Dem Planungsbeginn zur Sanierung des Eutinger Rathauses gab der Gemeinderat nun seine Zustimmung.Archiv-Foto: Faust Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat stimmt für die Sanierung des Eutinger Rathauses / 750 000 Euro Zuschuss aus ELR-Programm

Seit sechs Jahren geistert die Sanierung des Rathauses von Eutingen durch die Sitzungen des Gemeinderats – nun gab es eine Entscheidung. Das Gremium stimmte dem Planungsbeginn zu.

Eutingen. Unter Coronabedingungen, dazu gehört neben der obligatorischen Maske auch das regelmäßige Durchlüften des Raumes, fand die jüngste Gemeinderatssitzung im großen Medienraum des Schulzentrums statt. Bis auf Rohrdorfs Ortsvorsteher Alexander Schweizer, der sich entschuldigt hatte, waren alle Gemeinderatsmitglieder anwesend. Dies war sicher auch dem Umstand geschuldet, dass man gleich im ersten Tagesordnungspunkt über die Genehmigung der Planung zur Sanierung und Umbau zu einem barrierefreien Rathaus in Eutingen abstimmen musste.

Das Rathaus Eutingen wurde im Jahr 1979 erbaut. In den Jahren 1994/95 wurde das Rathaus an der Nordseite um einen Anbau erweitert. Das fast 42 Jahre alte Gebäude weist mittlerweile verschiedene Missstände auf und soll im Rahmen einer Sanierung barrierefrei gestaltet werden, so die Ausgangslage.

Sechs Jahre geistert dieses Vorhaben nun durch die Sitzungen. Es wurde vieles geplant, wieder verschoben, Zuschussmittel beantragt und nicht erhalten, andere Projekte vorgezogen, doch nun wurde das einstimmige Ja zum Planungsbeginn für diese Sanierung vom Gemeinderat gegeben. Nicht zuletzt deshalb, weil man projektbezogen eine dreiviertel Million Euro aus dem ELR-Programm erhält, wie Bürgermeister Armin Jöchle eingangs erwähnte. Er betonte, dass er diesen Höchstmittelzuschuss nicht gerne verlieren möchte, zumal der Umbau die Gemeinde rund 2,6 Millionen Euro nach heutigem Kenntnisstand kosten wird. Auch sei der Zeitpunkt nahezu ideal, da man von den heutigen Räumen der Volksbank rund zwei Drittel zurückkaufen konnte. Ein Umstand, den Armin Jöchle als eine wesentliche Neuerung in der Planung wertete. Hier soll nun das Bürgerbüro mit Hintergrundbüro eingerichtet werden, das man ebenerdig erreichen kann. Das verbleibende Drittel der Räume wird weiterhin von der Volksbank als umgestaltete Filiale genutzt, so dass man mit keiner Bankschließung rechnen muss.

Ein weiterer, und wahrscheinlich wichtigster Punkt der Planung sieht vor, an der Südseite des Rathauses (heutiges öffentliches WC und WC für die Mitarbeiter) einen Aufzug einzubauen. Der Aufzug kann entweder durch den Haupteingang oder durch den seitlichen Eingang erreicht werden. Der Haupteingang erhält einen neuen Windfang mit automatischer, berührungsfreier Türöffnung. Mit dem Aufzug kann man alle Ebenen im Rathaus (inklusive Keller und Sitzungssaal) erreichen. Der WC-Anbau Richtung Kirche entfällt dadurch.

Architekt Fritz Kempf, der bereits beim Bau des jetzigen Bestandsgebäudes federführend war, stellte dem Gremium die wesentlichen Eckpunkte der Sanierung vor. Die Gesamtsituation und die Bausubstanz sei gut, die könne so bleiben, so das Urteil des Planers, der hoffte, dass man jetzt einen Planungsstand habe, der genehmigungsfähig ist. Die dargestellten Umgestaltungsmaßnahmen lassen sich bis auf den Aufzug überwiegend in den bestehenden Raumaufteilungen umsetzen. Defizite gibt es dafür bei den Bodenbelägen, Türen, Decken, elektrischen Anlagen, Beleuchtung, Heizung und Möblierung.

Kempf ging in seinem Sachvortrag auf planerische Details anhand der Querschnitte der Stockwerke ein und erläuterte die entsprechende Anpassung der Räume. So soll beispielsweise das Trauzimmer im oberen Stockwerk (die frühere Bücherei) mit einer besseren Klimaanlage ausgestattet werden, da sich der Raum vor allem im Sommer durch die großen Fenster und die Lage unter dem Dach stark erhitzt. Auch das große Sitzungszimmer im mittleren Stockwerk muss auf Vordermann gebracht werden. Vor allem medientechnisch, aber auch in puncto Klimatechnik. "Dieser Raum muss komplett neugestaltet werden", ist sich der Architekt sicher, der weitere Planungsdetails vorstellte, die alle auf der Homepage der Gemeindeverwaltung abrufbereit zu sehen sind. Armin Jöchle betonte, dass man bei dieser Sanierung innerhalb aller Richtlinien bleibt und selbst der Eine-Welt-Laden könne erhalten bleiben.

Als wichtiger Aspekt der Energiegewinnung kommen Fotovoltaik-Elemente aufs Rathausdach. Im jetzigen Ausbaustadium kann man mit 28 Paneelen eine Fläche von 120 bis 140 Quadratmeter darstellen; für etwa 10 000 Euro Mehrkosten könnte man diese Kapazität von 28 Paneelen auf 40 Paneele aufstocken, so eine weitere Info des Planers. Mit dieser Aussage war auch die Frage von Rainer Himmelsbach nach der zukünftigen Heizung im neu sanierten Rathaus zumindest teilweise beantwortet. Ihm schwebte ein kleines Blockheizkraftwerk oder die Anbindung an eine (nicht vorhandene) Nahwärme vor. Neben der regenerativen Energie vom Dach würde man im jetzigen Planungsstadium mit Gas oder Pellets zuheizen, erklärte Jöchle.

Nein, ein Ruheraum für das Personal sei (noch) nicht vorgesehen und wurde vom Personalrat auch so genehmigt, sagte der Schultes auf die nächste Frage von Himmelsbach, dafür gehe eine Ladestation für E-Bikes klar.

Rat Winfried Seele stellte fest: "Ich bin froh, dass wir jetzt so eine gute Planung vorliegen haben" und auch Rat Gerhard Schweizer wertete die Lösung Bank-Bürgerbüro als gute Kombination. "Das spart uns die Rampe ins Rathaus rein."

Skeptisch ist Schweizer hingegen, was die Kostenschätzung anbelangt. "In Weitingen wird der Hallenumbau bis zu 30 Prozent teurer als geplant", erinnerte er.

Architekt Fritz Kempf sagte dazu, dass man so detailliert wie möglich gerechnet habe, und Jöchle ergänzte, dass man nicht wisse, wie sich der Markt entwickle. "Alles was erst im Jahr 2022 ausgeschrieben wird, ist noch offen." Rat Michael Mattenschlager wollte wissen, was sich hinter dem Begriff "Starkstromanlagen" verbirgt. "Das sind alle Elektroinstallationen samt Mobilen Notgeräten", lautete die Antwort. Gemeinderätin Sonja Schlichter-Müller wollte wissen, ob es genügt, dass man ein offenes Treppenhaus als einzigen Fluchtweg in der Planung hat. Hier musste Jöchle zugeben, dass man eventuell noch nachbessern müsste.

Für Ratsmitglied Martin Kramer ist die Planung in Ordnung. "Ich finde es gut, dass man mit dem Bau- und Finanzierungsbeschluss bis zur Sommerpause wartet, und dann auf der Grundlage der aktualisierten Kostenberechnung und Finanzlage entscheidet." Er hob aber hervor, dass für ihn die Kinderbetreuung oberste Priorität habe." Armin Jöchle konterte: "Auch wenn sie jetzt nichts vom Kindergartenneubau hören – wir sind dran." Die europaweite Ausschreibungspflicht habe dieses Projekt etwas nach hinten verschoben, erklärte Jöchle, der aber darauf hinwies, dass man den Förderzuschuss von 750 000 Euro verliert, wenn man jetzt beim Rathaus zurückrudert. "Man sollte nicht gleich zucken, wenn man mal ein Jahr mit schlechtem Steueraufkommen hat. Im Gegenteil, jetzt ist Schuldenmachen nahezu schon sinnvoll. Die kosten uns fast nix – im Gegenteil", gab’s für den jungen Gemeinderat eine kleine Lektion in kommunaler Haushaltsstrategie.

Für Rat Thorsten Weiß ist klar, dass man nicht auf den ELR-Zuschuss verzichten sollte. "750 000 Euro ist kein Betrag, den man einfach so liegen lassen darf", seine Überzeugung. Für Rat Siegfried Blum ist hingegen das Thema Nah- oder Fernwärme so wichtig, dass man hier eine zügige Entscheidung herbeiführen sollte.

Selbst Rat Anton Friedrich zeigte sich davon überzeugt, dass es sich bei dem jetzigen Planungsstand gelohnt habe, dass man mit dem Projekt so lange zugewartet habe. Auch er sprach die Themen Heizung und Kindergarten an und wollte zudem wissen, was denn der Umzug der Gemeindeverwaltung während der Umbauphase des Rathauses in das Schulzentrum so kostet. "50 000 Euro haben wir im Ergebnishaushalt dafür vorgesehen, sind jedoch der Meinung, dass das schon sehr hochgegriffen ist", so Armin Jöchle.

Abschließend wollte Rätin Svenja Gluth wissen, ob man auch über Raumeinsparungen durch Home-Office nachgedacht habe. Das hat man, stellte Jöchle fest, doch die Nachfrage sei gar nicht so groß, wie oft vermutet. Auch könne man nicht alles über das Bürgerbüro abfedern, da oft die Fachabteilungen gefragt würden. Außerdem habe fast jeder Mitarbeiter sein eigenes Büro", stellte der Rathauschef klar. Ansonsten ist für Gluth klar, dass das Gesamtkonzept passt und der Aufzug super sei. Nun hofft sie auf eine zeitnahe Umsetzung. Diesbezüglich sieht der Plan vor, dass 2021 für die Planung und die Bauvorbereitung genutzt wird, ab Februar 2022 mit dem Umbau begonnen wird und wenn alles klappt wie vorgesehen, Ende April 2023 ein barrierefreies Rathaus bezugsfertig ist.