In den Nächten auf Samstag und Sonntag kam es erneut zu Unruhen in Straßburg. Unser Foto zeigt Bereitschaftspolizisten in der Nähe eines brennenden Autos im Viertel La Meinau. Foto: Jean-Francois Badias

An drei aufeinanderfolgen Tagen ist es in Straßburg zu Gewaltausbrüchen gekommen: In der Nacht auf Sonntag brannten in der elsässischen Hauptstadt 16 Fahrzeuge und rund dreißig Mülltonnen. Ein Polizist wurde laut Medienberichten leicht verletzt.

Hinter Straßburg liegt ein von Gewaltausbrüchen geprägtes Wochenende: Nachdem in der Nacht auf Samstag bei Unruhen 50 Autos und 30 Mülltonnen in Brand gesteckt worden waren, kam es laut der elsässische Zeitung „Dernières Nouvelles d’Alsace“ (DNA) auch von Samstag auf Sonntag wieder zu Zusammenstößen zwischen Gruppen von meist jungen Menschen und Polizei. Allerdings seien nur noch 16 Fahrzeuge und rund dreißig Mülltonnen in Brand gesteckt worden. Bei Auseinandersetzungen mit den meist jungen Randalierern wurde laut DNA ein Beamter leicht am Fuß verletzt.

Demonstranten errichten Straßenbarrikaden

Weiter berichtet die Zeitung, dass Demonstranten in der Nacht auf Sonntag im Stadtbezirk Cronenbourg Barrikaden errichtet hätten. Dort habe die Polizei Tränengas eingesetzt, um die Straßen räumen zu können. Auch im Stadtteil Hautepierre muss es demnach hoch her gegangen sein. Erst gegen 4 Uhr am Morgen sei Ruhe eingekehrt.

Zudem berichtet die DNA unter Berufung auf die Präfektur des Departments Bas-Rhin von 13 Verhaftungen. Von Freitag auf Samstag waren bereits 22 Menschen verhaftet worden. Insgesamt soll es rund um die Gewaltausbrüche nach dem Tod eines 17-Jährigen in einem Pariser Vorort zu mehr als 60 Verhaftungen in Straßburg gekommen sein.

Der Trambetrieb im gesamten Netz der Straßburger Verkehrsbetriebe (CTS) und damit auch auf der deutschen Rheinseite in Kehl endete am Samstag bereits um 13 Uhr. Als Grund wurden die Gewaltausbrüche in den zurückliegenden Nächten, aber auch die Plünderungen und Zerstörungen in der Straßburger Innenstadt am Freitagnachmittag angegeben. Am Sonntag lief der Betrieb der grenzüberschreitenden Tram jedoch wieder normal, teilt die Stadt Kehl mit.

Bisher schwappen die Unruhen nicht über den Rhein

Offenbar wirken sich die Krawalle in Straßburg bis auf den Trambetrieb nicht auf die deutsche Rheinseite aus. „Hier in Kehl ist alles ruhig“, berichtete eine Sprecherin der Stadt am Samstag auf Nachfrage unserer Redaktion.

Am Freitagnachmittag war es in Straßburg zu Zusammenstößen von meist jungen Menschen mit der Polizei gekommen. Foto: Badias

Bei einem ersten Gewaltausbruch in der Nacht auf Freitag waren in Straßburg 72 Fahrzeuge zerstört worden, berichtete die Stadt Kehl. Selbst Schulgebäude seien angezündet worden. Im Straßburger Rheinhafenviertel waren am Donnerstag brennende Mülltonnen auf die Tramgleise geschoben und Züge mit Steinen und Feuerwerksbatterien beworfen worden, berichteten die Straßburger Verkehrsbetriebe. Am Freitag war eine große Gruppe in der Innenstadt mit der Polizei aneinander geraten. Die Sicherheitskräfte sollen dabei auch Tränengas eingesetzt haben.

In sozialen Netzwerken kursieren Protestaufrufe

Für Samstag waren weitere Ausschreitungen erwartet worden. „Laut Medienberichten wurde am Samstag um die Mittagszeit zu weiteren Unruhen aufgerufen, so dass sich zahlreiche Einzelhändler entschieden haben, ihre Geschäfte zu schließen“, teilte die Stadt Kehl am Samstag mit. Auch die DNA berichtet von entsprechenden Aufrufen. Demnach sei in den sozialen Netzwerken die Rede davon gewesen, Läden in der Innenstadt zu plündern und die Straßenbahn anzugreifen.

Präfektin ergreift Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit

Die Präfektin des Bas-Rhin, Josiane Chevalier, ordnete daraufhin Maßnahmen zur „Aufrechterhaltung der Sicherheit“ an: So sind laut Mitteilung ihrer Verwaltung Demonstrationen im gesamten Straßburger Stadtzentrum bis Montagmorgen untersagt. Zudem war der Verkauf von Feuerwerkskörpern verboten.

Polizeikontrolle endet tödlich

Auslöser der Unruhen war der Tod eines 17-Jährigen bei einer Polizeikontrolle am Dienstag. Eine Motorradstreife in Nanterre bei Paris hatte den jungen Mann am Morgen am Steuer eines Autos gestoppt. Als er plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Der Vorfall sorgte landesweit für Bestürzung, Frankreich wird seitdem von heftigen Unruhen erschüttert. Der Polizist, der für den Tod des jungen Mannes verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet.