Konzert: "Blues Blaster Seven" geben ein umjubelten Auftritt / Schwermütiger Musikstil kehrt an den Hochdorfer Bahnhof zurück

Die Formation "Blues Blaster Seven" spielte im "Ambiente" auf, wie die Gaststätte neben den Hochdorfer Bahnhof derzeit heißt.

 

Von Peter Morlok

Eutingen. Draußen am Haus hängt noch die alte "Gleis 7"-Leuchtreklame und viele Besucher denken mit Wehmut daran, als die Gaststätte "House of Blues" hieß und genau das beherbergte, was draußen dranstand: den Blues in allen seinen wunderbaren Facetten und Ausprägungen. Die Musiker von "Blues Blaster Seven" hatten dort bereits 2010 einen Auftritt, der Spuren im Gedächtnis vieler Fans hinterließ.

Mit noch mehr Erfahrung zurückgekommen

Nun waren sie mit noch mehr Erfahrung zurückgekommen und spielten ein Set, das von den Leuten, die den Weg hinter den Bahnhof fanden, umjubelt wurde. Mit Stefan Huber (Alt Sax), Jürgen Lachmann (Gitarre), Chris Keppler (Bass), Roland Strelow (Stimme), Jürgen Hesse (Piano/Keyboard/Orgel), Christoph Kolz (Tenor Sax) und Klaus Wielinski (Drums) stehen sieben Mann auf der Bühne, die man als alles andere, nur nicht als Amateure – obwohl sie es sind – bezeichnen sollte. Hier würde der Vergleich genauso hinken, als wenn man die Berliner Philharmoniker als Hobby-Musiker darstellt.

Was die Jungs von "Blues Blaster Seven" – alles gestandene Männer – abliefern, das ist musikalische Extraklasse. Wer sich an Songs wie "The Letter" oder "Unchain My Heart" ran traut – beides Titel, die der große Joe Cocker meisterhaft interpretierte –, der ist entweder größenwahnsinnig oder so gut wie "Blues Blaster Seven".

Locker, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt, machten sie die Songs zu den ihren. Sänger Roland Strelow klang so tiefschwarz wie Stevie Winwood in seinen allerbesten Zeiten und was Gitarrist Jürgen "Rocky" Lachmann aus seinem Telecaster rausholte, war mehr als die berühmte allererste Sahne.

"Der ist der Rostbraten und wir sind die Spätzle", lobte Christoph Kolz deshalb auch seinen Kumpel am Sechssaiter. Naja, auf jeden Fall sind die anderen Musiker zumindest handgeschabte Spätzle mit reichlich Bröselschmelze. Es ist toll, ihnen zuzuhören und die Spielfreude mitzuerleben, mit der die sieben Musiker agieren. Da werden vielschichtige Klangbilder aufgebaut, die wie in einem Kaleidoskop zerfallen, um wenig später neu und schöner zu entstehen. Da werden Solis zum niederknien gespielt, die Passagen werden weitergereicht, vom Nebenmann aufgenommen, neu interpretiert und doch endet jeder musikalische Ausflug immer im Rahmen der Originalkomposition. Und dies alles mit der Routine, als wenn die Herrschaften den lieben langen Tag nichts anderes machen würden.

Passenden Song für den Montagmorgen

Den Song für den Montagmorgen mit dem passenden Titel: "Help me to the Day" nutzten sie, um sich musikalischen Freiraum zu schaffen. Ihre besondere Version von "Gangster Of Love", einst von Johnny "Guitar" Watson bekannt gemacht, widmeten sie Silvio Berlusconi.

Weit über drei Stunden rockten sie das "Ambiente". Die Ladys im Publikum legten beim rhythmischen Hüftgewackel ganze Sonderschichten ein, so mancher Luftgitarrist übte für die Weltmeisterschaften in dieser Disziplin und die verhinderten Schlagzeuger bearbeiteten Tischplatten und Oberschenkel.

Irgendwann geht aber auch hinter dem Hochdorfer Bahnhof das Licht aus, doch ohne Zugabe ging gar nichts. Nicht einmal der Kühlschrank ging auf, der im schönen Haigerloch steht und in dem der heimkehrende Blueser Haigerlocher Gerstengetränk vermutete. Aber ein guter Blues-Titel wäre kein solcher, wenn nicht irgendein tieftrauriges Erlebnis im Song zu finden wäre. Normalerweise ist die Frau, der Job oder der Whisky weg, in diesem Fall war das Bier alle. Also Höchststrafe und da klangen tatsächlich selbst die weißen Tasten von Jürgen Hesses Keyboard tiefschwarz. So richtig schön bluesig eben. Es war ein schöner Gig, der geradezu nach einer Wiederholung schreit.