Tag des herzkranken Kindes: Menschen im Gäu gestalten für eine Aktion mehrere Tausend Herzen
Zum Tag des herzkranken Kindes haben Familie Plaz aus Eutingen und Unterstützer dem zehnjährigen Paul Merkel einen Wunsch erfüllt. Mit 2500 Herzen nimmt das Gäu zusammen mit dem herzkranken Jungen an der "Weltrekord-Challenge" teil.
Eutingen. Seit einigen Jahren ist Familie Plaz mit den Merkels aus Schwarzenberg, der Heimatregion von Alexandra Plaz, befreundet. Daher wollten Familie Plaz dem mit einem Herzfehler geborenen Paul einen Traum erfüllen – einmal den Wimpel-Weltrekord zu knacken. 2013 schickten Menschen aus der ganzen Welt Wimpel für die Herausforderung auf die Insel Poel (Mecklenburg-Vorpommern). Ein Notar beurkundete, dass die Wimpel-Kette mit 17,6 Kilometern Länge den Weltrekord knackt.
Nun wollen das auch herzkranke Menschen und ihre Förderer. Der Verein Fontanherzen aus Magdeburg stellte für die so genannte "Herz-Wimpel-Challenge" eine Herz-Vorlage zur Verfügung. Jeder Interessierte kann sich die Vorlage über die Homepage des Vereins herunterladen, ausdrucken, das Herz ausschneiden und die Rückseite gestalten. Dem zehnjährigen Paul Merkel gefiel die Aktion so sehr, dass er zusammen mit seiner Mama Monja und seinen beiden Brüdern Anfang April zu basteln begann. Familie Plaz aus Eutingen erfuhr von der Aktion und drehte dazu das Video. "Es geht dadrum, herzkranke Kinder zu unterstützen. Die möchten einen Weltrekord knacken", erklärte Alexandra Plaz im Video und fügte hinzu: "Wir finden das eine ganz, ganz tolle Sache und haben gesagt, das möchten wir fordern. Da sind wir mit dabei und jetzt schauen wir mal, wie weit wir kommen."
Ausgedruckte Herzen
Die ausgedruckten Herzen stellte Familie Plaz über die Bäckerei zur Verfügung, weil dafür etwas dickeres 120-Gramm-Papier gebraucht wurde. Zahlreiche Online-Nutzer sahen das Video und so wurde kräftig Werbung für die Herz-Aktion von Paul gemacht. Schon nach kurzer Zeit waren die ausgedruckten Herzvorlagen vergriffen. So mancher musste zweimal kommen oder selbst zuhause ausdrucken. "Wir haben 500 Blätter bestellt und Tobse sagt noch zu mir: Was machen wir mit den restlichen Blättern", sagt Alexandra Plaz lachend. Am Schluss druckte sie 2000. Mal das Herz aus. Sogar beim benachbarten Rathaus fragte die Familie Plaz nach, als kein Papier mehr auf die Schnelle zu besorgen war. Anfangs dachten sie, ob überhaupt ein Teil der Herzen zurückkommt. Doch aus der ganzen Region lösten die Bastler, von Kindern bis zu den Senioren, die Herzen ein. Manche holten das versprochene Teigherz nicht ab, sondern machten aus reiner Unterstützung von Paul bei der Aktion mit. Kindergärten aus der Region, Fußballgruppen, Jugendfeuerwehren, Einzelpersonen und viele weitere bastelten, malten und beklebten die Herzvorlagen. 1000 Herzen verzierten Unterstützer des Spitalstifts, 500 das Jugendrotkreuz Eutingen, 300 die Tagespflege "Quelle des Lebens" aus Weitingen und 700 unterschiedliche Gruppen sowie Privatpersonen. Manche schrieben Gedichte und Poesie-Album-Sprüche mit Stickern, andere malten Märchen, Bilder und Erlebnisse darauf.
"Wir dachten nie, dass das so eine riesige Welle schlägt", erklärt Alexandra Plaz freudig. Sie war zum Teil ganz gerührt, was auf den Herzen abgebildet war. "Das sind so viele tolle Sachen, man sollte jedes Herz fotografieren", erklärt die Mutter von zwei Kindern. Sie druckte QR-Codes auf die Herzen, die nach dem Einscannen zu herzergreifenden Liedern führen. Die abgegebenen Herzen lochte Familie Plaz mit Freunden und verband sie zu einer Herzkette. Dafür kauften sich die Plaz extra eine Loch-Zange, um zwischen die Herzrundungen hineinzukommen, ohne die bemalten Herzen knicken zu müssen. Wer sich an die angegebene Abstandsregel von fünf Zentimetern, zwischen den Herzen hält, kommt bei 17,6 Kilometer auf rund 76 500 Herzen. Deutschlandweit soll diese Rekordzahl überschritten werden. 2500 Herzen kamen bei Familie Plaz an. Paul und Familie Merkel haben etwa 2650 Herzen.
Zum Tag des herzkranken Kindes sammelt Paul die Herzen und schickt sie dann für den Weltrekord beim Verein Fontanherz ein. Am Geburtstag von Francis Fontan, dem Erfinder des Fontankreislaufs, dem die Menschen mit halbem Herz ihr Leben verdanken, wird dann der Rekord aufgestellt: Am 2. Juli sollen alle Herzen entlang der Elbe in Magdeburg flattern. Die Kette wird dann gemessen und Paul hofft, dass die 17,6 Kilometer geknackt werden. Wer die Aktion verpasst hat, kann noch 15. Juni seine Herzen an Fontanherzen nach Magdeburg schicken.