Die Interessierten der Wirtshaustour machten sich ein Bild vom Ort des Geschehens vor 100 Jahren und blieben am damaligen Tatort kurz stehen. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg

Von Alexandra Feinler

Eutingen. Eine erschossene Französin mitten in Eutingen: Der Erste Weltkrieg, dessen Beginn vor 100 Jahren derzeit vielerorts Thema ist, hinterließ auch im Gäu seine Spuren.

Der Tatort war auf Höhe der heutigen Bushaltestelle vor Brobeils Haus. Diesen Ausflug in die düstere Zeit des Ersten Weltkriegs machte Willi Schaupp bei der Wirtshaustour am Sonntag.

Die Zuhörer lauschten gespannt, als der Gemeindehistoriker die Geschichte der 20-jährigen Französin erzählte. Weil sie krank war, befand sie sich damals zur Kur in Schömberg. Am 3. August 1914 war sie im offenen Auto auf der Heimreise nach Frankreich. Die deutsche Kriegserklärung mit Russland erfolgte am 1. August, weshalb die Eutinger spätestens ab dieser Zeit vorsichtig waren.

Polizist und Kaufmann treten bewaffnet an das Auto heran

Als Deutschland am 3. August 1914 Frankreich den Krieg erklärt hatte, wurden auch in Eutingen Spione eingesetzt, die vor feindlichen Aktionen oder Personen warnen sollten. Ein Spion erkannte das Auto der Französin, die auf ihrer Heimreise über Hochdorf nach Eutingen fuhr.

Er warnte die Eutinger, die das Auto schließlich in der Nähe der heutigen Bushaltestelle anhielten. Der Polizist und der Kaufmann traten bewaffnet zum Auto und wollten nach "dem Feind" schauen, erklärte Schaupp.

Da die kranke Frau im Auto umgefallen war und sich nicht mehr aufrichten konnte, kam es vermutlich zu einer Kurzschlusshandlung. Einer der beiden schoss auf die junge Frau – wahrscheinlich aus Angst. Man versuchte anschließend, die Frau noch zu retten, aber sie starb kurz darauf.

Da Krieg zwischen Deutschland und Frankreich herrschte, wurde sie vorerst auf dem Eutinger Friedhof begraben. Erst lange nach Kriegsende – im Jahr 1922 – ließ ihr Mann ihre Gebeine in ihre Heimat nach Straßburg überführen.

Mit dieser traurigen Geschichte verdeutlichte Willi Schaupp die damalige gegenseitige Feindschaft zwischen den beiden Ländern, die für die 20-Jährige das Todesurteil bedeutete.