Magnus und Aaron schlugen beim Sommerferienprogrammpunkt der Oldtimerfreunde Eutingen Butter wie zu Urgroßmutterszeiten. Foto: Feinler

Wie lebte die junge Generation früher? Oldtimerfreunde Eutingen beantworten diese Frage beim Ferienprogramm

Von Alexandra Feinler

Eutingen. "Kinder hatten früher wenig Zeit zu spielen, sie mussten arbeiten", erfuhren die zwölf Teilnehmer des Sommerferienprogramms am Samstagnachmittag bei den Oldtimerfreunden Eutingen.

Rund um die Ziegelhütte blühte die Vergangenheit auf. Wer sich dem historischen Gebäude näherte, musste aufpassen. Schnell konnte man in die Schusslinie von Tim und Janis geraten. Sie hatten in eine alte Kanone, die wahrscheinlich schon vor dem ersten Weltkrieg gebaut wurde, Korken gesteckt. Heinz Klink, Vorsitzender der Oldtimerfreunde, wurde kurzerhand als Zielscheibe genommen, aber meist doch nicht getroffen.

Unweit davon bastelten Jenny, Jana, Lina und Emily Bienenwachskerzen, die sie mit nach Hause nehmen durften. "Darf ich noch einmal Butter schlagen?", fragte Jana die Betreuerin Dagmar Kreidler. Immer wieder kamen die Sechs- bis Zwölfjährigen zu ihr und wollten mit dem historischen Butterfass die Sahne steif schlagen. Ein Klumpen hatte sich in dem durchsichtigen Glasgefäß gebildet.

"Wie viele Puppen habt ihr denn?", wollte Dagmar Kreidler wissen. Die Kinder berichteten von unzähligen Puppen, aus verschiedenen Materialien. "Früher hatten die meisten Mädchen nur eine Puppe und die begleitete sie die ganze Kindheit über", berichtete die Betreuerin. Da staunten die Mädels: "Was? Nur eine Puppe?"

Mit großem Interesse hörten sie den Geschichten zu und stellten fest, dass sie heute doch einen hohen Komfort genossen. "Früher teilten sich Geschwister ein Zimmer, einige sogar ein Bett", meinte Dagmar Kreidler. Das konnten die Kinder nicht glauben, denn ihrer Ansicht nach würden doch niemals drei Kinder in ein Bett passen.

Dass Kinder früher arbeiten mussten, wurde an der Wäschestation klar. "Nicht streicheln, sondern wäschen", rief Tati Janis zu. Er schäumte die Geschirrtücher mit Seife ein, tunkte sie nach Anweisung ins Wasser des Waschzubers und schrubbte sie sauber. Dann wurden sie ausgewrungen. "Ausschütteln und dann durch die Mangel", erklärten die Oldtimerfreunde. Bis so ein Kleidungsstück gewaschen war, verging einige Zeit.

Doch die Kinder hatten sichtlich Spaß. "Das Einseifen ist super, riecht gut und da brauch man nicht so viel Kraft", meinte Janis. Doch auch beim Drehen des Hebels für die Mangel zeigte er, wie tüchtig die heutige Jugend sein kann.

Entspannter ging es beim Pyramidenschießen zu. Mit Plastikbechern wurde eine bunte Pyramide bestückt, die dann mit dem Wasserstrahl der alten Feuerwehrspritze platt gemacht wurde. Kraft brauchten die Kinder dagegen beim Dreschen mit dem Dreschflegel. Der vierjährige Leon erhielt dabei Hilfe von Anja. "Boah ist der schwer", ächzte der Eutinger beim Trennen der Spreu vom Weizen. Auf einem alten Stein wurde noch Mehl gemacht und so bekamen die Kinder einen Einblick in die Arbeit vor vielen Jahrzehnten.

Die historischen Geräte stammten zum größten Teil aus der Sammlung der Ziegelhütten-Schätze. Einige Raritäten wurden aber auch von Oldtimerfreunden mitgebracht, die ihre Seltenheit mal wieder im Einsatz sehen wollten – ganz nach dem Motto, was rastet, das rostet. Stärkung gab es in der Ziegelhütte, in deren Außenbereich später auch gegrillt und Stockbrot über offenem Feuer gebacken wurde.

Eine riesige Freude hatten die zwölf Kinder und auch die neun Betreuer bei den Spielen "Faules Ei" oder "Der Fuchs geht um". Ein Geschirrtuch wurde verknotet, die Kinder stellten sich im Kreis auf und rannten, was das Zeug hielt. Ganz außer Atem waren nachher die Betreuer, denn der Nachwuchs kannte kein Ende. "Du bist das faule Ei", hörte man die Kinder immer wieder kichern.

So geriet auch dieses alte Kinderspiel nicht in Vergessenheit. Der Tag bei den Oldtimerfreunden war ein lehrreicher und gleichzeitig spaßiger, nachdem sicher alle Beteiligten am Abend müde ins Bett fielen.