Gewerbegebiet "Neuer Bahnhof" würde laut Jöchle profitieren / Geländeverkauf bringt bis zu zwei Millionen Euro / Knackpunkt Verkehr

Von Lena Müssigmann

Eutingen. Ein Güterumschlagplatz am Eutinger Bahnhof ist machbar. Das besagt laut Bürgermeister Armin Jöchle ein Gutachten der Firma Metrans, die ein potenzieller Investor ist. Jöchle sieht eine "sinnvolle Lösung" für das dortige Industriegebiet in greifbarer Nähe.

"Ich habe seit 23 Jahren die Aufgabe, was aus dem Industriegebiet zu machen", sagt Jöchle im Gespräch mit unserer Zeitung. Es sind noch große Flächen am Neuen Bahnhof frei. Keines der angesiedelten Unternehmen nutzt den Bahnanschluss, obwohl einige ursprünglich Interesse signalisiert hatten.

Eutingen als ein Standort identifiziert

Der nun geplante Containerumschlagplatz "würde das Gewerbegebiet abrunden", sagt Jöchle. Eine Chance. Für sein Industriegebiet. Und für die ganze Region.

Das grün-geführte Landesverkehrsministerium hat den Standort als einen von drei oder vier in Baden-Württemberg identifiziert, an dem künftig Güter von der Straße auf die Schiene umgeladen werden könnten. Ziel ist, dass die Transportbranche damit umweltfreundlicher wird. Bisher müssen Lastwagen beispielsweise zum Umschlagbahnhof in Kornwestheim fahren. Das Eutinger Terminal für kombinierten Verkehr aus Lkw und Bahn (KV-Terminal) würde Druck aus dem Verkehrsknotenpunkt Stuttgart nehmen.

Der Ausbau des kombinierten Verkehrs ist eine grüne Idee. Jöchle findet die Idee trotzdem nicht schlecht und sagt: "Wenn man überzeugt ist von kombiniertem Verkehr, kann nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip handeln: Grundsätzlich ja, aber nicht vor meiner Haustür."

Er befürwortet das Projekt mit einer Einschränkung – "wenn es sich vertretbar auswirkt, was Lärm und zusätzlichen Verkehr angeht. Zum Beispiel brauchen wir einen separaten Anschluss an die B 28." Von Schüttgut, das im Zweifel viel Staub hinterlässt, ist keine Rede mehr.

Das Ministerium habe ihm bereits angeboten, dass Experten zum Thema Bürgerbeteiligung nach Eutingen kommen könnten, um die Bevölkerung mitzunehmen. Zunächst will Jöchle weitere Infos sammeln, damit er genügend Material hat, um Fragen der Eutinger beantworten zu können. "Mit dem, was ich weiß, will ich rausgehen", sagt er. Wann das sein wird, sei noch offen.

Gespräche mit den Investoren folgen

In den nächsten zwei Wochen wolle er Vertreter von Metrans in Eutingen zu einem Gespräch begrüßen. Dabei soll geklärt werden, welche weiteren Planungsschritte zu unternehmen sind.

"Wir wollen wissen: Welche Verkehrsmengen werden erwartet? Ist der Krach zumutbar?" Metrans ist ein europaweit tätiges Logistikunternehmen, das solche Umschlagplätze schon betreibt. Metrans wäre laut Jöchle der potenzielle Investor für das Container-Terminal. Ob Metrans es auch selbst betreiben würden, wisse er nicht. Das Unternehmen ist eine Tochter der Hamburger Hafengesellschaft (HHLA), das stark in Infrastruktur für Containerverkehr über Land investiert.

In der vergangenen Woche ist Jöchle nicht ohne einen gewissen Stolz von einem Termin im Verkehrsministerium zurückgekehrt. "Verkehrsminister Winfried Hermann hat wohlwollend aufgenommen, dass die Pläne in Eutingen schon so weit gediehen sind." Deutlich weiter als in den größeren Städte Reutlingen, Plochingen und Lahr, die als potenzielle Standorte für KV-Terminals gelten. "Wir sind schon einen Schritt weiter und haben den Investor an der Hand", sagt der Bürgermeister.

Für das nötige Bebauungsplanverfahren braucht die Verwaltung die Zustimmung des Gemeinderats.

u Bedarf

Die Gütermenge, die künftig in Baden-Württemberg auf der Schiene transportiert werden soll, werde im Zeitraum 2010 bis 2025 um knapp 70 Prozent steigen: von 7,78 Millionen auf 13 Millionen Tonnen. Das besagt ein Gutachten im Auftrag des Verkehrsministeriums.  

u Containermenge

Ein KV-Terminal kann laut Gutachter des Verkehrsministeriums wirtschaftlich arbeiten, wenn im Jahr 18 000 Container verladen werden, das heißt an Werktagen im Schnitt mindestens 60 Stück.  

u Terminal in Eutingen

Das Terminal würde sich laut Jöchle auf rund acht Hektar erstrecken: 3,5 Hektar Bahnfläche und 4 bis 5 Hektar Gemeindefläche. Der Verkauf würde der Gemeinde Eutingen je nach Erschließungsaufwand zwischen 1,4 Millionen und 2,5 Millionen Euro einbringen (Quadratmeterpreis 35 bis 50 Euro).

Von Martin Dold

Aus finanziellen Gesichtspunkte ist der Gedanke sehr verlockend: Um die zwei Millionen Euro könnte die Gemeinde einnehmen, wenn die Güterverladestation am Neuen Bahnhof realisiert wird. Damit wäre ein Großteil der Eutinger Schulden auf einen Schlag weg. Die in diesem Gebiet bislang zähe Veräußerung der Gewerbeflächen wäre ebenfalls Schnee von gestern. Es bleibt nur das dumpfe Unbehagen, dass so noch einmal deutlich mehr Lastwagen durch Eutingen rollen könnten. Und von denen gibt es schon jetzt mehr als genug. Da der meiste Verkehr über die B 28 in Richtung Ergenzingen abfließen dürfte, erscheint diese Gefahr zumindest auf den ersten Blick überschaubar. Ein warmer Geldregen für die Gemeindekasse, aber möglicherweise mehr Verkehr: Bei dieser Entscheidung sollte die Meinung der Bürger eine entscheidende Rolle spielen.