Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) bei der Vorstellung des Ernährungsreports Foto: AFP/TOBIAS SCHWARZ

Cem Özdemir will viel, wird aber von seinen Koalitionspartnern und von den Ländern ausgebremst, meint Bernhard Walker.

Der Mann ist ja bekennender Vegetarier. Somit wird sich Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) freuen, dass die Bundesbürger weniger Fleisch essen – und zwar ganz ohne Verbote oder „Veggie-Days“. Umso erstaunlicher, wie wenig Özdemir daraus zu machen imstande ist.

Der Wandel ist beachtlich: Seit 2018 ist in Deutschland der Pro-Kopf-Fleischkonsum um fast 15 Prozent gesunken. Nun kann es durchaus sein, dass die Befragten nicht ganz ehrlich sind – dass sie also öfter ein Schnitzel in die Pfanne legen oder in die Bratwurst beißen, als sie es angeben. Tatsache ist aber, dass der Discount-Riese Lidl jetzt die Preise für Fleischersatz-Produkte gesenkt hat und Fast-Food-Ketten kräftig die Werbetrommel für pflanzliche Hamburger und fleischlose „Chicken Nuggets“ rühren. Und im Lebensmittelhandel oder bei Burger King geht es ganz sicher nicht um vielleicht vage Angaben, sondern um ein hartes betriebswirtschaftliches Kalkül: Die Firmen sehen einen wachsenden Markt, auf dem sie Geld verdienen wollen.

Es tut sich was bei der Ernährung

Es tut sich also was bei der Ernährung. Aber was macht der Ernährungsminister? Eindeutig zu wenig. Viele Konsumenten wünschten sich „mehr Zugang zu einer pflanzenbasierten Ernährung“, sagte er am Freitag, als er den Ernährungsreport vorstellte. Dazu würde es gut passen, wenn die Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte niedriger wäre – auch deshalb, weil die Inflation bei Obst und Gemüse besonders deutlich zu Buche schlägt.

Özdemir fordert die Streichung der Steuer auf diese Lebensmittel – vergebens. Özdemir ist in den Mühen der Ebene angelangt. Eingemauert zwischen seinen Koalitionspartnern und den Ländern, macht er nur kleine Fortschritte.