An der Nabu-Tour zu den Naturschutzflächen nahmen 14 Interessierte teil und erfuhren, wie hier im Eutinger Täle, welche Besonderheiten das Gebiet ausmachen und wie es gepflegt wird.Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Nabu Eutingen nimmt Interessierte mit auf eine Radtour durch das Täle und zeigt die vielfältige Flora und Fauna

Von wilden Orchideen, von der Salamander-Population im Täle, von Naturschutzprojekten und von der Geschichte einiger Flächen erfuhren 14 Interessierte bei der kürzlichen Nabu-Radtour einiges.

Eu tingen . Nabu-Vorsitzender Eberhard Kläger begrüßte die Rad- und E-Bikefahrer, die aus der Gesamtgemeinde kamen und am Alten Sportheim in Eutingen starteten.

Über den Karl-Akermann-Weg und durchs Gewerbegebiet fuhren sie in Richtung Bildechingen. "Hier hat alles angefangen", berichtete Kläger, dass der Teich einer der erste Naturschutzflächen der damals noch jungen Nabu-Gruppe Eutingen war. Eigentlich hätte der damalige Besitzer Fichten in diesem Bereich pflanzen wollen, doch heute sei man froh, dass das Gelände erhalten wurde. Es biete für "bestimmt 1000 Kröten" eine Heimat, beschrieb Kläger.

Vor rund drei Jahren habe die Nabu-Gruppe nebenan noch ein Waldstück erhalten, auf dem die Nachwuchsgruppe Crazy Stork Company seltene Bäume angepflanzt, die heute in vielen Wäldern vermisst werden. Mit Blick Richtung B 28 erklärte der Vorsitzende, dass das Gebiet Sonnenseehalde ebenfalls vom Nabu gepflegt werde. Die Botanik in diesem Bereich sei hoch interessant, denn es sei ähnlich einem Naturschutzgebiet, ein FFH-Gebiet. Später sei in diesem Teil ein zweiter Bereich dazugekommen, der erst einmal von etwa drei Meter hohem Schlehengebüsch befreit werden musste. Im August und im Winter werde die Fläche gepflegt, jedoch würde die Nabu-Gruppe auch einen Teil stehen lassen. "Nur so können die Insekteneier im Gras überwintern und neue Generationen entstehen", erklärte Kläger. Der Eutinger zeigte auf die Steinriegel, die sein Sohn gebaut hatte: "Das ist ein Wärmespeicher, für Echsen sehr schön." Auch sei Holz in diesem Bereich geschichtet worden und somit ein Kleinbiotop für Amphibien entstanden.

Weil der Bereich mit dem Rad aufgrund der B 28-Überquerung nicht so optimal zu erreichen sei, deutete Kläger auf das Gebiet Kronental, im Volksmund auch als Himmelsring bekannt, hin. Die ehemalige Rate-Dame der Fernseh-Sendung "Wer bin ich?", Annette von Aretin, hatte ihn einmal auf die Orchideen-Wiese in diesem Bereich aufmerksam gemacht. Sie sei in den 1960er-Jahren oft bei Familie Herling zu Besuch gewesen und hätte die Natur sehr genossen. Der große Orchideen-Bestand habe sich über die Jahre jedoch verschmälert. Eberhard Kläger geriet ins Schwärmen, denn bereits im März würde die Küchenschelle in diesem Bereich blühen. Von April bis Juni wäre dann ungefähr die Blütenzeit der sechs verschiedenen Orchideenarten. Eine weitere Fläche, die von Privatpersonen gepflegt werde, stelle eine Heimat für den Schmetterling "Thymian-Ameisenbläuling" dar, für den die Ameisenhaufen wichtig wären.

Ein Radfahrer wollte wissen, wie viele Helfer der Nabu bei der Pflege der Flächen habe. "Dieses Jahr war die Unterstützung sehr gut", dankte Kläger den fünf Dauerhelfern und insgesamt 40 Helfern. Zehn Personen hatten im Eutinger Tal und 17 Personen am Schmetterlingshang mitgeholfen.

Mit dem Rad ging es weiter durch den Wald, bis alle am Schmetterlingshang einen Stopp einlegten. Früher sei dort mit dem Freischneider oder Balkenmäher einiges geleistet worden. Die Pflege stelle sich am Hang aber nicht so einfach dar, weshalb auch das Halbtrockengras von Hand gerecht werde. Bisher war es sehr trocken und damit habe der Hang nicht so geblüht, wie sonst. "40 Ballen – Das ist gar nichts", erklärte Kläger, dass es sonst weitaus mehr seien und, dass die Nabu-Ziegen die Kräuter im Heu mögen würden. Auf der Fläche würde der Vogel Neuntöter, der vom Aussterben bedroht sei, vorkommen. Auch habe er schon einige Blindschleichen in diesem Bereich gesehen.

Ein Interessierter hakte nach, ob die Blindschleichen heute selten seien, hätte er während seiner Kindheit zahlreiche gesehen. "Ja, alle Echsen sind selten. Heute hat man moderne Maschinen, wie Kreiselmäher und mit denen wird einiges kaputt gemacht", beschrieb Eberhard Kläger. Wer im April nach einem Regen ins Täle läuft, könnte zudem Salamander sehen. Sollte das Täle mal komplett geteert werden, würde der Verkehr zunehmen, weshalb beispielsweise Salamander umkommen könnten.

Wie viele Radfahrer und Fußgänger an dem sonnigen Sonntag im Täle unterwegs waren, bemerkte die Nabu-Radgruppe bald. Nach dem Tunnel hielten sie an den Kellern. In diesen würden nicht nur Fledermäuse einen Rückzugsort finden, auch wäre die frostfreie Zone für Salamander interessant. Ein Zuhörer wollte wissen, ob die Keller der ehemaligen Eutinger Wirtschaften in Privatbesitz seien und erhielt ein ja. Nur wenige Meter entfernt, hielt die Radrunde am ehemaligen Steinbruch. "Das ist eine große Sache", betonte Kläger, dass man im Winter das Kleinholz herausnehmen sollte. Nur dann könnte die Sonne wieder auf den ehemaligen Steinbruch scheinen, der Rückzugsort für Amphibien, Insekten und vieles mehr werden könnte. Die Nabu-Gruppe habe zusammen mit der Musikkapelle Eutingen das Gelände schon öfter gepflegt, doch eigentlich sollte das laut Kläger die Gemeinde machen: "Das geht über unsere Kräfte hinaus."

Vorbei am Blauwässerle zur nächsten großen Fläche des Graf Stauffenbergs, wurde sichtbar, welche Aufgaben die Nabu-Gruppe unter anderem noch habe. Der ehemalige Förster habe Ende der 1990er-Jahre die Fläche abholzen lassen. Seither befinde sich dort eine Grünfläche und ein Biotop. Mit Balkenmäher und Freischneider werde die Fläche gepflegt und auch von Hand hatten schon einige Nabu-Helfer die nicht heimische Pflanze Goldrute herausgezogen. "Ich hab aber das Gefühl, die nimmt gar nicht ab", merkte Kläger an. Bis Mitte nächsten Jahres wolle die Nabu-Gruppe nochmals gegen den Goldrutenbefall vorgehen. Irgendwer habe zudem noch Goldfische in dem Teich eingesetzt, welche die Kammmolche verdrängt hätten. Nun müsse sich der Nabu Gedanken machen, wie die geschätzt 200 Goldfische aus dem Teich kommen und die eigentlich heimische Population wieder einen Rückzugsort erhalte.

M it dem Rad ging es weiter durch Mühlen, in Richtung Eyach. Die Radfahrer erfuhren an der zwei Hektar großen Fläche, welche Maßnahmen der Nabu dort umsetzt, bevor es mit dem Fahrrad nach Rohrdorf hochging. Weide und Streuobstwiesen wurden angeschaut. Einige Informationen konnten die Teilnehmer der schon viele Jahre vorgesehenen Radtour mitnehmen.

Im Außenbereich der "Auszeit" Eutingen machten die Radfahrer einen Corona-konformen Abschluss der Naturschutzpflegeflächen-Radtour, bei der ein Teil aller Nabu-Flächen angeschaut wurden. Bei einer weiteren könnten Bereiche rund ums Nabu-Gelände am Wachhäusle angeschaut werden, doch Eberhard Kläger freute sich, dass an der Premiere und trotz Corona-Zeit so viele mitgefahren waren.