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Chefärzte, Geschäftsführer und Landrat erklären Leistungsspektrum der Freudenstädter Kliniken und Zentren

Mit 17 Besuchern war die Zahl der Zuhörer am Informationsabend des Krankenhaus Freudenstadt im Eutinger Bürgerzentrum recht überschaubar. Die Bürger des Ostkreises hätten mit Tübingen, Nagold, Sindelfingen, Herrenberg und Stuttgart eine breite Auswahl an Kliniken, wusste Bürgermeister Armin Jöchle.

Eutingen. Trotzdem ließen sich e in paar Bürger nicht davon abhalten, Fragen an die zwölf Chefärzte, den Geschäftsführer sowie an den Landrat zu richten.

Vor allem Landrat Klaus Michael Rückert war überrascht, denn beim vergangenen Info-Abend in Loßburg hatten die Bürger ihre Fragen im persönlichen Gespräch mit den Chefärzten geklärt. Fragen zur Krankenhausküche, die sich im Freudenstädter Krankenhaus befinde, aber auch zu Präventionsmaßnahmen und zum Vorgehen bei einem Krankenhauskeim bewogen die Gäste dazu, öffentlich nachzufragen.

Beatrix Oberle, die örtliche Landärztin, wollte wissen, was die Politiker gegen die schlechte Erreichbarkeit des Freudenstädter Krankenhauses mit den öffentlichen Verkehrsmitteln tun würden. Landrat Rückert, der gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt ist, berichtete vom Bahnhaltepunkt Eutingen Nord. Dieser soll in einem Jahr eingeweiht werden. Zudem soll ein Shuttleverkehr vom Freudenstädter Stadtbahnhof zum Krankenhaus angeboten werden. "Wir wollen das mit der Einweihung des neuen Krankenhauses oder vielleicht schon vorher realisieren", betonte der Landrat.

Fortbildungen für Fachkräfte werden angeboten

Ende 2021/Anfang 2022 soll das Freudenstädter Krankenhaus in der Nähe einen Neubau erhalten, wofür aktuell schon die Vorbereitungen getroffen werden, sagte Geschäftsführer Ralf Heimbach.

Das ländliche Krankenhaus mit seinen 390 Betten auf den Standorten Freudenstadt und Horb hätte etwa 1000 Mitarbeiter, was auch Teilzeitkräfte beinhalte. Die Chefärzte würden sich mit den niedergelassenen Ärzten in Verbindung setzen, zudem würden Fortbildungen am Krankenhaus für Fachkräfte angeboten werden, aber um das breite Spektrum des Krankenhauses aufzuzeigen, seien die zwölf Chefärzte nach Eutingen gekommen.

Gunter Kaißling, Leiter der Anästhesie, machte den Auftakt und berichtete von der Notärztegruppe, die sich im Falle von Großschadenseinsätzen um die Patienten kümmern würden. Der Schwerpunkt seiner Abteilung liege in der Schlüssel-Lochtechnologie, wobei künftig die 3D-Laparoskopie dazukomme. "Da können wir noch viel genauer arbeiten. Sie müssen sich das wie ein 3D-Kino vorstellen", erklärte er.

Wie fortgeschritten die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten in Freudenstadt seien, betonte Jürgen Schulze-Tollert, zuständig für den Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe. Als zertifiziertes Brustzentrum würde das Gleiche angeboten werden wie in Tübingen.

Dass nur wenig Zeit bleibe, u m Folgeschäden zu vermeiden, betonte Professor Florian Bea. Der ärztliche Direktor und Leiter der Kardiologie berichtete von der 24-Stunden-Herzkatheterbereitschaft, der zertifizierten Notaufnahme für Patienten mit Herzinfarkt und der Erneuerung des Labors.

Klaus Fellermann stellte das breite Spektrum der allgemeinen inneren Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie sowie die Behandlung von Schlaganfällen in einer zertifizierten Schlaganfalleinheit.

Kinderarzt Gerald Hellstern zeigte die Versorgung der Kinder und Jugendlichen, vom Frühchen ab 1500 Gramm bis zum 18-Jährigen auf. Etwa 90 Prozent der Arbeit betreffe die Notfallmedizin, weshalb die auf Kinder ausgerichtete Notfallambulanz an 365 Tagen im Jahr geöffnet habe.

Stellvertretend für Thorsten Maxeiner sprach der jüngst zum Team dazugekommene Chefarzt, René Hennig vom breiten Spektrum der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Freudenstadt. Sie schließe die Gefäß-, Thorax- und Kinderchirurgie ein.

Psychiatrie ist nicht mehr abseits, sondern in Betrieb integriert

Als offene Station beschrieb Wilhelm Dengler die Psychiatrie, die seit Bau des Freudenstädter Krankenhauses in den Betrieb integriert und nicht, wie es früher üblich war, abseits von allen war. Eine zunehmende Rolle würde die Gerontopsychiatrie, mit der Erkrankung des Körpers im Alter und psychischen Erkrankungen spielen.

Die Altersmedizin ist mit der Ernährungsmedizin, der Physio-, Schmerz- und Ergotherapie sowie Logopädie und Akupunktur in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik in Horb untergebracht, für die Markus Klotz sprach. Die endokrinologische Sprechstunde erfolge in Freudenstadt.

Von überfüllten Notaufnahmen in den meisten Kliniken sprach Thomas Breidenbach, der rund 25 000 Menschen pro Jahr in der Notaufnahme zähle. Etwa 70 Prozent davon würden ambulant behandelt, was aufgrund der Breite der Krankenhausversorgung möglich sei. Das neue Konzept zur multimodalen Schmerztherapie, die seit 2017 auch stationär voll umfangreich angeboten werden könne, präsentierte Hermann Schwarz. Die nächste Klinik, die das so anbiete sei das Katharinenhospital in Stuttgart.

In diesen Tagen würde laut Stephan Stolpe von der Radiologie und Nuklearmedizin ein neuer Computertomograf angeschafft, der weniger Strahlenbelastung aufweise. Freudenstadt sei zertifiziert für Knorpeltransplantationen, betonte Benjamin König von der Unfall- und orthopädischen Chirurgie, wusste aber: "Die Menschen hier sind hart im Nehmen, denn sie leiden oft lange und kommen viel zu spät zu uns, wenn meist keine Transplantation mehr möglich ist." Da greife dann die Prothetik, dass der Patient auch mit 80 Jahren noch in seinem Wald arbeiten könne.

Nach der rund einstündigen Vorstellungsrunde konnten die Gäste weitere Fragen stellen und diese auch im persönlichen Gespräch klären.