Karl Teufel wollte im Garten den Hortensienstrauch ausgraben, als er auf einen harten Gegenstand traf, der sich später als Artilleriegranate entlarvte. Foto: Feinler

Granatenfund: Kampfmittelbeseitigungsdienst rückt an. Ausnahmezustand bei Familie Teufel.

Eutingen - Eine Spatenlänge grub Karl Teufel in die Tiefe, als er auf eine hartnäckige Wurzel stieß – scheinbar. "Dann habe ich erst mal das Häckerle geholt und weiter gehackt", berichtet der Eutinger von seinem Fund im Garten.

Doch anstatt einer Wurzel des gerade ausgegrabenen Hortensienstrauchs kam eine Artilleriegranate zum Vorschein. "Ich hätte sie ja ins Recyclingcenter gebracht, aber meine Frau hat erst einmal rumgeforscht", berichtet der Pensionär vom tagesfüllenden Ereignis.

Nachbar und umliegende Anwohner wurden zu Rate gezogen. Diese machten Erinnerungsfotos und vermaßen die Granate. 25 Zentimeter maß das mit Erde verschmutzte Kampfmittel. Ein Eutinger Polizist riet der Familie Teufel, die Polizei anzurufen.

Schnell waren die Streifenpolizisten vor Ort und bewachten den "rübenähnlichen Fund", der noch nicht hundertprozentig zugeordnet werden konnte. "Ein Nachbar hat gleich gesagt: Das ist eine Granate", sagen die Teufels, die von morgens bis in die Nachmittagsstunden Polizeischutz im Garten hatten.

Die ersten Streifenpolizisten wurden durch die nächste "Wache" abgelöst. Erst als der Kampfmittelbeseitigungsdienst kam, durften die Polizisten ihren Posten verlassen.

Das Viertel im Asternweg in Eutingen wurde nicht geräumt, es bestand keine Zündgefahr, erklärt das zuständige Polizeipräsidium Tuttlingen. Vorsicht sei jedoch geboten, erklärt Harri Frank vom Polizeipräsidium: "Die Kampfmittel liegen schon über 60 Jahre unter der Erde. Manche sind noch zündfähig, wenn dann lange drauf rumgehackt wird, kann so ein Kriegsgut schon mal losgehen."

Ein weiteres Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg habe am Wochenende ein Landwirt beim Pflügen seines Ackers in Bad Dürrheim gefunden. "Er hat wohl tiefer gepflügt als sonst und legte eine amerikanische Splitterbombe frei. Die war noch intakt", so Harri Frank.

Entwarnung gab er bei der Artilleriegranate aus Eutingen: "Sie gehört zur Rubrik Blindgänger". Der Kampfmittelbeseitigungsdienst nahm die Granate mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern mit nach Stuttgart, um sie dort zu zerlegen und zu beseitigen.

In Eutingen ging währenddessen die Suche nach der Herkunft der Granate los. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der heutige Asternweg, der damals landwirtschaftlich genutzte Fläche war, nicht bombardiert. Drei Scheuern auf dem heutigen Sportheim-Gelände brannten im April 1945. "Das waren aber nicht die Franzosen. Das deutsche Heer hat aus Felldorf auf Eutingen geschossen, um den Einmarsch zu verhindern", erinnert sich ein Zeitzeuge aus Eutingen.

Woher die Granate auf dem Grundstück Richtung Ergenzingen kommt, ist bisher nicht geklärt. "Deutschland war Kriegsgebiet. Wir können keinen Ort ausschließen, denn Fliegerangriffe waren überall", erklärt Harri Frank vom Polizeipräsidium.

Als Familie Teufel das Haus gebaut hatte, sei ihr nichts aufgefallen. Zudem habe die Granate nur knapp eine Spatentiefe unter der Erde gelegen. "Das ist komisch, denn als ich vor einigen Jahren den Strauch eingepflanzt habe, ist mir die Granate noch nicht aufgefallen", meint Karl Teufel. Eine weitere Vermutung kommt auf: Vor 17 Jahren ließ die Familie den Gartenwall auffüllen, wobei Erde von außerhalb auf das Grundstück gefahren wurde. Vielleicht sei die Granate dort dabei gewesen, so die Mutmaßung.

Spaß hatten die Bewohner der Wohngegend, die den Granatenfund so schnell nicht vergessen werden. Auch Karl Teufel kann darüber lachen und meint: "So ein Aufwand wegen eines Blindgängers, hätte ich ihn bloß gleich weggeworfen."