Netz und erklärte, dass weitere Bahnhaltepunkte in Betrieb zu nehmen "fahrplantechnisch nicht möglich" sei. Ebenfalls 2017 schrieb der Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann der Gemeinde, dass sich voraussichtlich nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ein zeitlicher Spielraum für den Halt ergeben könnte.

Da man aber keine möglicherweise weiteren zehn Jahre warten wollte, bis der Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord gebaut wird, ging es für Bürgermeister Jöchle und Dornstettens Bürgermeister Bernhard Haas, der für gleich zwei Bahnhaltepunkte in Aach und in Dornstetten kämpfte, im Dezember 2017 mit der Unterstützung von Landrat Klaus Michael Rückert ins Verkehrsministerium. Nach weiteren Terminen mit Spitzenvertretern der NVBW, AVG, DB und der Gemeinden lag die Planungsgenehmigung Ende vergangenen Jahres dann auch beim EBA vor.

"Seither lief es dann recht zügig", berichtete Jöchle. "Die Anstrengung und den Ärger, bis es endlich soweit war, wollen wir mit dem ersten fahrplanmäßigen Halt eines Zuges dann schnell vergessen." Und wenn der Zeitplan eingehalten wird, dann soll am 8. Dezember die Einweihung des Bahnhaltpunkts Eutingen-Nord im Beisein von Verkehrsminister Hermann gefeiert werden. Am selben Tag sollen auch die bereits im Bau befindlichen Bahnhaltepunkte Aach und Dornstetten eingeweiht werden.

Landrat Klaus Michael Rückert zeigte sich froh darüber, dass man bei dem Projekt endlich vorangekommen sei: "Das war im wahrsten Sinne des Wortes ein ›Verschiebebahnhof‹", fasste er zusammen, dass sich ständig die Zuständigkeiten geändert hätten. Dabei habe sich gezeigt, dass es wieder einmal richtig gewesen sei, alle Akteure an einen Tisch zu bringen. "Ich habe zwar zu Gesprächen eingeladen und diese geleitet, aber alle Beteiligten haben ihren Teil zum Gelingen beigetragen", sagte Rückert. Man habe bei den Fahrplänen viel jongliert, um zu gewährleisten, dass Anschlusszüge erreicht werden können. Und Neuigkeiten brachte der Landrat ebenfalls mit: "Wir haben die Zusage vom Land, dass nach Ende der Bauarbeiten von ›Stuttgart 21‹ stündlich eine umstiegsfreie Bahnfahrt von Freudenstadt nach Stuttgart und umgekehrt möglich sein soll."

"Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn vor etwas mehr als 150 Jahren beim Bau der Nagoldtalbahn der damals schon vorgesehene Bahnhof Göttelfingen gebaut worden wäre. Aber vielleicht war dies dem König von Württemberg damals zu teuer oder die Dörfer zu klein", scherzte Bürgermeister Jöchle zum Schluss.