90 Anwohner besuchen Info-Abend in Ettenheimweiler. Bürgerbefragung geplant.
Ettenheimweiler - Die Telekom plant, mitten in Ettenheimweiler einen Sendemast für Mobilfunk zu errichten. Dagegen regt sich Widerstand im Dorf – die Menschen befürchten Gesundheitsgefahren. Ein Info-Abend war jetzt sehr gut besucht.
Fast 90 Bürger samt einiger auswärtiger Gäste drängten sich im Clubhaus des Sportvereins. Alle bewegte die Frage, ob vom Mobilfunk Gefahren für die Gesundheit ausgehen. Fünf Familien, die in der Nähe des vorgesehenen Standorts am "Stromhäusle" wohnen, hatten im 570-Einwohner-Ort 90 Unterschriften dagegen gesammelt (wir berichteten). Horst Römer sprach nun für sie und betonte eingangs, dass man nichts gegen einen verbesserten Mobilfunk habe, jedoch den Standort des Sendemasts ablehne – eben wegen der Gesundheitsgefahren.
Gefahr durch Sendemast?
Dass es diese Gefahren gibt, erläuterte Klaus Buchner, ein Physiker, Universitätsprofessor und Politiker. Bei der Europawahl 2014 kandidierte Buchner als Spitzenkandidat der ÖDP und wurde zum Mitglied des Europäischen Parlaments gewählt.
Von strahlungsstarken Sendemasten würde ein Krebsrisiko ausgehen, sagte er in Ettenheimweiler. Zwar gebe es dafür Grenzwerte, doch die seien in Deutschland viel zu hoch angesetzt. Klar sei, dass die Strahlung von Mobilfunk-Sendern in der Nähe gesundheitsschädigend wirke. Auch von auftretenden Symptomen wie Gereiztheit, Nervosität und Konzentrationsproblemen sprach Buchner.
Was tun?
Nein, Handys verbieten wollte niemand der anwesenden Bürger in Ettenheimweiler. Jedoch hätte man gern eine wesentlich strahlenärmere Funk-Technik. Die gibt es zwar, ist jedoch für Mobilfunkbetreiber weniger rentabel, sprich: teurer. Für den strittigen Funkmast wurden vier andere Standorte vorgeschlagen, etwa in der Nähe des Hochbehälters am weniger bewohnten Ortsrand. Doch diese Alternativen zu bewerten, würde die Stadt per Gutachten möglicherweise 6000 Euro kosten, hieß es in der Versammlung. Das sei, so Buchner, jedoch locker durch Mieteinnahmen wieder hereinzuholen. Überdies sei zu erwarten, dass sich, wenn der Sendemast erst mal steht, weitere Mobilfunkbetreiber mit dranhängen. Dass der Mast nicht auf privatem Grund errichtet wird, könne man mit einer Bauleitplanung verhindern, empfahl Buchner.
Wie geht es weiter?
Mit Rathauschef Bruno Metz ist besprochen, dass es in Ettenheimweiler eine Bürgerbefragung geben soll. Dazu werden Fragebögen an alle Haushalte verteilt. Vorgeschlagene Fragen: 1. Soll eine Mobilfunkstation für Ettenheimweiler errichtet werden? 2. Falls eine Mobilfunkstation errichtet wird, muss die Standortwahl auf Basis eines unabhängigen Gutachtens erfolgen. Das Gutachten hat den Auftrag, die Strahlenbelastung für die Bevölkerung zu minimieren.
Stabhalter Reinhard Meier ist es wichtig, für die Anlage den besten Standort zu finden. Römer ist zuversichtlich: "Das konstruktive Gespräch mit Bürgermeister Metz läuft weiter." Letztlich wird der Gemeinderat über den Standort entscheiden.
Buchners Empfehlungen
Ungeachtet der Standortwahl für den Sendemast in Ettenheimweiler rät Physikprofessor Buchner: Um die Gefahren durch Funkstrahlen zu verringern, sollten beim Telefonieren Headsets benutzt und Handygespräche nur bei gutem Empfang geführt werden. Und: "Das Mobiltelefon sollte nicht angeschaltet in der Brust- und Hosentasche mitgeführt werden." Den Gebrauch von Schnurlostelefonen in Wohnungen und Büros sollte man möglichst ganz vermeiden. Das gelte auch für zu oft an den Kopf gehaltene Smartphones.