Besuch im Lazarett: Johannes Wörner und seine Frau Anna im Jahr 1918 Foto: Privat

Wie schnell das Schicksal alle Pläne über den Haufen werfen kann, zeigt die Geschichte, die uns Leser Hans Martin Wörner aus Stuttgart zugeschickt hat.

Stuttgart - „Die Verwundung meines Großvaters Johannes Wörner im Frühjahr 1918 hatte für meine Familie geradezu schicksalhafte Folgen“, schreibt Hans Martin Wörner aus Stuttgart.

1923 habe sein Großvater beschlossen in die USA auszuwandern, genauer gesagt nach Lancaster in Pennsylvania, saß dort doch bereits seit 1854 ein Teil der Familie. Der Großvater sollte vorausfahren, um Arbeit und Unterkunft zu besorgen, seine Frau und die drei Söhne später folgen.Die ganze Verwandtschaft hatte zusammengelegt, um das Geld für die Schiffspassage aufbringen zu können.

„Es war alles bestens vorbereitet, die Koffer gepackt, die Schiffskarte besorgt und der Abreisetag festgelegt“, schreibt Wörner. „Großvater begab sich noch für ein paar Tage ins Stuttgarter Marienhospital zur Nachuntersuchung seiner Verwundung.“ Doch dann kam die Inflation, das Geld verlor fast über Nacht seinen Wert und die Auswanderung fiel ins Wasser. „Für die Familie hätte die Zukunft ganz anders verlaufen können“, erzählt Wörner.

Vor allem ein Gedanke habe seinen Vater Hans zeitlebens bewegt: Statt in der Wehrmacht zu kämpfen, wäre er womöglich als US-Soldat nach Deutschland zurückgekommen und hätte gegen die Deutschen gekämpft. In den Ardennen beispielsweise. Dort ist der beste Freund und Schwager seines Vaters im Januar 1945 gefallen – getötet durch die Kugel eines amerikanischen Soldaten. Unter anderen Umständen hätte es die Kugel des US-Soldaten Wörner sein können.

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