Fremdenfeindliche Parolen zieren die Bahnunterführung beim Alten Bahnhof in Eutingen. Foto: Feinler

Fremdenfeindliche Parolen an Unterführung: Arbeitskreis Asyl lädt Verursacher zum nächsten Treffen ein.

Eutingen - »Fremdenfeindlichkeit hat in der Gemeinde Eutingen keinen Platz«, so der örtliche Arbeitskreis Asyl. Er äußert sich zu den Schmierereien an der Bahnunterführung beim Alten Bahnhof.

Wer von Eutingen nach Rohrdorf unterwegs ist, dessen Blicke schweifen rasch von der Straße ab. Denn zum wiederholten Male haben Unbekannte die Bahnunterführung mit fremdenfeindlichen Parolen beschmiert. »Was tut ihr euren Kindern an?« steht in schwarzen Buchstaben auf der linken Seite, von Eutingen kommend. Gegenüber heißt es: »Krieg in Europa?? Nein Danke«.

Wer durch die Unterführung fährt, erkennt auf der rechten, hinteren Seite das Ausmaß: »Refugees Not Welcome« (Flüchtlinge nicht willkommen). »Das ist die Meinung einer Minderheit«, setzt der Arbeitskreis Asyl hinzu. Die Helfer sind geschockt. Bereits vor Weihnachten hatten Unbekannte die Unterführung beschmiert. Schnell wurde die Sachbeschädigung mit grauer Farbe übermalt.

Nun kam es erneut zu einer Sachbeschädigung, die kein Kavaliersdelikt ist. »Wir hatten immer mal wieder solche Parolen, Hakenkreuze oder andere Zeichen. Dann war es 10 bis 15 Jahre ruhig. Seit September ist die Flüchtlingsfrage in aller Munde und damit auch solche bedauerlichen Vorkommnisse«, erklärt Bürgermeister Armin Jöchle. Man lebe in einer offenen Gesellschaft, die viel zulasse, aber solche fremdenfeindlichen Schmierereien seien nicht tragbar. Er bedaure diese Parolen, da es nicht nur ein Zeichen gegen die Flüchtlinge sei, sondern auch die Menschen treffe, die sich um die Zugereisten kümmern.

Dem stimmt der Arbeitskreis Asyl zu: »Die widerwärtigen Schmierereien sind eine Ohrfeige für die vom Krieg geflüchteten Menschen und all jene, die diese Menschen unterstützen. Wir Helfer vom Arbeitskreis Asyl lassen uns dadurch nicht beeindrucken. Wir stehen hinter den Flüchtlingen«, erklären Sebastian Lazar und Hans-Peter Teufel vom Arbeitskreis und meinen weiter: »Uns ist bewusst, dass die Herausforderung der Flüchtlingsströme mit Sorgen verbunden ist. Deshalb treten wir für eine offene Debatte mit Herz und Verstand ein. Weder realitätsferne Blumenstraußkultur noch rechte Ablehnung helfen Flüchtlingen. Dieses Gesprächsangebot richtet sich auch an die Person dieser Schmierereien.«

Die Verursacher der Schmierereien könnten sich zum nächsten Treffen des Arbeitskreises einfinden. Informationen dazu bekommen sie bei den Initiatoren. Auch Jöchle ist für Gespräche offen. In den vergangenen Monaten hat er immer wieder anonyme Briefe erhalten, in denen es auch um Flüchtlingsthemen gehe. »Der Briefeschreiber darf zum Austausch gerne vorbeikommen«, fordert er zur offenen Diskussion auf.

Gegen die Sachbeschädigung der Bahnunterführung könne er nicht aktiv vorgehen, da diese der Bahn gehöre. Diese will die Schmierereien überstreichen lassen. Eine bunte Bemalung ist nicht vorgesehen. »Es würde nichts bringen. Dann suchen die Verursacher sich eine andere Plattform«, meint Jöchle.

In Eutingen sind einige Bürger besorgt. »Wer ein Problem hat, soll das offen sagen. Das ist feige. Und erreicht hat derjenige nichts, außer dass wir alle den Schaden bezahlen können«, meint eine Bürgerin, die anonym bleiben möchte.

Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 300 Euro. Unbezahlbar ist jedoch das schlechte Gefühl, das vermittelt wird, erklärt eine andere Eutingerin: »Ich gehe oft mit dem Hund vorbei und wenn ich das lese, bekomme ich Gänsehaut. Das hatten wir doch alles schon einmal.«

Die Bedenken der Bürger am gestrigen Montagmorgen waren groß. Negative Äußerungen zu Flüchtlingen ließen sich jedoch nicht finden und damit haben die Verursacher der Schmierereien das Gegenteil erreicht, von dem, was sie wollten. Viele Bürger unterstrichen die Aussagen von Lazar und Teufel: »Deutschland schickt im Umgang mit Flüchtlingen eine humanitäre Visitenkarte in die Welt und lebt Menschenrechte. Wir verneigen uns vor Polizisten, Beamten und Ehrenamtlichen, die das ermöglichen.«