Die Gartenstraße in Eutingen ist eines der vielen Sorgenkinder in der Gesamtgemeinde. Foto: Geideck

"Adlerauge" schaut bei Straßen ganz genau hin: Problemfälle in allen Ortsteilen.

Eutingen - Das Adlerauge (Eagle Eye) kreiste vergangenen September über der Gemeinde. So wurde der Zustand von Straßen erfasst und der Sanierungsbedarf ermittelt.

Für die Bestands- und Zustandserfassung der Gemeindestraßen hatte der Gemeinderat im letzten Jahr die Vermögensbewertung an die Firma Eagle Eye aus Berlin vergeben.

Weitingen

Bei der Ortschaftsratssitzung befasste sich das Gremium mit den Ergebnissen von Eagle Eye. Die Gemeindestraßen wurden auf einer Länge von 46,5 Kilometern befahren und eine Fläche von über 250 000 Quadratmetern ausgewertet. Bei der Bestandserfassung wurden auch die Hauptschadensursachen ermittelt und die in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich anfallenden Kosten ermittelt. Drei Szenarien wurden zugrunde gelegt: "Do Nothing" (nichts tun), ein "Bauprogramm mit begrenztem Budget" oder "Unbegrenzt zur Verfügung stehende finanzielle Mittel" einsetzen.

Beim aktuellen Stand würde nach der zweiten Strategie die angedachten 200.000 Euro jährlich für die Unterhaltungsmaßnahmen nicht ausreichen. Nach der Bewertung von Eagle Eye wären 330.000 Euro erforderlich, wenn man den Unterhaltungsmaßstab des Landes anlegt. Somit besteht eine Unterdeckung von 130.000 Euro.

Betroffen ist in Weitingen vor allem die letzte noch nicht ausgebaute Gemeindestraße, der Urnburger Weg zwischen Kniebis- und Friedhofstraße. Ortsvorsteher Roland Raible erinnerte daran, dass der Ortschaftsrat vor einigen Jahren den Ausbau angeregt habe. Allerdings konnten nicht einmal die Planungskosten in den Haushalt aufgenommen werden. Der Weg kann nur mit Anliegerbeiträgen ausgebaut werden, was sich aufgrund nur weniger Anlieger mit großen Flächen als sehr schwierig erweisen hat.

Beim dritten Szenario wollte Karl Fidaschek wissen, ob in den ermittelten 9,2 Millionen Euro für alle betroffenen Gemeindestraßen die Anliegerkosten bereits einkalkuliert seien. Darüber wollte sich Raible in der Gemeinderatssitzung erkundigen.

Eutingen

Lettstatt, Gartenstraße oder Teile des Vollmaringer Weges: Die Liste der sanierungsbedürftigen Straße ist auch in Eutingen lang. Winfried Seele zeigte sich ernüchtert angesichts der hohen Kosten für die Straßensanierungen. "Spätestens 2020 müssen wir bei diesem Thema in die Vollen gehen", sah Hubert Lachenmaier die Notwendigkeit der Sanierungen an.

Auch Tobias Plaz fragte sich, wo die mindestens 200 000 Euro jährlich herkommen sollten. "Das geht nicht", sagte auch Bürgermeister Armin Jöchle. Er kalkuliert mit einem Wert von 100.000 Euro pro Jahr, den man stemmen könnte. Eine umfangreiche Sanierung sei fast so teuer wie ein Neubau, da auch der Unterbau der Straßen gerichtet werden müsse.

Göttelfingen

"Das macht die zukünftigen Haushaltsplanungen spannend", wertete der Göttelfinger Ortschaftsrat die Auswertungen der Gemeindestraßen nach der Befahrung der Gemeinde durch die Berliner Firma Eagle Eye.

Sie hat mit ihrem Adler-Auge, einer speziellen Stereomessbildkamera, einen Ist-Bestand ermittelt und kam zu dem Ergebnis, dass die Gemeinde zumindest die nächsten zehn Jahre jeweils 330.000 Euro zur Verfügungen stellen muss, um den Erhalt der Straßen und der tangierenden Infrastruktur wenigstens auf dem derzeitigen Stand zu halten. Schon heute bedeutete dies jedoch eine jährliche Unterdeckung von 130.000 Euro zum derzeit laufenden Haushaltsansatz.

Richtig spannend würde es erst dann, wenn man den Idealfall als Berechnungsbasis zugrunde legen würde. Hier sollte das gesamte Straßennetz mit einem Investitionsbedarf von 9,2 Millionen Euro, ebenfalls gerechnet auf zehn Jahre, saniert werden. "Das machen wir, wenn uns der Herrgott einen Geldscheißer vorbei schickt", sagte Diana Wally.

Rohrdorf

Die Eagle-Eye-Ergebnisse lenkten in Rohrdorf das Augenmerk auf den Kirchsteigleweg. Er gehöre nach Angaben von Ortsvorsteher Rolf Walddörfer dringend saniert.

Ein Foto vom Kirchsteigleweg zeigte einen wahren Flickenteppich. "Der sieht sehr, sehr schlecht aus", meinte Walddörfer. Der Weg sei im unteren Bereich geteert, dann kommen die Flicken, und weil die Bebauung nicht so dicht sei, fange um die Kurve rum eine Schotterfläche an.

Er merkte an, dass für den Kirchsteigleweg noch keine Anliegergebühren bezahlt worden seien. Im Rahmen der Straßensanierung würden die "Ausbaukosten überwiegend über Anliegerbeiträge finanziert" werden. So könne die Gemeinde einen Beitrag leisten und die 254 400 Quadratmeter versuchen, in Schuss zu halten.

Walddörfer merkte an, dass die Sanierung des Schlösslewegs im vergangenen Jahr angegangen werden sollte. "Da muss man schon um die Löcher herumfahren", betonte Walddörfer, dass dieses Jahr die Erneuerung erfolgen müsse. Er werde das Thema mit der Verwaltung besprechen.