Truppe hält seit zehn Jahren zusammen wie Pech und Schwefel / Auch "die da oben" kommen zum großen Fest

Von Peter Morlok

Eutingen. "Wir haben Bauwagen zusammengeschweißt und das hat uns ebenfalls zusammengeschweißt", so die Erkenntnis aus zehn bewegten Jahren "Bauwagen Eutingen".

17 Jugendliche – heute alles Erwachsene, die fest im Leben der Gäugemeinde verwurzelt sind – wagten vor zehn Jahren das Abenteuer eines selbstverwalteten Jugendareals. Die Bauwagen-Clique baute sich eine Wagenburg, die keine Häuptlinge brauchte, in der man aber auch am Wochenende seine "Schaffklamotten spazieren tragen durfte", wie es einer der Herren bei der Vorstellung am Sonntagnachmittag treffend formulierte.

"Wir haben hier immer feste Feste gefeiert, viel blödes Geschwätz verzapft, doch der Bauwagen wurde unser zweites Zuhause, das uns Rückhalt gibt in allen Lebenslagen", so das Credo der Jungs, die nach eigener Einschätzung alle gut aussehen und ständig Durst haben.

Am Sonntag sahen sie zwar nicht mehr ganz taufrisch aus, aber das war keine Wunder. Ihr dreitägiges Fest bog auf die Zielgerade ein und hinter ihnen lag eine stressige Woche mit Aufbau und der Organisation all der Dinge, an die man denken muss, um so eine Riesenparty reibungslos über die Bühne zu bringen. In der Küche schufteten die Herren in den blauen Club-T-Shirts genauso wie an der Bar. Sie kümmerten sich mit vielen freiwilligen Helfern um das Wohl der Gäste, waren den Tücken der Technik auf der Spur – oder einfach: Sie waren überall. Und dies freundlich, hilfsbereit, engagiert. Bauwagen-like eben.

Zusammenarbeit mit der Gemeinde anfangs nicht immer einfach

Feierte man am Freitag mit 350 meist jungen Gästen eine chillige Beachparty und rockten am Samstag die Band "Overall" im Overall das Festzelt, so war am Sonntag "Tag der offenen Bauwagen-Tür". Ein Tag, der Gäste von acht bis 80 ins Festzelt lockte. Darunter auch Bürgermeister Armin Jöchle mit Ehefrau Helga sowie den FDP-Landtagsabgeordneten Timm Kern. "Mir hen die geballte Kraft der Obrigkeit zu Grußworten eiglade – ond noh kommed die au noh", staunte Johann "Hansi" Seefried über die Anwesenheit der prominenten Gäste.

Eigentlich passen Obrigkeit und Jugend nicht wirklich zusammen, stellte der Schultes zu Beginn seiner Rede fest und fand es deshalb umso bemerkenswerter, dass das Projekt "Bauwagen" nun schon zehn Jahre nahezu problemlos funktioniert und dass man zu diesem großen Fest auch noch "die da oben" einlud.

Jöchle erinnerte daran, dass in den Anfängen des Bauwagens die Zusammenarbeit nicht immer pflegeleicht war, man aber in einem gemeinsamen Konzept einen Konsens fand, wie man den Herren, ohne sie in das enge Korsett eines Jugendraums zu zwängen, entgegen kommen konnte: "Sie übernahmen von der ersten Stunde an Verantwortung und legten ein hohes Maß an Selbstverwaltung an den Tag. Der Bauwagen wurde für sie eine Lehrstelle des Lebens. Heute sind die Jungs in der Mitte unseres Dorfes und unserer Gesellschaft fest etabliert", so eine weitere Feststellung von Jöchle, der den 17 Mitgliedern dieses Projektes ein Kompliment für die Selbstdisziplin in Eigenverantwortung in Sachen Jugendarbeit aussprach. "Sie haben unser Vertrauen nie enttäuscht", lobte Jöchle. Er hofft auf eine positive Weiterentwicklung dieser Art von Jugendraum. Hansi Seefried sagte, dass der Bauwagen noch eine Weile die zweite Heimat bleiben werde.

Timm Kern freute sich über eine Jugend, die nicht lange quatscht, sondern ihre Verantwortung in die eigenen Hände nimmt. Kern fand im Bauwagen das genaue Gegenteil von dem, was der Philosoph Sokrates vor Jahrhunderten über die Jugend sagte: "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten". Nix davon fand Kern in Eutingen wieder.

Die Bauwagenbrüder gingen bei der Gründung dieses Projekts einen Weg voller Optimismus, ohne zu ahnen, was die Zukunft bringt. "Sie haben ihre Freiräume und die daraus resultierenden Chancen genutzt und leben eine besondere Art der Freiheit".

Nach so viel Lob war es an der Zeit, zum Alltag zurückzukehren. Aus diesem Grund ließ man die Vergangenheit in einer gelungenen Präsentation Revue passieren. Zehn Jahre Bauwagen, das brachte schon die ein oder andere Anekdote in Erinnerung. Sehr zur Belustigung der Festgäste, die vergnügt diesem "Festvortrag" folgten.

Mit ihrer Präsentation rissen sich die Herrschaften vom Bauwagen selbst den Heiligenschein vom Kopf, wurden wieder zu dem, was sie eigentlich sind – Jungs, die auch mal ein "dackelhaft" feuchtes Fest feiern oder gemeinsam in Urlaub fahren.

Im Rahmenprogramm zeigte später die Jugendabteilung der Feuerwehr, dass sie gut ausgebildet werden. Ein angenommener Brand in der Wagenhalle des Bauhofes brachten sie mit Unterstützung ihrer Ausbilder recht schnell unter Kontrolle.

Hüpfburg, Kinderschminken sowie Kaffee und Kuchen stand danach auf dem Programmzettel dieses dreitägigen Festes. Die Messlatte fürs nächste Festle liegt, und wer sie erreichen will, der muss sich ordentlich strecken.