Clemens Schmidlin und Marieke Henriques in der Volkshochschule Calw Foto: Rousek

Es ist das erste Programm der Volkshochschule Calw (VHS) unter ihrem neuen Leiter Clemens Schmidlin. So richtig konnte er dem Kursheft für das Frühjahrssemester zwar noch nicht seinen Stempel aufdrücken, doch immerhin steht es nicht mehr gänzlich im Zeichen von Corona.

Calw - Clemens Schmidlin hält das beinahe druckfrische Programmheft der VHS Calw in den Händen. Er habe, räumt er ein, auch erst einige flüchtige Blicke hineingeworfen. Das Programm entstammt noch der Feder seines Vorgängers Sebastian Plüer, der die VHS Calw zum Jahreswechsel verlassen hatte. Das Schwerpunktthema: Schlaf. Zunächst sei kurz mit dem Gedanken gespielt worden, gar keinen Schwerpunkt zu setzen, weiß Schmidlin von den Kollegen. Dann aber sei die Idee zu diesem Thema gekommen. Schon in vorherigen Semestern habe es immer wieder Kurse zu besserem Schlaf gegeben. Doch es gebe noch so viel mehr Facetten rund um die nächtliche Erholung, fügt Marieke Henriques, stellvertretende Leiterin der VHS, hinzu. Und das spiegle sich auch im Programm wider. Besonderes Schmankerl: Der Vortrag über "Luzides Träumen" von Brigitte Holzinger (22. Februar), einer Expertin aus Wien. Schmidlin zeigt sich fasziniert von dieser Technik, die dafür sorgen soll, dass man Kontrolle über seine Träume erlangt. Deshalb habe er bei diesem Termin auch schon mitgemischt. Der Vortrag findet online in Kooperation mit der VHS Spaichingen, Schmidlins ehemaliger Wirkungsstätte, statt.

Grundsätzlich, sagt der neue Leiter, sei es schön, ein Schwerpunktthema zu haben. Manche Volkshochschulen verzichteten inzwischen auch darauf. Doch Schmidlin möchte das gerne beibehalten. Zumindest vorerst.

Ungeachtet dessen gibt es natürlich auch Kurse und Vorträge, die nichts mit Schlaf zu tun haben. Da wären zum Beispiel eine Buchvorstellung von der Tübinger Notärztin Lisa Federle, die durch ihr Engagement in der Corona-Pandemie berühmt wurde (19. Mai). Oder ein erneuter Besuch des Politikers Franz Müntefering (1. Juni). Für Schmidlin als Archäologe ist der Vortrag über die versunkene Stadt Pompeji (3. Februar) ein absoluter Höhepunkt. Schließlich habe er dort schon selbst "gebuddelt".

Regionale Künstler

Im neuen Semester wird die Senioren-Uni wieder aufgenommen, kündigt Henriques an, der Schwerpunkt liege hierbei auf Palästina. Ab Herbst solle das Ganze dann noch mehr intensiviert werden. In den vergangenen Jahren habe man mit der Senioren-Uni große Erfolge erzielt.

Antworten auf Lebensfragen soll Thomas Meyer geben (18. Juni), der schon mehrfach in Bad Wildbad zu Gast war und dort bereits einen kleinen Fan-Club hat, verrät Henriques. Ansonsten gebe es im Bereich "Kunst, Kultur, Gestalten" viele Kurse mit regionalen Künstlern – beispielsweise mit Lothar Hudy, der jüngst seinen 75. Geburtstag feierte. Darüber hinaus wird die Künstlerin Elisabeth Berta, neben ihren Kursen mit neuartigen Maltechniken, ihre Werke in der VHS ausstellen (ab 7. März).

Die Junge VHS arbeitet erstmals intensiv mit dem Jugendforschungszentrum (JFZ) zusammen, um sich künftig verstärkt der Biologie zu widmen. Es wird eine Art Naturakademie geben, kündigt Henriques an. Die jüngeren Kinder befassen sich beispielsweise mit Insekten, während die Älteren ein längerfristiges Projekt rund um die Haselmaus betreuen.

Erstmals wird es auch ein Kleider-Repaircafé (19. März) für Jugendliche und Erwachsene geben. Reparieren und verschönern statt wegwerfen ist hier die Devise. Überhaupt gebe es ein breites Kreativangebot, wie eine Schuh- oder eine Druckwerkstatt. "Für die ganzen kleinen Nerds da draußen", wie Henriques es liebevoll formuliert, wird zudem eine Game-Design-Woche (19. bis 22. April) angeboten. Das Bewegungsangebot für Kinder und Jugendliche wurde im Gegenzug ausgebaut, beispielsweise gibt es jetzt Yoga für Kinder.

Schmidlin ist hellauf begeistert von der Jungen VHS – es sei "sensationell", was da in den vergangenen Jahren unter der Federführung von Henriques entstanden sei.

Trend zur Kurzfristigkeit

Der mit rund 200 Angeboten größte Bereich, die Gesundheit, wartet im neuen Semester mit einigen Neuheiten auf. Beispielsweise ist künftig Tibetisches Heilyoga im Programm, ebenso wie Aqua Nordic Walking sowie ein Yoga-Kurs für Männer.

Der offene IT-Treff, zu dem man mit Fragen kommen kann, wurde Schmidlin von seinen neuen Kollegen als eine Besonderheit des Bereichs "Arbeit, Beruf und Computer" vorgestellt. Was die Sprachen anbelangt, gelten eher Schwedisch und Arabisch als Exoten, die neben den "klassischeren" wie Spanisch, Französisch, Deutsch oder Englisch, die an der VHS unterrichtet werden.

"Bewährtes, Neues und Zuversichtliches" – dies beschreibe das neue Semester ganz gut, fasst die Führungsspitze der VHS zusammen. Man plane "optimistisch" in Sache Corona. Größere Vorträge und Veranstaltungen eher im Frühjahr/Sommer, einiges online und ansonsten eben unter den herrschenden Bedingungen. Trotz der Umstände bittet das VHS-Team darum, sich für die Kurse und Veranstaltungen anzumelden. Der Trend zur Kurzfristigkeit erschwere die Planung enorm, gibt Schmidlin zu bedenken.

Das neue Programmheft liegt in Rathäusern, Banken und Arztpraxen aus sowie in den "Schatzkisten" vor einigen öffentlichen Gebäuden. "Die Mitarbeiter haben viel Geld reingesteckt", lobt der neue Leiter.