Heimatgeschichte: 1250-Jahre-Feier muss zu Hause im Kreis der Familie gefeiert werden

Eutingen-Rohrdorf (af). Rührig sind die Rohrdorfer, vor allem das Team rund um das Kinderhaus "Taka Tuka Land", wenn es um 1250 Jahre Rohrdorf geht. Die geplante Feier vom 17. bis 19. Juli wird aufgrund von Corona verschoben, doch trotzdem begeht so mancher Rohrdorfer am morgigen Sonntag die "1250 Jahre" seines Heimatortes.

Lang planten die Arbeitskreise, wie man das Jubiläum umsetzen kann. Dann kam Corona, und erneut stellte sich für die Ehrenamtlichen die Frage, was sie tun könnten. Die Schenkung an das an das Kloster Lorsch am 31. Mai 770 wollten die Bürger und Gruppen nicht verstreichen lassen. Ein Zeichen, ähnlich, wie es die Sportfreunde Rohrdorf mit ihrem Bäumchen am 1. Mai gemacht haben, sollte gesetzt werden.

Die Ortsverwaltung rund um Ortsvorsteher Alexander Schweizer arbeitet an der Umsetzung, die kurzfristig erfolgen soll. Währenddessen haben sich die Ehrenamtlichen der Arbeitskreise die Besonderheiten von Rohrdorf vorgenommen.

Mit den römischen Funden "Zwölfgötter" im Gewerbegebiet "Neuer Bahnhof", das auf Rohrdorfer Gemarkung liegt, wurde der kleinste Ort der Gemeinde Eutingen weit über die Grenzen hinaus bekannt (wir berichteten). Rohrdorf lag wohl zur Zeit der Römer an einer Hauptverkehrsachse, worauf ein Schild zu den römischen Funden im Gewerbegebiet hinweist.

Doch auch später war der Ort immer wieder im Gespräch, geht aus der Geschichte hervor: "An der Alten Straße, einen Kilometer nordöstlich und 200 Meter südöstlich der Kirche, fand man Siedlungsspuren aus der jüngeren Steinzeit." Festgehalten wurde die Geschichte ab 770 im Heimatbuch der Gemeinde: Damals hieß Rohrdorf noch Rosdorpher marca. 1258 liest man dann den Namen Rohrdorf, was so viel wie Röhricht, also Dorf im Röhricht, bedeutet. Rohrdorf gehörte ursprünglich mit Eutingen zur Herrschaft Eutingertal der Schenken und Stauffenberg und war mit Eutingen und Horb bis 1806 hohenbergisch.

Aus dieser Zeit rührte, schrieb einmal Wilhelm Schäfer anlässlich einer Fahnenweihe des Gesangsvereins, der "Charme der Rohrdorfer Mädchen, die sich zu Festtagen besonders anmutig zu kleiden verstehen".

Solche Geschichten möchte die Ortsverwaltung am Jubiläumswochenende lebendig wissen. Und mit Rohrdorf verbindet so mancher eine Geschichte, beispielsweise die katholische Kirche.

Denn die Sankt-Georg-Kirche in Rohrdorf wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet. 1726 erhielt sie einen neuen Turm. 1858 wurde die Kirche umgebaut und 1921 erweitert, wovon heute noch Fotos vorhanden sind. Von 1838 an hatte Rohrdorf eine eigene Pfarrei, aber seit Pfarrer Fridolin Albus keinen eigenen Pfarrer mehr.

Ein Großprojekt erlebten die Rohrdorfer, als die alte Ortsstraße begradigt wurde. Einige in die damalige Straße hineinstehende Gebäude wurden abgerissen – so auch das damalige und 1846 gebaute Schul- und Rathaus.

Und auch die Hopfenzeit, als in Rohrdorf noch zahlreiche Stunden mühevoller Arbeit gefragt waren, vergessen so manche nicht – zumal Rohrdorf heute noch Landwirte aufweist.

Zu den berühmten Rohrdorfern zählt der Rohrdorfer Heimatdichter Karl Maier, der am 20. Januar 1886 geboren wurde. Der eigentliche Bäcker schrieb Gedichte, ob auf schwäbisch oder hochdeutsch, nachdenklich oder schelmisch, die bis in die heutige Zeit verweilen. Vor allem das Gedicht vom "Schwendelstoa" erheiterte die ältere Generation. "Wenn am Karfreitag um 12 Uhr die Kirchturmglocken läuten, dann springt der Schwendelstoa im Kreis rum", war ein Zitat von Karl Maier. Ungenutzt lassen die Angehörigen des Rohrdorfer Kindergarten das Jubiläumsjahr nicht und rufen immer wieder zu Aktionen auf (wir berichteten).

Die Ehrenamtlichen der Arbeitskreise hoffen, dass die Rohrdorfer dieses Wochenende zuhause das Jubiläum im Familienkreis begehen und damit die Geschichte Revue passieren lassen.